Keine Toleranz für die Intoleranz | Gedankenkritzelei

Das ist kein wissenschaftlicher Text, sondern eine Gedankenkritzelei. Jeden Freitag schreibe ich über etwas, das mir auf dem Herzen liegt. Wenn ich etwas wissenschatftlicher werde, bemühe ich mich keine Falschinformationen auf den Weg zu bringen. Wenn das doch passiert, lasst einen Kommentar da. Ebenso, wenn ihr Lust zu diskutieren habt oder wenn ihr eine virtuelle Umarmung braucht. Die gibt es hier gratis.

Keine Toleranz für die Intoleranz

Manchmal möchte ich wegen der ganzen Ungerechtigkeit auf der Welt schreien, meist nachdem ich durch Social Media gescrollt habe. Ich habe dann das Gefühl, die (Online-)Welt besteht nur aus empathielosen Arschlöchern und die kommen mit allem durch, aber ist das so?

Selbstgebauter Doom

Doomscrollen ist ein fantastisches Wort, dabei ist es nicht mal so, als wären wir dem „Doom“ einfach nur ausgeliefert. Wir haben ihn selbst erschaffen. Die Algorithmen von Social Media bevorzugen krasse Meinungen (meist Negative), weil darauf reagiert wird. Wenn ich schreibe, dass ich Blumen mag, wird es da weniger Reaktionen draufgeben, als wenn ich sage, dass ich JK Rowling mag (tue ich nicht, keine Angst). Populäre Beiträge werden eben gepusht. Der Algorithmus schaut nicht danach, ob es negative Reaktionen sind.

5% sind plötzlich 100%

Eine laute Gruppe, nennen wir sie Team Blau, erzeugt besonders viele Beiträge und Antworten auf die reagiert wird, weil sie Bullshit sind. Was passiert? Ich habe irgendwann den Eindruck, dass es viel Personen mehr im Team Blau gibt, als das der Fall ist. Laut fällt auf und das eben nicht nur im realen Leben. Erinnert ihr euch an die 20 Personen im Bus die leise dasaßen oder den Deppen, der lautstark telefoniert hat? Dasselbe Prinzip greift auf Social Media, nur, dass ich die netten 20 Personen nicht einmal mehr sehe, weil sie mir nicht angezeigt werden.

5% fühlen sich plötzlich wie 100%

Das ist gut für Team Blau, denn die gewinnen an Selbstbewusstsein, weil der gleiche Effekt bei ihnen greift. Und vielleicht gewinnen sie so noch ein paar Prozent dazu, da ihre Meinung nun die ist, die ja anscheinend Usus ist. Es gibt auf Social Media keinen Dialog, das ist ein reiner Schreiwettbewerb und die Lauten fühlen sich als Gewinner, dabei verlieren wir eigentlich alle.

Worauf will ich hinaus?

Schaltet Social Media ab! War ein Experiment, wir sollten es lassen…

Ok, so einfach ist das nicht, aber der Gedanke ist verlockend. Ich glaube, die 95% brauchen eine Strategie und da ich Teil dieser 95% bin, habe ich mir (erstmal nur für mich, aber ihr dürft euch gerne anschließen) einen Plan zurechtgelegt:

  1. Ich reagiere vermehrt auf positive, konstruktive, empathievolle, kreative Posts.
  2. Ich antworte vermehrt Menschen, deren Meinung ich bin.
  3. Ich reagiere offen auf andere Meinung, aber nur bis zu dem Punkt, an dem auch die andere Seite tolerant und respektvoll bleibt.
  4. Ich blende Intolerantes aus.

Zum Abschluss ein Zitat von meinem Lieblings-Philosophen:

„Weniger bekannt ist das Paradoxon der Toleranz: Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.“ Karl Popper aus „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“, Band 1.

17 Kommentare zu „Keine Toleranz für die Intoleranz | Gedankenkritzelei

  1. Da stimme ich dir voll zu.
    Das Schlimme ist ja auch, dieses Team Blau wird ja auch immer tiefer in ihre Social – Blase eingesogen. Du bekommst dann ja auch fast nur noch solche Sachen zu sehen.
    Ich kommentiere nichts mehr von Team Blau etc., da jeder Kommentar einen heftigen Antworten – Content erzeugt und somit bleibt der Beitrag lange sichtbar. Es ist nicht immer einfach den inneren IGnore – Honk zu überzeugen aber vieles sieht man oftmal nicht wieder.
    Wie du schon sagst: Die guten Sachen kommentieren, damit dort Zuwachs kommt. Der Like alleine nützt da nicht viel.

    Ich bin immer froh, dass ich ausser meinen Blogs nur Instagram habe. Kein Tiktok, kein FB, kein X usw, usw.

    Gefällt 3 Personen

    1. Das ist mir auch oft aufgefallen, wie Leute dann noch tiefer eingesogen werden, weil es quasi der „normale“ Content ist.
      Ich habe X etc weil ich da meine guten News poste, aber ich versuche da nocht zu lesen und bei meinen Sachen zu bleiben. Manchmal passiert es dann aber doch. 🫣

      Gefällt 1 Person

  2. Da hast Du was sehr Kluges verfasst und mich zum Nachdenken bzw. Nichthandeln veranlasst. Auch ich habe schon gelegentlich einer bekannten „Hetzkrähe“ vom Team Blau heftig Contra gegeben. Das bringt natürlich nichts, hat im Gegenteil die von Dir beschriebene Wirkung.

    Also lasse ich das jetzt. Dein Tipp, nur noch auf Positives und Freundliches zu reagieren, scheint mir mit Blick auf den „Algorithmus“ sehr sinnvoll.

    Und wenn nun alle 10 Mio. Fans vom Team Blau die Ergüsse ihrer „Helden“ einfach komplett ignorieren und nichts mehr antworten? Hui, wäre das toll …

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse eine Antwort zu m.mama Antwort abbrechen