
Da es mir bei Schwangere/Mama Gedanken Spaß gemacht hat, einfach mal etwas zu einem Thema zu schreiben, ohne dass es eine Geschichte oder ein Gedicht ist, das Thema „Kind“ aber nur endlich ist, dachte ich, ich eröffne eine neue Rubrik und schreibe einmal pro Woche meine Gedanken auf. Wie persönlich das Ganze wird, keine Ahnung, mal sehen wie mutig ich bin.
Warum ich kein Mädchen wollte
Ich höre von werdenden Eltern meistens, dass ihnen das Geschlecht egal ist, dass sie einen Jungen und ein Mädchen gleichsam lieben werden. Das wäre bei mir auch so gewesen, aber ich hatte von Anfang an den Wunsch einen Jungen zu bekommen. Ich wollte und will ein Mädchen nicht auf die Welt „da draußen“ vorbereiten, sie für den ganzen Bullshit wappnen, der ihr als Frau bevorsteht.
Es fängt bereits mit den Mädchen-Klamotten an. Die meisten Jungs-Klamotten kann man fraglos auch einem Mädchen anziehen. Dann ist der Pullover halt blau und ein Dino drauf. Auch Mädchen mögen Dinos. Aber andersrum: Wer zieht seinem männlichen Kind rosa Klamotten oder ein Kleidchen an? Habe ich zumindest noch nicht gesehen. Ich würde mein Kind gerne einigermaßen genderneutral erziehen, d.h. mein Sohn darf mit allem Spielen, alles anziehen und ich will ihm von Anfang an vermitteln, dass es keine geschlechtsspezifischen Hobbies und Leidenschaften gibt. Ist doch egal, ob er Fußballer oder Balletttänzer sein will. Soweit ich das beobachtet habe, ist das bei Mädchen präsenter als bei Jungs. Vor allem Großeltern schenken da gerne Kleidchen, am besten in rosa. Ich frage mich sowieso, warum ein Kind so etwas Unpraktisches tragen sollte, aber das ist wieder ein anderer Punkt. Das ist der eine Kampf, auf den ich keine Lust hatte, die geschlechtsspezifischen Vorstellungen finde ich bei Mädchen einfach anstrengender und auffälliger.
Das andere ist, dass ich ein Mädchen auf die Diskriminierung, die sie durch ihr Geschlecht erfährt, hätte vorbereiten müssen. Von dem „Mädchen spielen kein Fußball“ rede ich nicht, das gibt es auch bei Jungs in Form von „Jungs gehen nicht ins Ballett.“ Ich rede von der alltäglichen Diskriminierung, von weniger Gehalt, bis „nicht einstellbar“-Sein in gebärfähigem Alter, von Männerdomänen und vielem mehr, in dem Frauen mehr kämpfen müssen als Männer. Und dann gibt es noch die Einschränkungen im Grad der körperlichen Bedeckung, die mich zu meinem dritten Problem bringt:
Ich hätte sie auf sexuelle Gewalt vorbereiten müssen. Wie macht man das ohne selbst wahnsinnig zu werden? Die Wahrscheinlichkeit sexuell belästigt zu werden, liegt bei 74% und wahrscheinlich sogar höher, weil wir immer noch zu wenig darüber reden. Was sagt man der Tochter? Pass auf dich auf? Dann macht man ihr Angst. Wer will seinem Kind schon Angst vor dem täglichen Leben einflößen, denn dort finden die Belästigungen statt, nicht beim alleine im Dunklen nach Hause gehen. Sagt man also „du kannst mir alles erzählen, wir gehen gemeinsam zur Polizei“, weil man erwartet, dass irgendeiner schon irgendwann übergriffig wird?
Deswegen wollte ich keine Tochter. Ich will mit meinem Kind nicht darüber reden, dass sie nur aufgrund ihres Geschlechts in Rollen gedrängt, benachteiligt, sexualisiert und sexuell belästigt werden wird. Und ich wollte das erst Recht nicht mitansehen müssen.
Nachdenklich machender Beitrag.
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Freut mich, dass der Text nachdenklich macht. 😇
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Das kann ich nicht alles so nachvollziehen.
Ich hab auch zwei Mädels und habe ihen die Grundzüge des Selbstschutzes erklärt (nicht mit Fremden mitgehen etc.). Sie haben ihre Kinder- und Jugendzeit gut überstanden oder wie immer man das bezeichnen will. 😆
Was die sexuelle Gewalt etc. angeht, da sind Jungs nicht wirklich weniger gefährdet als Mädchen.
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Es geht mir nicht so sehr um sexuelle Gewalt im Kindesalter, sondern später. Es geht darum, dass man als Frau gefährdeter ist. Ich kenne keine Frau, die nicht schonmal sexuelle Belästigung/Gewalt erfahren hat. Statistik sagt 74% aber die Dunkelziffer ist höher. Nicht um sonst soll man als Frau in Clubs zB auf sein Getränk achten und nicht alleine nach Hause gehen. Wüsste nicht, dass man das Männern rät.
Dazu kommt die Diskriminierung, die man als Frau erfährt. Ich verstehe, dass Männer das schwieriger nachvollziehen können, aber es ist die Realität jeder Frau.
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Das klingt alles so negativ. So schlimm ist die Welt nun auch nicht im eigenen Dunstkreis. 😉
Diese genderneutrale Erziehung finde ich gut. Mich hat das auch immer angekotzt mit ihren rosa und blau Regelungen. Meine mädels haben Jungsspielzeug gehabt und mein Junior darf sich auch frei entfalten, was er gerne machen möchte.
Wir haben auch einen Vorteil: Junior hat einmal Onkel und Tante und einmal Tante und Tante. 🙂
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Natürlich ist nicht alles negativ. Ich bin per se ein positiver Mensch, aber so empfinde ich nun mal. Frausein heißt nun mal auch sexualisiert und diskriminiert zu werden. Ich komm damit klar, aber der Gedanke ein Mädchen großzuziehen, hat mir Angst gemacht und mich nachdenklich gestimmt. Ich glaube, alle Emotionen sind berechtigt und indem wir darüber reden, normalisieren wir sie.
Finde ich top. Wir sehen das auch so. Mein Sohn hat Autos, Puppen, Kuscheltiere und Bücher mit allem Möglichen. 😇
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Autos fand meiner noch nie wirklich cool… 😆 Dafür hat er Berge von Kuscheltieren. 🙂 Bücher sowieso. Der liest wie ein Weltmeister.
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Das finde ich zu allgemein. So geht es nicht jeder Frau. Da bin ich mir sicher. 😉
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Nuja, aber 74% der Frauen haben mindestens einmal sexuelle Gewalt erfahren. Dunkelziffer ist sicher höher, da nicht alles angezeigt wird. Da muss man nichts empfinden.
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Ich überlege gerade, was für eine Kindheit deiner Tochter bevorgestanden hätte, wenn es eine geworden wäre.
Kennst du eigentlich solche Frauen?
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Dieselbe wie meinem Sohn. 🤷♀️ Wie gesagt, wir bemühen uns geschlechtsneutral zu „erziehen“.
Solche Frauen? Meinst du welche die sexuelle Gewalt erfahren haben? Wenn ja, natürlich. Bei 74% ohne Dunkelziffern kennt jeder eine Frau, die sexuelle Gewalt erfahren hat. Ich selbst war Opfer von 2 krasseren Übergriffen und mehreren Sachen wie, man fasst mir im Vorbeigehen an Brust oder in den Schritt, was im Prinzip auch schon sexuelle Gewalt ist, schließlich war es gegen meinen Willen. Wenn ich offen mit anderen Frauen darüber rede, hat jede so Geschichten, sogar meine Oma, auch wenn die Generation noch mehr schweigt.
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Oh, das ist natürlich nicht ohne.
Ich frag mich dabei immer, was diesen Spackos dabei durch den Kopf geht. Eine Kugel ist es nicht…
Wahrscheinlich sind mindestens die Hälfte zu Hause kleine Würstchen.
Ich hab deswegen gefragt, weil ich nur zwei kenne, denen etwas passiert ist.
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Vielw reden nicht darüber, vor allem leider nicht mit Männern. Eines der Probleme ist, dass dann immer dieser Generalverdacht im Raum steht. Viele Männer rechtfertigen sich statt zuzuhören. Ich verstehe das. Ist sicher nicht schön, wenn man durch Dinge, die Einzelne verbocken, das Gefühl hat, selbst in Verdacht zu geraten.
Ließ dir mal Myriades Kommentar hier durch. Das ist auch ein interessanter 2ter Faktor, warum das so wenig kommuniziert wird.
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Ich finde diese sehr einseitige Sichtweise eher schädlich für die Kinder. Frauen leben so, Männer leben so. Das gibt es gar nicht. Das ist eine Verallgemeinerung, die jeder Realität widerspricht. Dann schauen wir nun noch darauf, dass Männer in Kriege ziehen, dann bekommen wir gar keine Kinder mehr. Das ist nicht gegen deine Sichtweise gewandt, die ist die deine, aber deine Argumentation ist für mich null nachvollziehbar und nicht weil ich ein Mann bin, weil ich ein Mensch bin. Würde ich meinen Töchtern erzählen, dass es ein Fehler war Mädchen zu bekommen, dass es besser gewesen wäre nur Jungs zu haben und deine Argumentation benutzen, bekäme ich ein paar moralisch hinter die Löffel und das zurecht. Gefahren gibt es für Mädchen und Jungs und diese Diskriminierung verschwindet nicht, in dem man keine Mädchen mehr auf die Welt bringt. Sie verschwindet, wenn man selbstbewusste, starke und eigenständige Menschen ins Erwachsen sein entlässt. Aber dazu braucht man selbst Stärke und Selbstbewusstsein, die sollte man überhaupt mitbringen, wenn man sich dazu entschließt Kinder in diese Welt zu setzen. Nein, die spreche ich dir bestimmt nicht ab. Könnte aber so klingen, daher nein. Zum Thema geschlechterneutrale Erziehung sage ich jetzt hier nichts. Weil das zu ausufernd würde, nur so viel, da habe ich auch eine andere Meinung in großen Teilen.
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Ich sage ja auch nicht, dass es falsch ist ein Mädchen zu bekommen oder zu wollen. Ich sage nur, dass ich keines wollte, weil ich Angst vor der Aufgabe hatte ein Mädchen großzuziehen, dass ich persönlich Frausein schwierig finde. Sicher wäre ich in die Aufgabe reingewachsen, aber im vornherein, fand ich die Vorstellung furchtbar ein Mädchen zu haben, das mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sexuelle Gewalt und Benachteiligung erfährt, das das selbe durchmachen muss, was ich durchgemacht habe.
Beim Thema geschlechtsneutrale Erziehung kommt es ja auch auf die Ausprägung an. Meine Ansicht ist, dass mein Sohn alles sein darf, was er will. Wenn er Fussball spielt ist das genauso ok wie Ballett. Derzeit steht er von sich selbst aus voll auf Bagger, Katzen, liebt es mit seinen Autos aber auch seiner Küche und Puppe zu spielen. Geschlecht sollte nie ein beschränkendes Kriterium sein.
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Ich verstehe ganz genau was du meinst und ich verstehe auch, dass kaum ein Mann es wirklich nachvollziehen kann, wie es ist. als junge Frau zB in überfüllten U-Bahnen begrapscht zu werden, auf seine Getränke in Clubings und Discos aufpassen zu müssen, auf der Straße belästigt zu werden. Die meisten Frauen sind das gewöhnt und nehmen es als selbstverständlich und nicht der Rede wert solange sie nicht gerade körperlich angegriffen werden. Ich bin überzeugt, dass Männer das nicht nachvollziehen können. Nicht weil sie sich ncht bemühen würden sondern einfach weil sie es nicht erleben und daher einfach nicht glauben
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Genau das. Es ist auch wirklich schwierig, das zu vermitteln. Sogar mein Freund war irritiert, als ich versucht habe ihm das zu erklären und der ist wirklich gut im zuhören und auch sehen solcher Dinge.
Danke für deinen Kommentar. 😇
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Genau diese Erfahrung habe ich auch gemacht.. Wer es nicht erlebt hat, also alle Männer, kann es nicht nachempfinden.
Dein Gesichtspunkt einer Tochter diesen Aspekt der Welt nicht vermitteln zu wollen, ist mir neu, er kommt mir aber sehr verständlich vor.
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