Abendbrotmomente | abc.etüden

Dies ist ein Text zu den abc.etüden von Christiane. Ziel ist es 3 Worte in 300 Zeichen unterzubringen. Die Schreibeinladung für die Wochen 10-14 beinhaltet die Worte „Abendbrot, heimatlos, auszeichnen“, gesponsert von Puzzleblume.

Mal was ganz Anderes von mir. Ohne Twist oder doppelten Boden, einfach ein Moment, den ich nicht so erlebt, aber ähnlich empfunden habe.

Abendbrotmomente

Ich sitze auf dem Balkon und atme die sommerliche Abendluft ein. Vor mir liegt ein Brettchen, Messer, zwei Scheiben Toastbrot, etwas Käse und Gemüseaufstrich. Ich liebe es mein Abendbrot auf dem Balkon zu essen. Wenn es zu kalt ist oder regnet, wandere ich auf die Couch und schalte den Fernseher ein. Das lenkt ab, beschert mir aber nicht die Ruhe, die mir der Balkonabend beschert. Ich verteile etwas Gemüseaufstrich auf der ersten Scheibe Brot und lege Käse drauf. Eigentlich ist es kein Käse, weil es ein veganes Produkt ist, aber diese Wortklaubereien gehen mir auf den Senkel. Egal, wie es ausgezeichnet wurde, ich nenne es Käse.

Während ich genüsslich die erste Scheibe Brot vertilge, lasse ich meinen Blick über die Wiese streifen, die an mein Grundstück angrenzt. Eine leichte Brise weht und das Gras wiegt sich sacht im Wind. Die Köpfchen der Blumen scheinen mir zuzunicken. Eine kleine schwarze Katze, bei der ich mir nicht sicher bin, ob sie einem meiner Nachbarn gehört oder heimatlos ist, nimmt eine Abkürzung durch meinen Garten. Sie sieht mich kurz an, dann rennt sie zu den Nachbarn. Anscheinend direkt in den Nachbarshund, denn den höre ich nun bellen.

Auf die zweite Scheibe Toast mache ich nur den Gemüseaufstrich und hole mir von drinnen noch ein paar kleine Tomaten. Im Wechsel nehme ich ein Bissen Tomate und Toastbrot. Als ich fertig bin, fällt es mir schwer aufzustehen und alles wegzuräumen. Am liebsten würde ich in diesem unkomplizierten Moment stehenbleiben. Wer weiß, ob er wiederkommt und wann. Ein paar Minuten genieße ich noch die Ruhe, dann muss ich auf die Toilette. Als ich aufstehe, frage ich mich, ob es das letzte Mal war oder ob es noch viele tausende Male gibt. Ich kann nicht zurück, nur vor und wie dieses Vor aussieht, weiß ich nicht.