
Da ich kaum Gedichte schreibe, erkläre ich den Dienstag zum Gedichtetag und veröffentliche wöchentlich ein Gedicht über etwas, das mich gerade bewegt. Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen. Einfach einen Kommentar schreiben. Die Liste der bisherigen Dienstagdichter findet ihr am Ende.
Ich bin seit Gestern entsetzt. Erst fallen Beschränkungen, dann Masken, jetzt die Quarantäne. Das Morden hat begonnen. Ich bin so desillusioniert gerade…
taschenklingeln
bei jeden schritt klingelt es. in ihren
taschen liegen gold, silber, wertvolles
papier, ein paar diamanten und der
rest ihres verstandes. ein paar fusseln
halten das taschengemisch zusammen.
wie war das noch, als wir damals echte
menschen waren? als wie wussten, wie
es in langen weißen gängen aussieht?
während sich zu dem taschenklingeln
das leise geräusch von zertretenen
gehirnen und herzen mischt. war da
was? denken sie noch. dann streifen
sie ihre blutigen schuhe an der seidenen
füßmatte ab. das ist ja echt ekelhaft.
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Wirklich ein ekelhaftes Bild, die blutige Seide. Mehr als andere Materialien. Komisch!
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Vielleicht weil man Seide mit Leichtigkeit assoziiert und sie wenn sie nass ist an einem klebt. Das Blut macht sie dann in meinen Gedanken dann zusätzlich schmierig.
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Ja, das ist plausibel
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Irgendwie assoziiere ich einen teuren Stoff wie Seide auch sehr mit Oligarchen oder den Superreichen und Privilegierten…
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Definitiv. So war es auch gemeint. 😇
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Ich interpretiere das Gedicht als einen Aufruf: Schluss mit Korruption und Machtgepoker, mit Leuten, die über Leichen gehen und denen es nichts ausmacht, sich blutige Hände zu holen, in Blut zu waten oder die Werkzeuge dazu bereit zu stellen.
Ja, wir haben unsere Unschuld verloren, die Gänge durch die wir getrieben werden sind nicht weiß, sie sind verschmutzt und wir haben nicht die Macht, sie auf Dauer zu reinigen, im Vorbeigehen.
So sehr zeitnah, liebe Katha! Und in DEINEM Stil!
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Ich sehe da sofort Bezüge zu aktuellen Dingen, wie meistens gerade.
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Gerade ist es auch schwer sich zu entziehen und durch „Belangloses“ inspirieren zu lassen.
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Liebe Katha, du hast es mal wieder bildlich auf den Punkt gebracht! Was für die einen das Wiedergewinnen von Freiheit bedeutet, ist für viele andere einfach nur Besorgnis erregend. Was an manchen Stellen wirtschaftlichen Aufschwung erhoffen lässt, wird an anderen Stellen persönliches Leid auslösen. Parallel dazu werden wir zu Zeitzeugen unerträglicher Grausamkeit. Und stehen gefühlt vor allem eines: Hilflos daneben. Und alles andere verblasst zu Luxusproblemen. Der Beginn des Frühlings könnte wahrhaft rosiger aussehen.
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In 2022 ist bisher ziemlich der Wurm drinnen. Immerhin gibt es auch Lichtblicke und die Hoffnung, dass der Sommer besser wird.
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