Pappe schneide ich meistens falsch zu oder mit der Schere mich. Meine FIMO-Kreationen enden bei mir sehr oft an der Zimmerwand und meine Origami-Versuche zusammengeknüllt im Mülleimer. Aber Collagen – die stelle ich gerne her – meistens.
Im Prinzip besteht die Technik der Collage daraus, aus unterschiedlichen Einzelteilen etwas ganzheitliches Neues zu schaffen und das dann irgendwo aufzukleben. Genau genommen handelt es sich um künstlerisches Plagiieren auf sehr hohem Niveau. Schließlich verwendet man die Erzeugnisse anderer und fügt sie für seine eigenen Zwecke zusammen. In der Kunst nennt man das Collage, in der Wissenschaft manchmal Doktorarbeit.
Eine Collage hat auch einen theoretischen Inhalt. Oftmals karikieren sie durch die Verwendung bestimmter Ausschnitte, das was diese darstellen. Man könnte zum Beispiel aus Wurstbildern eine Schweinecollage erschaffen oder mit ausgeschnittenen Jas ein Nein formen. Es zählt also nicht nur das Ergebnis bei einer Collage, sondern auch das was ihre Einzelteile vorher dargestellt haben.
Oftmals. In der Schule nimmt man meist irgendwas Hübsches, macht daraus irgendwas anderes Hübsches und hofft eine gute Note zu bekommen. Ich habe mal eine Sonnenuntergangsszene nachgebildet. Fruchtbar. Mehrere Stunden Arbeit, zwei ganze Prittstifte und am Ende klebte ich und der Tisch besser als meine Collage. Einen theoretischen Inhalt bastelte ich mir spontan zusammen, als die Lehrerin nachfragte.
Nach meiner Schulzeit bin ich nie wieder auf die Idee gekommen eine Collage zu machen. Kürzlich, durch einen Wettbewerb in einem Künstlernetzwerk, begann ich wieder und stellte fest, dass mein Kunstunterrichttrauma unbegründet war. Nein eigentlich nicht. Aber ich habe viele Ideen für Collagen, die ich gerne verwirklichen möchte. Geduld habe ich immernoch keine, aber meine Mitbewohner mit mir.
Collagen beginne ich immer ganz furchtbar enthusiastisch. Ich habe eine Vision. Zum Beispiel wollte ich für den Wettbewerb einen Pfau aus menschlichen Köpfen erstellen. Ein Gedankenspiel, weil man ja von Pfauenaugen spricht. Und da Pfauen eitel sind, habe ich Köpfe aus Modezeitschriften genommen. Meine Lehrerin wäre bei so viel Inhalt sicherlich stolz auf mich.
Nachdem ich genug Printmedien um mich herum gescharrt habe, beginne ich mit der Suche nach den richtigen Objekten und schneide diese grob aus. Ich bin sogar relativ entspannt und ärgere mich nur, wenn sich auf beiden Seiten eines Blattes etwas Gutes befindet. Wenn genug Material da ist oder ich keine Luft mehr habe, schneide ich alles ordentlich aus. Bis ich fertig bin, schneide ich mich mindestens 2-mal.
Nachdem alles mehr oder minder sauber ausgeschnitten ist, lege ich die papiernen Einzelteile so hin bis ich zufrieden bin. Da die Collage dann noch nicht geklebt ist, geht an diesem Punkt immer etwas schief – eine meiner Katzen springt auf den Schreibtisch, ich nieße oder es kommt ein Windstoß. Nach einigem Rumbrüllen und einem Tag Erholung, lege ich alles erneut und klebe es fest. Dabei mach ich Kleber nur in die Mitte, um alles zu befestigen und die Kleberflecken auf meinem Schreibtisch in Grenzen zu halten. In einem Rahmen an der Wand oder in meiner Sammelmappe fällt nicht auf, dass Prittstifte und ich seit Schultagen auf Kriegsfuß stehen.
Am Ende bin ich immer ganz zufrieden – seltsamerweise – und nehme mir vor die nächste Collage frühestens in einem halben Jahr zu beginnen.