Dies ist ein Beitrag für die Schreibarena von Lyrikfeder.
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Mein Beitragssatz stammt aus Neil Gaiman’s American Gods, das ich gerade zum dritten Mal lese.
Am See
Er fragte sich, ob es in Wisconsin noch die Todesstrafe gab. In EU-Ländern wurde das Töten eines Menschen nicht als humane Bestrafung angesehen, aber die USA waren da anders. Er selbst verstand, warum man Mörder töten sollte. Es war eine einfache Art sich gefährlichen Menschen zu entledigen und es war kostengünstig. Im Gefängnis konnte man immer noch andere töten oder entkommen. Die paar Unschuldigen, die fälschlicherweise hingerichtet wurden, fand er vernachlässigbar. Zum einen war niemand wirklich unschuldig, zum anderen interessierte die Menschen das Überleben anderer sonst auch nicht, sonst würde sich niemand betrunken hinters Steuer setzen oder sein Kind nicht impfen lassen.
Er grinste. Eine sehr philosophische Betrachtung in einem eigenartigen Moment. Langsam streifte er das Blut mit einem Tuch ab. Dann nahm er Desinfektionsmittel um das Messer vollständig zu reinigen. Das würde nicht alle Spuren entfernen, es ihm aber ermöglichen es unauffällig zu transportieren. Die Leiche seines Opfers hatte er bereits im See versenkt. Morgen würden sie weiterfahren. Einmal quer durch die USA, wie es sich seine Frau gewünscht hatte. Diese schlief gerade tief und fest im Wohnwagen. Sie erwachte nie auf, wenn er nachts umherwanderte. Manchmal glaubte er, sie wolle nicht aufwachen. Kinder hatten sie zu Glück keine dank seiner Unfruchtbarkeit, sonst wäre das sicherlich komplizierter geworden.
Er beschloss noch einen kleinen Spaziergang zu machen und das Camp von der anderen Seite zu betreten. Falls ihn jemand so spät noch sah, sah es so aus, als wäre er auf ein Bierchen in der Stadt gewesen. Auf seinem Weg kam er an einer Tankstelle vorbei und kaufte sich ein Bier. Belohnungsbier, beschloss er. Als er den Campingplatz betrat, prostete er dem Nachwächter zu.
Schließlich ließ sich auf den Campingstuhl vor seinem Wohnwagen fallen. Die Sterne waren außerordentlich gut zu sehen. Er war zufrieden mit sich, auch wenn er sich vorgenommen hatte, es eine Weile bleiben zu lassen. Diese blonden Haare, die großen blauen Kuhaugen, das enge Kleid. Sie hatte ihn flehend angesehen und geradezu gebeten ihr Leben zu nehmen. Wie konnte er da nein sagen?
Morgen würden sie zum Lake Superior fahren. Seine Frau hatte Bilder im Internet gesehen und war sofort verliebt gewesen. Eine monumentale Landschaft an einen großen kühlen See. Er fragte sich, wieviel Leichen dort wohl versenkt worden waren. Er trank den letzten Schluck Bier, dann legte er sich zu seiner Frau schlafen. Wenn er einmal erwischt werden würde, hoffte er hingerichtet zu werden. Einsperren war nichts für ihn.
Pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk und es liest sich wie der Auftakt eines sehr blutigen Romans! Mich hättest Du damit definitiv geködert 😉 Cooler Beitrag, liebe Katha. Ich freu mich sehr, dass Du mit von der Partie bist.
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Ich hoffe nicht. Ich finde Serienmörder zwar super interessant, aber ich fürchte, wenn ich darüber ein Buch schreiben würde, würde ich die gesamte Menschlichkeit hinterfragen. 😉 Danke.
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Gruselig und spannend, aber ab sofort habe ich einen »anderen Blick« auf unsere Womo- Reisen …😉
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Nicht, dass du jetzt überall versteckte Leichen vermutest… 😉 Danke.
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Ein unerfreulicher Charakter, aber durchaus denkbar. Hmmm, vielleicht mache ich da auch mit ….
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