Das Weihnachtsdilemma | Gedankenkritzelei

Da es mir bei Schwangere/Mama Gedanken Spaß gemacht hat, einfach mal etwas zu einem Thema zu schreiben, ohne dass es eine Geschichte oder ein Gedicht ist, das Thema „Kind“ aber nur endlich ist, dachte ich, ich eröffne eine neue Rubrik und schreibe einmal pro Woche meine Gedanken auf. Wie persönlich das Ganze wird, keine Ahnung, mal sehen wie mutig ich bin.

Gerade beschäftigt mich mein Verhältnis zu Weihnachten. Bisher war das nie ein Problem, aber mit Kind kann ich meinen inneren Grinch nicht mehr ignorieren.

Mein zwiegespaltenes Verhältnis zu Weihnachten mal in einer Liste zusammengefasst.

Was ich an Weihnachten mag:

  • Adventskalender gestalten und öffnen
  • Lichterketten, aber nur fokussiert eingesetzt, am besten stromsparend
  • Kekse – ok, Essen allgemein
  • die Familie von meinem Freund besuchen
  • Menschen eine Freude bereiten, beschenken

Was ich an Weihnachten nicht mag:

  • den religiösen Zusammenhang bzw. wenn man mir den aufzwingen möchte
  • zu viel Deko, vor allem blinkende und glitzernde Deko
  • unnötige Umweltsünden wie Weihnachtsbäume und extra viel Müll
  • dass Menschen nur noch übers Shoppen reden, als gäbe es nichts Wichtigeres
  • meine Familie besuchen
  • die Erinnerung an katastrophale Weihnachtsfeiern
  • beschenkt werden, das mag ich aber nie
  • dass Menschen mehr Alkohol trinken und es normal ist
  • „Frohes Fest“ wünschen, weil es ignoriert, dass der Gegenüber vielleicht einsam ist oder vielleicht Weihnachten gar nicht feiert
  • die Erwartung, dass man Weihnachten mögen muss und das Entsetzen einiger, wenn man zugibt, dass man es eben nicht so wirklich mag

Ich habe immer das Gefühl, dass einem Weihnachten aufgezwungen wird. Wenn ich ehrlich bin, könnte ich auch sehr gut damit leben, wenn Weihnachten nicht existieren würde. Wenn ich nochmal ehrlich bin, wünschte ich, ich würde Weihnachten so toll finden, wie viele, die ich kenne. Zum einen, weil ich glaube, dass es sich toll anfühlt und zum anderen, weil es im gesellschaftlichen Kontext einfacher ist.

Wahrscheinlich wird sich mein Verhältnis zu Weihnachten die nächsten Jahre ändern. Das Kind ist jetzt 1,5 Jahre, da ist ihm Weihnachten ziemlich egal, aber nächstes Jahr werden wir sicher sowas wie Deko anschaffen müssen. Die wilde Diskussion, was wir für einen Weihnachtsbaum nehmen wollen, hat zumindest schon begonnen – aus Holz, Metal, Kunststoff, farbig, schlicht, kniehoch, hüfthoch, seufz. Abgesehen vom Weihnachtsbaumproblem glaube ich aber, dass auf die „was ich mag“-Liste einige Punkte dazukommen werden, spätestens, wenn das Kind das erste Mal den Weihnachtsmann (oder Weihnachtsfrau, gibt es hier auch) kennenlernt.

Ich glaube nicht, dass ich mal einer dieser weihnachtsverrückten Menschen werden und die Dinge, die ich an Weihnachten nicht mag, werden sicher auch nicht weniger, aber ich möchte, dass mein Sohn Weihnachten mag. Es ist eine vage Erinnerung, aber ich weiß noch in etwa, wie sich die Aufregung zu Weihnachten angefühlt hat, wie es war, mit Oma und Opa vollgefuttert spazieren zu gehen, mit meinem Vater den Weihnachtsbaum zu schmücken und viele kleine Dinge, die die Zeit früher für mich besonders gemacht haben. Vielleicht wird er Weihnachten irgendwann auch mal zwiegspalten betrachten, aber als Kind soll es eine zauberhafte Zeit für ihn sein und ich freue mich darauf, dass durch seine Augen erleben zu können.

14 Kommentare zu „Das Weihnachtsdilemma | Gedankenkritzelei

  1. Ja, Vieles sehe ich ähnlich. Beschenkt werden mag ich auch nicht. Da ist so ein Druck, was zurück schenken zu müssen. Ich versuche, mich auf den eigentlichen Sinn zu konzentrieren, nicht auf das kitschige Drumrum…

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  2. Weihnachten!? Ich habe mir im Laufe meines Lebens angewöhnt, die Dinge auszublenden, die ich scheinbar an Weihnachten nicht mag. So mache ich es mit allen Festen. Ostern, Geburtstag usw. Warum habe ich das getan? Weil es viel mehr Spaß macht Feste ohne Abneigungen zu begehen. Egal was man über ein Fest denkt, es löst sich nicht in Luft auf, wenn man seine Abneigungen dagegen lebt. Es bleibt. Man verdirbt anderen und sich selbst das Fest. Wozu? Abneigungen haben stets einen Ursprung in uns selbst und nur all zu oft sind wir nicht der Ursprung. Irgendeine Begebenheit im Außen stört uns und wir übernehmen diese Störung einfach. Wie Kirche und Weihnachten. Ich mag Kirche nicht. Aus so vielen Gründen. Aber Weihnachten an sich hat gar nichts mit der Kirche zu schaffen. Es ist wie Ostern ein Fest, das unter anderen Namen, von den sogenannten Heiden gefeiert wurde. Öffnet man die Verpackung seiner Abneigungen, dann findet man den Inhalt seiner Abneigungen. Und ich habe festgestellt, dass dieser Inhalt fast nie der Verpackung entspricht. Daher konzentriere ich mich auf das was ich mag. So habe ich Spaß im Leben und der Frust hat sich enorm reduziert. Dadurch entsteht keine heile Welt, aber das Innenleben wird doch wesentlich weihnachtlicher.

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      1. Du sagst es selbst, die anderen und die vergangene Weihnacht. Nichts das dich interessieren müsste. Die Vergangenheit ist rum. Der einzige der sie in deinen Gegenwart bringt bist du. Frage dich was das für einen Sinn macht. Und die anderen. Ja die anderen. Die möchten dir sagen, wie sie es haben wollen. Du hast die Wahl. Mach es oder lass es. Weder die eine Entscheidung, noch die andere Entscheidung, können an deiner Sicht zu Weihnachten etwas verändern, wenn du es nicht zu lässt. Nicht das, was du machst ist ausschlaggebend, wie du denkst bestimmt dein Leben. Niemand außer dir kann dein Denken bestimmen. Also, auch nicht deine Einstellung zu Weihnachten. Nur du kannst das.

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  3. Blinkende Deko – mag ich auch nicht
    Mit einem 1,5 Jahre alten Kind ist vieles intensiver, schöner und liebevoller. Verwandtenbesuch ist zwar etwas stressig (was man so alles mitnehmen muss), aber wichtig, finde ich. Unsere Tochter hat immer die emotionale Wärme genossen (oh ja, Opa / Oma besuchen!) Ich fands anstrengend, wurde aber mit gutem Essen / Pläzchen entschädigt 😉 🙂

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