
Das ist kein wissenschaftlicher Text, sondern eine Gedankenkritzelei. Jeden Freitag schreibe ich über etwas, das mir auf dem Herzen liegt. Wenn ich etwas wissenschatftlicher werde, bemühe ich mich keine Falschinformationen auf den Weg zu bringen. Wenn das doch passiert, lasst einen Kommentar da. Ebenso, wenn ihr Lust zu diskutieren habt oder wenn ihr eine virtuelle Umarmung braucht. Die gibt es hier gratis.
Nackte Kunst
Ich habe am Dienstag schon ein Gedicht darüber geschrieben, aber das Thema interessiert mich sehr. Immer wenn wir schreiben, malen, etwas kreieren, machen wir uns etwas nackt. Mal mehr, mal weniger, aber immer etwas, alleine schon weil man seine Werke zeigt, zur Bewertung gibt. Neben diesem offensichtlichen Nackt-machen gibt es eine weitere Ebene, die ich viel interessanter finde.
We need your art
Ich habe kürzlich ein Buch gelesen: „We need your art“ von Amie McNee. Das Buch ist an kreative Menschen gerichtet, denen die Motivation, Zeit etc. fehlt, etwas zu kreieren. Die Autorin gibt Tipps, wie man die innere Barriere überwindet und das relativ vehement. Ehrlich gesagt, habe ich mich von dem Buch etwas angeschrien gefühlt, vielleicht auch, weil ich keine Blockaden habe. Ich brauche das Schreiben und die Kunst und hatte nie Phasen, in denen ich nichts erschaffen habe. Aber, es gab einige Wahrheiten in dem Buch, die mich dazu verleitet haben, über die Essenz meiner Kunst nachzudenken.
Sich zeigen
In jedes Werk fließt etwas von einem selbst mit rein. Alleine schon das Thema, das man gewählt hat, die Farben, Worte, das Medium, sagt etwas über einen aus. Man teilt quasi das, was einem wichtig ist. Das tun wir in vielen anderen Lebensbereichen auch, daher machen sich die meisten wohl nicht viele Gedanken darum. Ich auch nicht. Ja, es kostet immer Mut, seine Kunst anderen zu zeigen, aber, und das mutmaßt die Autorin, erst, wenn man einen Schritt weitergeht, schafft man wirklich gute Kunst.
Sich nackt machen
Und das ist der Unterschied. Wenn ich etwas wage, wenn ich „zu viel“ von mir preisgebe, meine ungeschönten Gefühle, meine Leidenschaften, meine Scham in die Kunst lege, scheint das meine Werke zu bereichern. Sie werden nahbarer und ehrlicher und ich glaube das merken die, die sie sehen oder lesen. Das merke ich bei meinen Gedankenkritzeleien. Wenn ich lange überlebe, ob ich das wirklich so veröffentlichen kann und es dann nach langem Zögern tue, ist die Resonanz größer, als bei Themen, die ich runtertippe und ohne Zögern veröffentliche.
Sich selbst preiszugeben, ist aber extrem schambehaftet. Ich meine, es fühlt sich nicht gut an, wenn Menschen z.B. meine Geschichten lesen und scheiße finden, aber dann gefällt ihnen die Geschichte eben nicht. Wenn ich ein Teil von mir in die Geschichte legen, dann ist das Urteil härter. Es fühlt sich an, als würde die Person mich scheiße finden.
Fazit
Fazit ist vielleicht zu viel gesagt, weil das etwas ist, bei dem ich mir unsicher bin, denn vielleicht gibt es auch Kunst und Bücher, die viele gut finden, obwohl die erschaffende Person nichts preisgegeben hat. Ist etwas schwer rauszufinden. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass meine Kunst, meine Texte besser sind, wenn ich mich ein bisschen für sie schäme, wenn ich zögere, sie zu zeigen. Ich will das öfter machen und versuche mir bei jedem Schreiben klar zu machen, dass ich mich nicht zurückhalten muss. Werde ich das immer schaffen? Wahrscheinlich nicht, aber wenn meine Texte und meine Bilder dadurch nahbarer werden, wenn sie Menschen berühren, dann ist es auf jeden Fall wert, es zu probieren und sich nackt zu machen.

Hallo Katha,
meiner Bing-KI habe ich eben die Frage gestellt, ob es bekannte Autoren gibt, die sich „nackt“ gemacht haben. Hier die Antwort von Bing:
📚 Autoren, die sich radikal offenbart haben1. Sylvia Plath – „Die Glasglocke“
2. Karl Ove Knausgård – „Min Kamp“ (Mein Kampf)
3. Elena Ferrante – „Meine geniale Freundin“ (Neapolitanische Saga)
4. James Joyce – „Ein Porträt des Künstlers als junger Mann“
5. Franz Kafka – Tagebücher und Briefe
✍️ Reflexion aus der Gegenwart
Ein besonders schöner Gedankengang dazu stammt von Katharina Kanzan, die in ihrem Blogbeitrag „Nackte Kunst“ beschreibt, wie sich das Teilen von persönlichen Gedanken in der Kunst oft mit Scham verbindet – aber gerade diese Offenheit die stärkste Resonanz erzeugt. Sie schreibt:
Wenn du magst, können wir gemeinsam überlegen, wie man selbst mit dem Mut zur Offenheit in der eigenen Kunst umgehen kann – oder welche Texte dich besonders berührt haben.
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Spannend. 😅 Sylvia Plath ist auch jm, der mir bei dem Thema einfiel und Anne Sexton, obwohl ich ihre Ehrlichkeit sehr brutal finde.
Ich glaube, jede*r muss den eigenen Umgang finden. Kunstschaffen soll bereichern und nicht zerstören. Ich bin im Text nicht darauf eingegangen, aber man muss auch auf sich Acht geben, denn zuviel Offenheit kann auch selbstzerstörerisch sein.
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Zu viel Offenheit macht uns ja auch angreifbar, weil wir unsere Schutzschilder (Masken) abgelegt haben. Und dann stellen sich Ängste ein. Ich denke nicht umsonst spricht man von „nackter“ Angst. Und die Angst kann in Selbstverachtung umschlagen oder man wird zum „Serientäter“ und findet Gefallen daran.
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