Dies ist ein Text zu den abc.etüden von Christiane. Ziel ist es 3 Worte in 300 Zeichen unterzubringen. Die Schreibeinladung für die Wochen 6 + 7 beinhaltet die Worte „Affe, neu, blockieren“, gesponsert von wortmann.
Mit der Etüde habe ich mich schwer getan. Zum einen habe ich viel um die Ohren, zum anderen fand ich diesmal die Wortbegrenzung sehr hinderlich. Zufrieden bin ich nicht, aber ich habe zuviel Zeit investiert, um es nicht zu posten. Ggf. gibt es mal ein Update über Karl Jaspers.
Gespräche mit Rüdiger – Philosoph? Wissenschaftler?
Ich werfe den x-ten Notizzettel in die Ecke und beginne mit neuen Blatt. Rüdiger fängt das Bällchen und spielt damit bis es unter dem Kühlschrank verschwindet. „Was liest du da?“
„Irgendwas von Kant. Ich kann mir nicht mal den doofen Titel merken. Ich fühl mich, wie ein Affe, der versucht zu verstehen, warum er die eingeschweißte Banane nicht essen kann.“
„Warum?“
„Weil du mir mit deinem Philosophiegerede einen Floh ins Ohr gesetzt hast, Mister großer Geisteswissenschaftler.“
„Wenn dann Philosoph. Ich finde, Philosophie sollte nie Wissenschaft sein.“
Ich sieht Rüdiger erstaunt an. „Wieso das denn?“
„Ich halte es da wie Karl Jaspers, Philosophie ist Existenzerhellung und soll sich mit dem Sein befassen. Es geht um existenzielle Wahrheit, die die Wissenschaft gar nicht berührt.“
„Hä?“
„Die Wissenschaft ist immer auf bestimmte Gegenstände beschränkt und perspektivisch. Das Sein ist kein Gegenstand und die Gegenstände, die die Philosophie untersucht sind transzendent.“
„Hä?“
„Hast du einen Sprung in der Platte?“
„Nein, mein Gehirn blockiert langsam.“
„Ein Beispiel: Ein Wissenschaftler fällt hin. Er untersucht den Winkel die Aufprallgeschwindigkeit und versucht damit dieses Phänomen zu erklären. Er sucht nach einer Wahrheit. Ein Philosoph fällt hin und erkennt seine Schwäche. Er denkt nach, aber etwas Materielles ergibt sich nicht daraus. Wenn man es genau nimmt, gibt es in der Philosophie nicht einmal Fortschritt.“
„Also wenn Hamlet sagt ‚Sein oder nicht Sein‘ ist das Philosophie, aber keine Wissenschaft, weil nichts Greifbares dabei rumkommt?“
„So in etwa.“
„Also ist man Philosoph, wenn man zum Beispiel über seine Existenz nachdenkt.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob ihr Menschen gute Philosophen abgebt.“ Ein Vogel landet auf dem Balkon und Rüdiger pirscht sich heran. Ich werfe ein zerknülltes Paper nach ihm und der Vogel flieht.
„Musste ich aus tierethischen Gründen tun.“
Rüdigers Schwanz zuckt frustriert. „Du lernst schnell.“
Leseempfehlungen:
Hügli, Anton: Jaspers – Stationen seines philosophischen Wegs (Schwabe Verlag)
Jaspers, Karl: Wahrheit und Bewährung. Philosophieren für die Praxis
(Als Audio: Karl Jaspers Stiftung)