Das Phasenjahr oder Irgendwas ist ja immer | Mama Gedanken

Da es mir in meiner Reihe „Schwangere Gedanken“ so viel Spaß gemacht hat, mich über Klischees und Erwartungen an Schwangere aufzuregen, habe ich mir überlegt fortzufahren, denn auch an Mütter gibt es eine Reihe von unsinnigen Erwartungen.
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So, ihr kennt das: Macht euch einen Tee, holt euch einen Keks und los geht’s.

Gefühlt 90% der Neueltern kennen das Thema „Entwicklungsschübe“, dass durch einen Ratgeber populär gemacht wurde. Es scheint vielen Eltern zu helfen, wenn das Baby gerade „schwierig“ ist, aber gleichzeitig habe ich das Gefühl, es macht Babys schwieriger als sie sind.

Die Entwicklungsschub-Theorie

Letztendlich geht es bei der Theorie nur darum, dass das Baby im ersten Jahr getaktet mehrere Entwicklungsschübe durchläuft, bei dem es bestimmt Dinge lernt. In der Zeit sollen Babys schlechter schlafen, schlechter gelaunt sein, mehr oder weniger trinken und nun ja irgendwelche Anzeichen haben. Beobachtet haben das die Autoren, in dem sie ein paar Handvoll Pärchen und ihre Babys ein Jahr beobachtet haben.

Passt nicht so ganz

In meiner „ich kaufe Ratgeber“-Phase habe ich mir tatsächlich auch das Buch zur Entwicklungsschub-Theorie gekauft und war ganz beeindruckt, dass Little J genau mit sechs Wochen schlecht gelaunter war als sonst und viel rumgetragen werden wollte. Gut, im Buch steht, dass der Schub in der fünftten Woche stattfindet, aber es war für mich nahe genug dran. Und dann war Little J auch in Woche 10 zwei Tage schlechter als sonst gelaunt und das passte jetzt voll nicht ins Konzept. Und dann gab es in Woche 11 einmal einen schlechten Tag, aber in Woche 12 und 13 war er fröhlicher denn je, obwohl er hätte irgendwelche Anzeichen haben müssen. Außerdem konnte Little J im Vergleich zu seinen Altersgenossen Dinge noch nicht oder schon. Ich selbst habe zum Beispiel sehr schnell sprechen aber richtig spät laufen gelernt. Laut meinem Kinderarzt und allem was ich so im Netz gelesen und mitbekommen habe, entwickeln sich Kinder unterschiedlich schnell in unterschiedlichen Disziplinen. Einige sind motorisch interessierter, andere legen den Fokus auf die Entwicklung ihrer geistigen Kapazitäten.

Irgendwas ist ja immer

Nun maße ich es mir nicht an, zu sagen, dass das Buch Unfug erzählt (ich denke, das übrigens trotzdem), ich maße mir aber an zu sagen, dass es schwierig ist. 1. Nach dem ersten Entwicklungsschub hatte ich Angst vor dem nächsten Schub. Der sollte größer und schlimmer werden. Im Nachhinein war das Quatsch. Babys entwickeln sich im ersten Jahr rasant schnell von einfach so rumliegend über mit einem in Kontakt treten zu selbstständige kleine Personen. Das ist echt viel. So ein Baby darf überfordert sein und irgendwie ist es auch schön, dass es in solchen Momenten Hilfe bei Mama und Papa sucht. 2. Neben der rasanten Entwicklung im Kopf, entwickeln sich die Organe weiter, die Körper- und Kopfgröße wächst ungemein, es kommen Zähne und dann müssen sie plötzliche eigenständig, essen und laufen. Das kommt auf das „viel“ alles noch drauf. 3. Als Elternteil macht man sich sowieso schon zu viele Sorgen. Die Frage, ob sich mein Kind nicht richtig entwickelt, weil es zu Zeitpunkt x irgendwas noch nicht kann, ist unnötig. Am Ende können alle gesunden Kinder laufen und sprechen. Der Weg dahin ist genauso individuell, wie der Charakter der Kinder.

Auf der Suche nach einer Bedienungsanleitung

Wenn man da plötzlich so ein Baby hat und keine Bedienungsanleitung mitgeliefert wurde, sucht man natürlich eine. So eine Schubtheorie ist da sicher nett. Sie erklärt etwas, das man nicht versteht und noch viel besser, man weiß, dass es anderen so geht und es ist zeitlich abgegrenzt. So als würde magisch nach den Entwicklungsschüben so ein Kind einfach werden. Eltern, die gerade ein Kleinkind zuhause sitzen haben lachen oder weinen bei der Aussage sicher.

Was ziehe ich daraus?

Warum mein Kleiner manchmal öfter weint, schlechter schläft oder Nähe sucht, kann tausend Gründe haben. Das Wissen darum, was es ist, hilft ihm und mir eigentlich nur beim Zahnen (ich liebe Zahnungsgel). Gegen die anderen Gründe kann ich nichts tun, außer entspannt zu bleiben, ihm zu helfen, sich besser zu fühlen und mir Hilfe zu suchen, wenn es mir zu viel wird. Nach der Pubertät wird es sicher einfacher.

4 Kommentare zu „Das Phasenjahr oder Irgendwas ist ja immer | Mama Gedanken

      1. Vielleicht stimmt es auch öfters mal, die Kinder entwickeln sich weiter und sind dadurch gestresst.
        Und die Kinderärzte sind oft auch ganz schön gestresst und haben wenig Sinn für nicht ganz fassbare Symptome.

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      2. Ich hatte zum Glück noch nie Probleme mit meinem Kleinen, daher war mein Kinderarzt sehr entspannt. Er findet die Schubtheorie aber „gut, wenn man an sowas glaubt“… 😅 Fand ich sehr diplomatisch formuliert.

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