taschenklingeln | Der Dienstag dichtet

Da ich kaum Gedichte schreibe, erkläre ich den Dienstag zum Gedichtetag und veröffentliche wöchentlich ein Gedicht über etwas, das mich gerade bewegt. Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen. Einfach einen Kommentar schreiben. Die Liste der bisherigen Dienstagdichter findet ihr am Ende.

Ich bin seit Gestern entsetzt. Erst fallen Beschränkungen, dann Masken, jetzt die Quarantäne. Das Morden hat begonnen. Ich bin so desillusioniert gerade…

taschenklingeln

bei jeden schritt klingelt es. in ihren
taschen liegen gold, silber, wertvolles
papier, ein paar diamanten und der
rest ihres verstandes. ein paar fusseln
halten das taschengemisch zusammen.
wie war das noch, als wir damals echte
menschen waren? als wie wussten, wie
es in langen weißen gängen aussieht?
während sich zu dem taschenklingeln
das leise geräusch von zertretenen
gehirnen und herzen mischt. war da
was? denken sie noch. dann streifen
sie ihre blutigen schuhe an der seidenen
füßmatte ab. das ist ja echt ekelhaft.

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11 Kommentare zu „taschenklingeln | Der Dienstag dichtet

  1. Ich interpretiere das Gedicht als einen Aufruf: Schluss mit Korruption und Machtgepoker, mit Leuten, die über Leichen gehen und denen es nichts ausmacht, sich blutige Hände zu holen, in Blut zu waten oder die Werkzeuge dazu bereit zu stellen.
    Ja, wir haben unsere Unschuld verloren, die Gänge durch die wir getrieben werden sind nicht weiß, sie sind verschmutzt und wir haben nicht die Macht, sie auf Dauer zu reinigen, im Vorbeigehen.

    So sehr zeitnah, liebe Katha! Und in DEINEM Stil!

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  2. Liebe Katha, du hast es mal wieder bildlich auf den Punkt gebracht! Was für die einen das Wiedergewinnen von Freiheit bedeutet, ist für viele andere einfach nur Besorgnis erregend. Was an manchen Stellen wirtschaftlichen Aufschwung erhoffen lässt, wird an anderen Stellen persönliches Leid auslösen. Parallel dazu werden wir zu Zeitzeugen unerträglicher Grausamkeit. Und stehen gefühlt vor allem eines: Hilflos daneben. Und alles andere verblasst zu Luxusproblemen. Der Beginn des Frühlings könnte wahrhaft rosiger aussehen.

    Gefällt 1 Person

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