Dies ist ein Text zu den abc.etüden von Christiane. Ziel ist es 3 Worte in 300 Zeichen unterzubringen. Die Schreibeinladung für die Wochen 10-13 beinhaltet die Worte „Schnitt, rot, beherrschen“, gesponsert von Werner Kastens.
Ich mag übrigens Dichterlesungen und Art-House-Filme sehr gerne. Bei experimentellem Theater brauche ich es aber auch nicht nackt. 😉
Scheiß drauf
Ruth rollte genervt mit den Augen. Schon wieder stand sie vor einem Gebäude, in dem eine Veranstaltung lief, die sie nicht interessierte. Diesmal war es ein experimentelles Theaterstück, in dem alle nackt waren und plattdeutsch sprachen. Es gab Leute, die so etwas mochten, aber sie würde kein Wort verstehen, peinlich berührt sein und hoffen, dass die Zeit verstrich. Da sie eine erfolgreiche Kuratorin war, vermutete jeder, sie würde auf Art House-Filme, Dichterlesungen und experimentelles Theater stehen. Selbst ihre Mutter, die ihr die Eintrittskarten geschenkt, aber nicht mal selbst Lust hatte, sich so einen Senf anzusehen.
Und nun stand sie hier und konnte sich nicht dazu bewegen reinzugehen. Immer wieder gingen Menschen ins Theater, die genauso gekleidet waren, wie man sich vorstellte, dass Menschen, die sich sowas anschauten, gekleidet waren. Ruth sah an sich runter und stellte wieder einmal fest, dass das auch auf sie zutraf. Dabei hätte sie lieber eine Jeans und ihr neustes Shirt mit tanzendem Donut angezogen. Und statt hier zu sein, hätte sie sich lieber irgendeinen Reality TV-Unfug ansehen, in dem Leute verkuppelt wurden oder Käfer essen mussten. Sie war sehr genügsam, wenn es um Unterhaltung ging und schaltete am liebsten ihr Gehirn nach Feierabend aus.
Der Geruch von fettigen Pommes wehte herüber und umschmeichelte Ruths Nase. Auf der anderen Straßenseite war ein MacDonalds, dessen Türen auch die ganze Zeit aufgingen. Ruths Magen grummelte und sie las, was an Essbarem auf dem Schild des Theaters angepriesen wurde. Die Aussicht auf veganem Kaviar auf Soja-Mandel-Cheese brachten schließlich ihren Unmut zum überschwappen. „Ach scheiß drauf“, sagte sie und stolzierte direkt ins MacDonalds. Dort holte sich eine Portion Pommes und lief dann zum Kino ein paar Straßen weiter. Sicherlich lief irgendeine vollkommen unsinnige Liebeskomödie, die ihr Herz zum Flattern bringen und den Abend retten würde.
Katha kritzelt by Katharina Kanzan 
Ich kann sie so unglaublich gut verstehen und finde es sehr mutig, dass sie den Kram einfach hinschmeißt und das tut, worauf sie Lust hat. Ich kann diese Society-Events auch nicht ab.
Danke fürs Mitschreiben, ich bin sehr amüsiert 😉
Spätnachmittagskaffeegrüße 🌥️☕🍪
LikeGefällt 1 Person
Ich mag ja so Sachen tatsächlich, ich mag nur oft auch die Leute, die zu was hingehen nicht, weil viele eben nicht hingehen, weil es ihnen gefällt. Sprich, die Kunst dahinter ist cool, wie es aufgezogen wird nicht. Ich hatte mal Lust über jemanden zu schreiben, der eben ohne Interesse hingeht und dann ausbricht. 😅
LikeGefällt 1 Person
Ich denke auch:manchmal muss man einfach das tun, worauf man Lust hat und ein wenig ausbüxen aus den Geflogenheiten und Erwartungen.
Sehr schön vom Text her aufgebauter Spannungsbogen.
LikeGefällt 2 Personen
Ausbüxen finde ich toll. Das passt in dem Kobtext irgendwie perfekt. Danke. 😇
LikeGefällt 2 Personen
einfach mal das tun, was die anderen nie von einem erwarten würden, kann so befreiend sein.
LikeLike