Gefangen | Writing Friday

Dies ist ein Text zu der Aktion „Writing Friday“ von Elizzy. Jeden Freitag wird zu einem der vorgegebenen Themen veröffentlicht. Die aktuellen Themen und eine Liste aller Teilnehmer findet ihr auf Elizzy’s Seite.

Thema: Lotte wacht auf und weiß nicht, wo sie ist. Um sie herum ist alles dunkel und kalt. Sie hört leise Stimmen über ihr.

Gefangen

Das Wispern ist laut genug, dass sie sich bedroht fühlt, aber nicht gut genug verständlich, um Worte ausmachen zu können. Einmal glaubt Lotte eine Bedrohung gehört zu haben, aber vielleicht wollte ihre Angst das auch nur hören, denn die Angst war das, was sie gerade regierte. Es war so dunkel hier drinnen und kalt. In ihrer kleinen Zelle hat sie nur eine Handbreit Platz rechts und links von ihr. Was vor und hinter ihr liegt, weiß sie nicht. Einmal streckte sie sich nach vorne, konnte aber keine Wand ertasten, sondern eine Art Gitter. Der Raum über ihr war auch begrenzt. Bei dem Versuch aufzustehen, stößt sie sich den Kopf. Nochmal will sie das nicht probieren. Sie fühlt sich sowieso zu schwach, um sich großartig zu bewegen. Das Einzige, was ihr Trost spendet, ist eine kleine Decke, die man ihr in ihre Zelle gelegt hat. Sie ist zu klein, um sie damit zuzudecken, aber sie kann ihren Kopf darin eingraben und von Zuhause träumen, denn danach riecht der kleinen Fetzen Stoff. Er riecht nach der warmen Couch, auf der sie mit Tobi immer kuschelt und sie riecht nach Tobi, den sie vermisst. Er war es, der sie in diese Misere gebracht hat, aber böse sein, kann sie ihm dennoch nicht. Dazu liebt sie ihn viel zu sehr.

Die Stimmen über ihr werden lauter. Sie hört ein Rascheln, dann ein Klicken, jemand jammert erbärmlich, doch das Jammern entfernt sich. Wahrscheinlich gibt es noch andere, die hier gefangen sind. Nur wohin werden sie gebracht? Würde sie irgendwohin gebracht werden? Lotte versucht sich zu erinnern, was vor ihrer Ohnmacht passiert war. Sie erinnert sich an die Fahrt im Auto mit Tobi und dann wird alles verschwommen. Ihre Erinnerung ist wie davongefegt.

Lotte stöhnt, als sie ihren Oberkörper verlagert. Neben der Mattheit spürt sie nun ein leichtes Ziehen, kann es an ihrem Körper aber nicht genau ausmachen. Es ist ein dumpfes Gefühl, das sich über ihren Unterkörper ausbreitet. Verzweifelt versucht sie sich auszustrecken, doch der Platz ist zu gering. Immer größer wird ihre Angst, bis sie ganz Herr von ihr wird. Sie sieht überall Zähne und Klauen, sieht Fratzen und hört laute grollende Geräusche. Die Wände kommen näher, scheinen mit einmal Stacheln zu haben. Alles ist darauf aus sie zu töten, sagt ihre Angst. Doch plötzlich ist da Tobis Stimme, der die Angst mit nur einem Wort vertreibt: „Lotte“.

Es wird hell und Lotte sieht Tobis Gesicht durch die Gitterstäbe. „Na, meine Kleine. Alles gut überstanden? Gleich geht es nach Hause.“ Lotte versteht nicht, was er will, aber die Ruhe in seiner Stimme, hilft ihr sich zu entspannen. Als er schließlich seine Hand durch das Gitter streckt und sie unterm Kinn krault, beginnt sie sanft zu Schnurren. Alles wird gut.

*Mussten letzten Freitag unserem Kater, die Eckzähne rausoperieren lassen. Die Geschichte ist entstanden, nachdem wir ihn abgeholt haben.

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