
Da es mir in meiner Reihe „Schwangere Gedanken“ so viel Spaß gemacht hat, mich über Klischees und Erwartungen an Schwangere aufzuregen, habe ich mir überlegt fortzufahren, denn auch an Mütter gibt es eine Reihe von unsinnigen Erwartungen.
Hier findet ihr alle Texte zu dem Thema: *Klick*
So, ihr kennt das: Macht euch einen Tee, holt euch einen Keks und los geht’s.
Abstillzwang
Ich hatte ja schon davon berichtet, wieviel Druck auf Mütter ausgeübt wird bzw. wieviel Druck Mütter selbst auf sich ausüben, wenn es ums Thema Stillen geht. Jetzt ist Little J ein Jahr alt und ich habe festgestellt, dass es nicht nur einen Stillzwang gibt, sondern auch einen Abstillzwang.
Wie, du stillst noch? vs Wie, du stillst schon ab?
Die Empfehlung der WHO ist es in den ersten 6 Monaten ausschließlich zu stillen und empfohlen wird dann bis zum Alter von 2 Jahren, neben der Beikost, weiterzustillen. Wenn man sich abseits der WHO umhört, wird meist davon gesprochen, dass man zumindest „das erste Jahr vollkriegt“. Das steht im krassen Gegensatz zu der „Wie, du stillst noch?“-Frage, die man ab Monat neun von anderen hört. Übrigens nicht mal Männern, sondern Frauen. Warum die das als so eigenartig empfinden, wenn man nach Monat 9 weiterstillt, konnte mir aber keine erklären. „Hat man früher so gemacht“. Die entgegengesetzte Frage gibt es übrigens auch. In dem Fall meist von noch stillenden Müttern, wenn man erzählt, dass man „nur“ das erste Jahr vollmachen will.
Gute Gründe
Geht dich nen Scheiß an.
Nicht nett, aber darauf läuft es hinaus. Mütter brauchen keine „guten Gründe“ um Abzustillen oder nicht Abzustillen. Bei beiden Versionen glauben sie anscheinend, dass es gut für das Kind und sie selbst ist. Ich finde, darüber hinaus braucht es eigentlich keine Begründung.
Warum ich abstille
Weil das hier ein sehr kurzer Text wäre und ich die Frage, wenn nett gestellt, auch gerne beantworte, hier also warum ich Abstillen will. Ich fand Stillen von Anfang an mehr komplex als schön. Anfangs hat sich Little J immer verschluckt, dann begann die Phase, wo er mit tausend Unterbrechungen getrunken hat und jetzt hat er Zähne. Autsch. Den einzigen Teil am Stillen, den ich immer cool fand, war, wenn er danach auf mir eingepennt ist. Das hat er bestimmt schon 5 Monate nicht mehr getan. Abgesehen davon, finde ich Stillen einschränkend. Ich kann nicht einfach mal weg ohne eine Milchpumpe mitzunehmen und ich habe nervige Hormonschwankungen, die bei mir Schlaflosigkeit und Gewichtsabnahme verursachen. Ich darf die ganze Zeit Eisentabletten futtern und Magnesium, weil ich die Mengen, die mein Körper rauswirft, nicht so aufnehmen kann. Meine Verdauung findet das super. Nicht. Zusammenfassend kann man sagen: Ich stille, weil es gut für mein Kind ist und ich stille ab, weil die Vorteile fürs Kind mittlerweile nicht mehr die Nachtteile, die es für mich hat, aufwiegen. Das Jahr mache ich noch voll, aber spätestens Ende Sommer ist vorbei.
Wie ich mich damit fühle
Schuldig und froh fasst es gut zusammen. Ich spüre auch den Druck länger zu stillen und alle Vorteile für mein Kind mitzunehmen, aber ich weiß auch, dass für Little J mindestens genauso wichtig ist, dass es mir gut geht.
Was ziehe ich daraus?
Ich werde wohl öfter „Geht dich nen Scheiß an“ sagen und das auch verinnerlichen. Ich weiß, dass ich die richtige Entscheidung treffe. Als Mutter stellt man das Kind immer über die eigenen Bedürfnisse, aber nur wenn es der Mutter gut geht, geht es (auf lange Sicht) auch dem Kind gut. Mehr ist es eigentlich nicht.
Liebe Katharina,
danke dir.
Ich finde es schrecklich, dass es diese Diskussion noch immer gibt (die hat mich bei meinen Kindern schon aufgeregt).
Grundsätzlich aber bin ich ganz bei dir: Ja, die Kinder sollen bekommen, was sie brauchen – und ja, auch die Mutter hat Bedürfnisse und die zählen auch.
Von daher: Völlig richtig, wenn du auch für dich sorgst – denn, wie du schon sagst: Wenn es dir nicht gut geht, geht es niemandem in der Familie gut.
Alles Liebe
Judith
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Danke für deine Worte. 😇 Ja, manchmal wundert es mich, dass wir da nicht schon weiter sind.
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Danke und Grüße
Judith
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😇
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