Sandkastenentschleunigungsgedanken | Gedankenkritzelei

Das ist kein wissenschaftlicher Text, sondern eine Gedankenkritzelei. Jeden Freitag schreibe ich über etwas, das mir auf dem Herzen liegt. Wenn ich etwas wissenschatftlicher werde, bemühe ich mich keine Falschinformationen auf den Weg zu bringen. Wenn das doch passiert, lasst einen Kommentar da. Ebenso, wenn ihr Lust zu diskutieren habt oder wenn ihr eine virtuelle Umarmung braucht. Die gibt es hier gratis.

Sandkastenentschleunigungsgedanken

Ein Kind zu haben ist irgendwie gleichzeitig Beschleunigung und Entschleunigung. Man hat viel mehr Termine und Pflichten und gleichzeitig vergeht die Zeit im Sandkasten sehr langsam. In einem dieser Momente, wo ich dem Kind einfach nur beim Spielen zugeschaut habe (bzw dabei, dass er sich nicht selbst umbringt), habe ich mich gefragt, ob das wirklich dieses „Entschleunigen“ ist, wovon man so allgemein redet und ob es gutes und schlechtes Entschleunigen gibt und ob Entschleunigen nicht oft auch einfach Langeweile ist.

Wie definieren andere Entschleunigen?

Ich habe mal nach einer Definition gesucht und in der Karrierebibel eine gefunden und da ich den Gegensatz irgendwie lustig finde, zitiere ich die hier mal:

„Entschleunigung ist die gezielte Verlangsamung des Lebens, einer Entwicklung oder einer Tätigkeit. Es ist die direkte Gegenbewegung zum stressigen Alltag, in dem für nichts Zeit bleibt und alles schnell erledigt sein muss.“

Gezielt heißt, dass es bewusst sein soll- Demnach wäre meine Zeit im Sandkasten also kein Entschleunigen. Das wäre dann wohl eher der Yoga-Kurs oder das Meditieren, andererseits, nur weil ich die Zeit nicht selbst wähle, heißt dass ja nicht, dass mir die Entschleunigung nicht bewusst ist. Vielleicht ist es also doch entschleunigend im Sand zu buddeln. Auf jeden Fall hat man im Sandkasten meist keinen Stress und keinen Zeitdruck. Bevor der Sandkuchen in den Ofen kommt, ist das nächstbeste Kind durchgelaufen.

Ist Doomscrollen auch Entschleunigen?

Es gibt ja einige Menschen, die vor dem Schlafen oder zwischendurch einfach auf Social Media rumscrollen, sich von einem TikTok-Clip zum nächsten treiben lassen oder YouTube-Videos schauen, dessen Inhalt sie nach einer Stunde wieder vergessen haben. (Würde ich nie tun. Wirklich) Das ist mit die sinnloseste Tätigkeit, die man so machen kann und sicher nciht im eigentlichen Sinne stressig oder Teil des Alltags. Ist das dann auch Entschleunigen? Und wenn ja, ist das auch TV schauen, Kunst machen, Lesen? Das hieße dann, dass alles, was man aus Zeitvertreib macht, entweder Hobby oder Zeitvertrüdeln, Entschleunigen wäre.

Muss man sich dabei langweilen?

Wenn gezielt oder bewusst etwas zu machen, um zu entschleunigen, eine Prämisse ist, fällt zumindest das Zeittotschlagen raus. Das machen wir eher so nebenbei automatisch eher unbewusst. Bleiben die Hobbies, aber die stressen auch manchmal. Man will besser werden, etwas unbedingt umsetzen und häufig machen Hobbies dann doch Arbeit. Bliebe eigentlich nur, dass sich hinsetzen und bewusst langweilen, oder?

Oder ist das wieder nur so ein Wort?

Ich überspitze und wirklich stringent sind meine Ausführungen hier nicht, aber ich möchte auf etwas hinaus. Entschleunigen, Selfcare, Me-Time…das sind alles Worte, die Anforderungen stellen und behaupten, dass wir dafür selbst verantwortlich sind, nicht gestresst zu sein. Dein Leben ist zu hart und du kannst deswegen nachts nicht schlafen? Dann entschleunige doch!
Entschleunigen und all die anderen Worte lassen außer Acht, dass unsere Welt einfach stressig ist und wir nicht immer was dagegen tun können. Die Schuld immer auf den Einzelnen abzuwälzen, schafft nur noch mehr Druck. Klar ist es toll, wenn man Werkzeuge an der Hand hat, die einem helfen mal durchzuatmen, aber dafür braucht es keine fancy Wörter.

7 Kommentare zu „Sandkastenentschleunigungsgedanken | Gedankenkritzelei

  1. Es gibt kein Ent- solange noch etwas vom Schleunigen bleibt. Aber es gibt ein schönes Wort, das jedes Kind bei „Peter Lustig“ in der Sendung Löwenzahn sonntagvormittags lernen konnte: Abschalten.
    Geräte aus, Kopf-Agenda und inneren Beurteiler auch aus.
    Selbst das abgedroschene Wort Achtsamkeit ist inzwischen zur Karikatur geworden, also einfacher: Da-Sein mit nichts sonst als dem Moment.
    Wie kann der langweilig sein, wenn du dir bewusst machst, dass du nur Möglichkeiten vorausberechnen, aber überhaupt nicht wissen kannst, was der nächste Augenblick bringt? Vielleicht nichts.
    Was für eine Verschwendung wäre es dann von dem zuvor, mit den Gedanken woanders?

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    1. Abschalten klingt erstmal absolut. Vielleicht den Lärm abschalten, um die Stille zu genießen. Das finde ich auch ein gutes Bild.
      Langweilig sehe ich gar nicht negativ. Im Prinzip bedeutet es ja auch nur, dass die Zeit langsam läuft.

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  2. Entschleunigen, Selfcare, Me-Time… Das sind für mich Begriffe, die einen gewissen (kleineren oder größeren) Stressfaktor hervorrufen. Ich muss jetzt ruhiger werden etc..
    Ich kann mit diesen Begriffen eh nicht viel anfangen. für mich klingen die immer wie rumhängen, hirnlos irgendwo herumsurfen usw.
    Entschleunigung ist für mich eher das Herumsitzen auf der Terrasse, dem Balkon, am See, irgendwo im Urlaub an einem ruhigen Ort und einfach abschalten. Kopf leer und ins Nichts starren, wie man so schön sagt. Relaxen pur.
    Was den Sandkasten angeht, das war damals Entspannung. Einfach nur mit den Kids im Sand spielen, keine Gedanken machen, einfach selber Kind sein. 🙂

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    1. Ich finde auch, die Begriffe klingen erzwungen. Da sitze ich lieber auch auf dem Balkon
      Am Sandkasten stört mich nur, dass ich es mache, wenn Kind will und wenn ich Pech habe, habe ich dann Hummeln im Po. 😋

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