Der verrückte Tisch | abc.etüden

Dies ist ein Text zu den abc.etüden von Christiane. Ziel ist es 3 Worte in 300 Zeichen unterzubringen. Die Schreibeinladung für die Wochen 14 + 15 beinhaltet die Worte „Erzählstoff, sanft, vibrieren“, gesponsert von mir.

Der verrückte Tisch

Sie nahm einen tiefen Atemzug. Der graue Hoodie roch nach ihm, nach Schweiß, nach dem Mittagessen von Gestern und einer heimlichen Zigarette. Das schwarze Shirt roch nach Waschpulver und einem Hauch frisch gemähtes Gras. Sicherlich hatte er es zum Trocknen in den Garten gehängt. Außer diesen Erzählstoffen gab es viele Gegenstände und Ecken in der Wohnung, die ihre eigene Geschichte erzählten. Dort in der Ecke stand eine große Vase, die die etwas abgeschabte Tapete dahinter verbarg. Das war vor einigen Monaten passiert. Sie hatte renovieren wollen, doch ihm hatte das so gar nicht gefallen. Genauso wenig die neue Reihenfolge der Bücher, doch er war zu faul es zu ändern, nachdem sie sie neu sortiert hatte. Bei der Aktion war einer der Buchbände leicht beschädigt worden. Upsi. Sie war nicht die Geschickteste, das gab sie zu. Daneben stand die Gitarre, die er lange nicht mehr benutzt hatte. Sie erinnerte sich an Abende voller sanfter Klänge, aber auch Phasen, in denen die schiefen Töne ihre Ohren belästigten.

Alles in dieser Wohnung hatte so seine Geschichte, seine Momente. Umso frustrierter war sie, dass der Esstisch verschoben worden war. Ganze zwei Zentimeter. Genervt lief sie drum herum. Auch die Stühle standen anders und das passte ihr gar nicht. Lauthals tat sie ihre Unzufriedenheit kund, doch statt das Problem zu beheben, nahm er sie auf den Arm und kraulte ihren Bauch. Sie wollte gerne weiter sauer sein, sich rächen, doch ihr Körper hinterging sie und ihre Kehle begann zu vibrieren. Dann entspannte sie sich. Nun gut, vielleicht war das mit dem Tisch doch nicht so schlimm.

28 Kommentare zu „Der verrückte Tisch | abc.etüden

  1. Sie hat ihn schlecht erzogen, er versteht das Problem nicht. Es gehört ein Teppich unter den Tisch, wo sich die Füße abzeichnen, damit man ihn immer wieder exakt positionieren kann, damit alles seine Ordnung hat. Aber immerhin hat er ein probates Mittel, sie milde zu stimmen. 😼
    Danke dir, ich musste sehr grinsen. 😎
    Abendgrüße 😀🌅🍵🥗🌼😼👍

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      1. Hey Christiane, da ist nichts übel zu nehmen 😉 Ich weiß nicht über wen Katharina genau schreibt, aber für mich klingt das nach einer Katze. Liege ich da falsch? 😀

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      2. Ich hatte immer nur Hunde, weiß aber von Katzenleuten aus meinem Umfeld, dass sie diese eher für kaum erziehbar halten. Als Erzieher und aus Beobachtungen resultierend sehe ich das differenzierter ;-P

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      3. Ich denke, dass man ebenso wenig von „der Katze“ wie von „dem Hund“ sprechen kann. Es gibt Katzen, die extrem menschenbezogen sind, und welche, die sich um ihre Dosenöffner kaum scheren. Ähnlich ist das mit den Absprachen, die man treffen kann – ja, Kommunikation funktioniert auch mit Katzen 😼

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  2. Nur Mal so als Kontrastprogramm:
    Unsere zugelaufene Katze hat diese Woche bereits 2 Mäuse, 1 Rotkehlchen, 1 Amsel und 1 Taube als Trophäe vor die Tür gelegt.
    Unser Hund leckt mir die Hände, wedelt vor Freude mit dem Schwanz, führt mich Gassi, verteidigt mich und unser Grundstück.

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