Dies ist ein Text zu der Aktion „Writing Friday“ von Elizzy. Jeden Freitag wird zu einem der vorgegebenen Themen veröffentlicht. Die aktuellen Themen und eine Liste aller Teilnehmer findet ihr auf Elizzy’s Seite.
Da so viele bei diesem Thema Horrorgeschichten geschrieben haben, habe mich herausgefordert gefühlt etwas anderes draus zu machen. Ist ein bisschen traurig geworden.
Thema: Anna betritt eine alte Villa am Ende der Stadt, sie wird sie jedoch nie wieder verlassen. Erzähle was passiert ist.
Anna lief langsam den Weg entlang. Der Park, der die Villa umgab war wunderschön. Die Besitzer der Villa hatten zwar den Rasen, direkt vor dem Haus gemäht, aber der hintere Teil, der die Bäume umgab, wuchs frei. Ach, und die Bäume. Birken, Eichen, eine Kastanie, etliche Haselnusssträucher. Als ein Wind von Osten kam, roch Anna den Flieder. Wundervoller lila Flieder.
Sie hatte jahrelang in der Stadt gelebt, zwischen den Autosabgasen, den Essensgerüchen, dem Lärm und Schmutz. Harter Asphalt zum Laufen, kaum Grünflächen. Selbst im Park roch es nach Auto und der Straßenlärm war auch dort zu hören. Es war natürlich nicht alles schlecht. Ihre Wohnung war wunderschön. Im dritten Stock eines Hochhauses, mit Balkon, sodass Anna direkt auf der Höhe der Baumkronen, die Vögel beobachten konnte.
Die letzte Zeit waren ihr nur die Stufen so schwer gefallen. Daher war sie froh, als ihre beste Freundin Hilde beschloss mit ihr aufs Land in diese wundervolle Villa zu ziehen. Anna war zwar zu alt, um das volle Potential der Umgebung auszuschöpfen, aber der Anblick erfreute ihre müden Augen.
„Da lächelst du, was?“ Hilde stupste Anna an. „Sind gleich da, altes Mädchen, nur noch die Treppen hinauf.“
Die Seniorenresidenz hatte zwar auch eine Rampe, aber Hilde bestand auf die Treppen, um in Form zu bleiben. Anna hörte ihre Hüften knirschen. Sie ging so tief gebeugt, dass sie fast auf ihre Ohren trat.
Die Vorhalle war schön kühl. Bei ihrem letzten Besuch, hätte sich Anna am liebsten direkt auf die kalten Fliesen gelegt. Gerade war ihr so warm, dass sie das glatt tat. Eine nett aussende junge Dame, kam zu ihnen.
„Da sind sie zwei beiden ja. Ihr Apartment ist fertig. Das Gepäck hat der Taxifahrer auch schon reingebracht.“ Sie knickste kurz. „Dann Herzlich Willkommen in der Sonnenvilla.“
Hilde unterhielt sich eine Weile mit der Dame, dann gingen Anna und Hilde in ihr neues Zuhause. Ein kleines Zimmer mit Blick auf den Garten. Sehnsüchtig sah Anna zum Fenster hoch. Hilde lächelte und schob erst einen kleinen Hocker und dann ein Schränkchen vors Fenster. Auf die Fensterbank legte sie eine Decke.
Dankbar bellte Anna und nahm die Aufstieghilfe gerne an. Von ihrem Fensterplatz hatte sie den ganzen Garten im Blick. Himmlisch!
Als Hilde vom Abendbrot wiederkam, schlief Anna bereits für immer. Hilde glaubte ein Lächeln auf dem Schnäuzen der alten Beagledame zu erkennen.
„Braves Mädchen.“ Hilde drückte ihrer treuen Freundin einen letzten Kuss auf die Nase.
Guten Morgen, Katha,
Schön, traurig, anders – und mitten aus dem Leben.
Danke dir. Sonnige Grüße
Judith
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Danke. 🙂 Manchmal muss man auch Realistischeres schreiben.
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Ach, wie schön! Mir war zuerst gar nicht klar, dass eine deiner Hauptpersonen eine Fellträgerin ist … 😉
Liebe Grüße
Christiane
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Hab den Leser auch absichtlich etwas hinters Licht geführt. 😉 Danke.
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Sehr schöne Story. ❤
Spätestens bei "altes Mädchen" war mir klar, dass Anna eine Hündin sein muss. xD
Ich bin auch mal wieder mit dabei:
https://linasstories.home.blog/2019/05/24/writingfriday-week-2-linas-handy-spricht/
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Danke. 🙂 War auch der erste Hinweis, wobei meine Oma ihre Zimmergenossin echt manchmal so genannt hat. 😉
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Ach jeh….Wie schön, aber auch so traurig.- da kommen mir die Tränen….wir haben unseren Senior erst im Februar gehen lassen müssen….*schnief*
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Ich hatte beim Schreiben auch ein Tränchen im Auge. Es ist immer so furchtbar, wenn ein felliger Freund über die Regenbogenbrücke geht.
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Ja – leider ist es so. Die Zeiten waren einfach zu schön mit ihnen.
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Ich habe auch erst spät gemerkt, dass es um eine Fellnase ging. Habe auch ein paar Tränchen verdrückt, es ist immer schlimm, wenn sie gehen, aber Anna war wenigstens glücklich.
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Das ist das Doofe daran wenn man sich befellte Freunde sucht, sie leben einfach viel zu kurz. Aber ja, das wichtigste ist, dass sie dann wenigstens glücklich sind.
Während ich das schreibe, habe ich btw nur eine Hand zur Verfügung, die andere ruht in einem schnurrenden Flauschebauch. 😉
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Ich bin berührt. Und am Ende der Geschichte las ich den Anfang noch einmal. Ich hätte mir für meine drei Hunde einen solchen Abgang sehr gewünscht. Liebe Grüße, Bernd
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Ich glaube das wünscht sich jeder Tierbesitzer. Leider sind es zu oft Krankheiten, die sie vorher holen. Aber was ist schon ein Moment, gegenüber einem glücklichen Leben.
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Huhu,
eine sehr schöne Geschichte. Toll auch die Wendung am Schluss, dass Anna eine Beagledame ist, ich dachte erst, sie sei eine Bekannte von Hilde.
Liebste Grüße und noch ein schönes Wochenende,
Emma
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Ich habe auch erst spät gemerkt, dass Anna ein Vierbeiner ist. Sehr schöne Geschichte, der Realismus hat mir gefallen.
Liebe Grüße von Tanja
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Danke. 🙂 Mir bereiten Plottwists sehr viel Freude, immer schön wenn sie funktionieren. 😉
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Huhu,
das ist wirklich eine traurige Geschichte, aber ich habe auch irgendwie was anderes erwartet. Aber die Idee hat was.
LG Corly
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Irgendwie schwimme ich gerne gegen den Strom. 😉 Danke.
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🙂 Bitte
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Liebste Katha, welch wunderschöne und traurige Geschichte. Ich finde es überaus kreativ, wie du diese Aufgabe gelöst hast 😀 ich wäre bis zum Ende nicht drauf gekommen, dass Anna gar kein Mensch ist! Wirklich schön geschrieben ❤
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