VORSICHT WOKE! | Gedankenkritzelei

Das ist kein wissenschaftlicher Text, sondern eine Gedankenkritzelei. Jeden Freitag schreibe ich über etwas, das mir auf dem Herzen liegt. Wenn ich etwas wissenschatftlicher werde, bemühe ich mich keine Falschinformationen auf den Weg zu bringen. Wenn das doch passiert, lasst einen Kommentar da. Ebenso, wenn ihr Lust zu diskutieren habt oder wenn ihr eine virtuelle Umarmung braucht. Die gibt es hier gratis.

VORSICHT WOKE!

Ich finde das Wort „woke“ irgendwie befremdlich bzw. seine Verwendung im deutschsprachigen Raum. Auch, dass es zu Worten wie „Wokeism“ umgewandelt wird. Der Ursprung ist wohl aus dem African American English und populär geworden ist er im Zuge der Rassismusdebatte nach der Erschießung des 18-jährigen Afroamerikaners Michael Brown 2014 in den USA. „Stay woke“ wurde/wird benutzt, um vor Polizeiübergriffen zu warnen. Am Ende sollte es einfach ein Aufruf sein, sensibler gegenüber Rassismus und Benachteiligung zu sein.

Irgendwann haben dann Konservative/Rechte etc. dieses „woke“ genommen und mit einer negativen Konnotation versehen. „Go woke, go broke“ wurde geboren und der Mythos, dass, wenn man sensibel agiert und Menschen integriert, dass dadurch unsere Wirtschaft oder gleich unsere ganze Gesellschaft untergeht.

So, jetzt aber zu dem, auf das ich eigentlich hinauswollte. Wir sind jetzt an einem Punkt angekommen, wo Leute mich dafür kritisieren, dass ich „gendere“ und dadurch die deutschte Sprache verhunze und dass ich „woke“ und „Wokeism“ (schreibt man das dann groß?) bin/betreibe. „Woke“ wird hier ebenso wie „gendern“ als urdeutsches Wort benutzt. Dass fremdsprachige Wörter genutzt werden, um die deutsche Sprache zu schützen, ist der eine Witz, der andere, dass ein Wort, das übersetzt „aufmerksam“ heißt, negativ verwendet wird. Schon bei „Gutmensch“ fand ich das absolut paradox.

Was ist aus den guten alten Beleidigungen geworden, wie Arschloch, Pflaume, Schattenparker, Warmduscher oder Kackbratze, wenn man jetzt Menschen als Gutmensch oder woke beschimpfen muss? Ist das nicht der eigentliche Tod der deutschen Sprache?

(Achtung, hier sind Spuren von Sarkasmus enthalten)

14 Kommentare zu „VORSICHT WOKE! | Gedankenkritzelei

  1. Schattenparker gefällt mir gut. Den kannte ich gar nicht. 🙂
    Es gibt immer jemanden, dem irgendwas, irgendwo nicht Recht ist.
    Gerade was Schönes gelesen:
    „Gibt es eigentlich noch Themen, über die man sprechen kann, ohne jemanden zu triggern?
    Hat jemand schlechte Erfahrungen mit Gänseblümchen gemacht?!“

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  2. Ich mag Schattenparker nur nicht, wenn es der letzte Schattenparkplatz war, den er mir vor der Nase weggeschnappt hat *grmml* 😎 Beschimpfungen mit Worten wie Gutmensch zeugen meiner Meinung nach von Angst vor dem, was der Schimpfende nicht hat oder das Verdrängen des Wunsches, es auch zu besitzen (aber für das er die Kraft nicht aufbringt – im Sinne von Prinzipientreue oder zu seinen Werten stehen, auch wenn die anderen anderer Meinung sind etc.). In der Schule werden Schüler oft gemobbt, die etwas lernen wollen – in den Augen der Faulen sind dann die blöden Streber.

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  3. Ich hatte auf meinem Blog auch schon Leser (bewusst nicht gegendert), die mir mitgeteilt haben nun nicht mehr zu folgen, weil ich gendere. Naja, dann halt nicht. Wenn das schon die fragilen Egos zerstört, dann scheint es um die generelle Resilienz nicht gut bestellt zu sein. Leider werden all die positiven(!) Bestrebungen zum Kulturkampf hochstilisiert und die etablierten Ewiggestrigen (darunter viele „fleißige“ Superreiche) scheinen zu gewinnen.

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  4. Ja, das Wörtchen „woke“ finde ich auch befremdlich, vielleicht ist es deshalb auch so negativ konnotiert. Wo es früher bloß hieß „He, das kannst Du so doch nicht sagen“, muss man heute „woke“ sein und als „Berufsempörter“ (Dank an „fraggle“ für dies schöne Wort“) sich mächtig aufregen.

    Aktuelles Beispiel, dem „Zeit“-Newsletter aus Hamburg entnommen: Das dortige Bernhard-Nocht-Institut soll evtl. umbenannt werden. Jemand ist nach ca. 120 Jahren aufgewacht, also „woke“: Der Mediziner Nocht forschte über afrikanische Seuchen, also: „Kolonialismus“, „Rassismus“, also: PFUI.
    Außerdem benannten ausgerechnet die Nazis 1942 jenes Tropeninstitut nach dem Mediziner Nocht, das ist auch pfui.

    Auf so was nach Jahrzehnten zu kommen, ist ganz klar „woke“. Andere Probleme zum Aufwachen waren wohl gerade nicht greifbar.

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    1. Das war nicht ganz meine Botschaft. 😅 Und ich finde es gut über Historie nachzudenken und problematischen Figuren die Bühne zu nehmen. Warum nicht Leute benennen, die Gutes geschaffen haben? Schadet doch niemandem.

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      1. Ganz richtig. Man sollte nur nicht blindwütig und rasenmäherartig alles Mögliche verteufeln.
        Eine Initiative gegen den Namen „Mohren-Apotheke“ zu starten (der Erbauer des 200 Jahre alten Hauses hieß Heinrich Mohr), zeugt aber nicht von Acht- oder Wachsamkeit. Eher von Langeweile. 🙂

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  5. Hey, habe gerade deinen Beitrag als Weiterlese-Tipp unter meinem heutigen Beitrag gefunden… stelle fest, dass Du auch ein Problem mit dem Wort „woke“ hast 👍, muss aber auch zugeben, dass du schneller warst und mehr likes bekommen hast 🤩. Naja. Ist okay. Finde Deinen Beitrag auch gut! Herzliche Grüße von Pettersson aus Pettersson‘s Schafstall

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