Nur ein Stern | abc.etüden

Dies ist ein Text zu den abc.etüden von Christiane. Ziel ist es 3 Worte in 300 Zeichen unterzubringen. Die Schreibeinladung für die Wochen 41 + 42 beinhaltet die Worte „Landvermesser“, „undankbar“ und „aussetzen“, gesponsert von Werner Kastens.

Nur ein Stern

Statt Sterne zu kartieren und das Weltall zu vermessen, war er Landvermesser geworden. Das war bodenständiger, hatte er sich eingeredet, nur um nicht zugeben zu müssen, dass er Angst vor den Weiten des Alls hatte. Mittlerweile war er zu alt um umzuschulen, außerdem wollte er nicht undankbar erscheinen, schließlich hatte seine jetzige Fima sein Studium finanziert.

Heute vermaß er ein Feld am Stadtrand, das bebaut werden sollte. Statt des schönen Rapsfelds würden hier bald leblose Neubauten stehen. Sie würden die Menschen an die Erde fesseln, statt sie zum Träumen einzuladen. Deprimiert machte er sich an seine Arbeit, als ein helles Licht an ihm vorbeiraste. Er erschrak sich so sehr, dass sein Herz ein paar Schläge aussetzte und er sich an seinem Stativ festhalten musste. Als er sich gefangen hatte, hielt er Ausschau nach dem eigenartigen Flugobjekt. Etwa hundert Meter von ihm leuchtete es. Schnell packte er seine Gerätschaften zusammen und ging zu der Stelle. Was auch immer es war, so ein Licht hatte er noch nie gesehen. Es strahlte in klarem Weiß, durchzogen mit Fäden aus Gold. Er ging näher und lugte in den Krater, aus dem das Licht kam. Trotz der Helligkeit konnte er genau erkennen, was dort lag: Ein Stern. Er war gelblich und hatte fünf Zacken. Eine davon hatte sich im Wurzelwerk verfangen. Der Stern zappelte vergeblich. Sofort wusste er, was zu tun war. Er beugte sich den Krater hinunter und löste die Wurzel vorsichtig mit seiner Handschaufel.

Mit einem Knall schoss der Stern an ihm vorbei, gerade hinauf in den Himmel. Was zurückblieb war ein Krater und ein Landvermesser, der ihn genau vermaß.

19 Kommentare zu „Nur ein Stern | abc.etüden

  1. Liebe Katha,
    was für eine niedliche Idee! Das hat mich an Lauras Stern denken lassen… Den Film muss ich mal wieder schauen, mit der wunderschönen Musik von Hans Zimmer. Die würde auch zu deiner Geschichte passen. 🙂

    Liebe Grüße
    Alina

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  2. Oh, einer der seltenen 5-Zack-Gold-Schweiflinge. Klingt wie ein Pilz, ist aber ein Stern. Geile Idee 🙂

    Und warum hat mein Wechsel zum Selbsthosting den Follow deines Blogs verschluckt? Hab ich eben erst gemerkt…Schande over me 😉

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      1. WordPress und mein Switch zum Selbsthosting waren Schuld. Schön, wenn es so einfach ist 🙂

        Würdest du die Verlinkung bei den Gedichten dann bitte noch auf berlinautor.de ändern? Wenn die anderen beiden Seiten schalte ich ab. Die zukünftigen Gedichte etc. kommen dann nur noch von da.

        Thx und cheers,
        René

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