Ist Hass einfacher als Angst? | Gedankenkritzelei

Das ist kein wissenschaftlicher Text, sondern eine Gedankenkritzelei. Jeden Freitag schreibe ich über etwas, das mir auf dem Herzen liegt. Wenn ich etwas wissenschatftlicher werde, bemühe ich mich keine Falschinformationen auf den Weg zu bringen. Wenn das doch passiert, lasst einen Kommentar da. Ebenso, wenn ihr Lust zu diskutieren habt oder wenn ihr eine virtuelle Umarmung braucht. Die gibt es hier gratis.

Ist Hass einfacher als Angst?

Beim Gedichtedienstag habe ich geschrieben, dass ich mich in Anbetracht des ganzen Hasses wortlos fühle, hier noch ein paar Gedanken dazu:

Ich erinnere mich noch genau daran, wie wir in der Schule das dritte Reich durchgenommen haben und ich mir dachte „Warum haben die das nicht einfach gestoppt? Das kann doch niemand gewollt haben“, aber ich dachte nie, dass das nochmal passieren kann, nur, das tut es gerade und keiner will es wahrhaben.

Und es ist nicht einmal, dass nur die, die AFD wählen, vollkommen unsinnige Ansichten und vermeintliche Fakten über „Ausländer“, trans-Personen und weitere Schubladen-Menschen haben, es sind auch Leute, die ich kenne, die diese Nazi-Partei nie wählen würden. Es ist auch egal, wenn man sagt, dass Mord rückläufig ist, dass ¼ der Menschen in Deutschland Migrationshintergrund haben und da niederländisch/deutsch, amerikanisch/deutsch etc zuzählen, dass Femizide meist in „deutschen“ Partnerschaften begangen werden, dass Kriminalität eher durch Armut/Arbeitslosigkeit gefördert wird, dass Straftaten durch Menschen mit Migrationshintergrund in den Medien überrepräsentiert werden, oder dass uns die Klimakatastrophe mehr bedroht als jede kriminelle Person, alleine die Tode durch Hitze, um nur ein Beispiel zu nennen.

Aber ich glaube, das ist zu komplex und unterschwellig bedrohlich. Wir sehen Brände, Überschwemmungen, Stürme, Hitzewellen, Hitzerekorde noch und nöcher, aber zum einen wird nicht über alles berichtet und wenn dann so, als wäre das ein Einzelereignis, als hätte es das schon immer gegeben.

Die Welt ist kompliziert und die Klimakatastrophe, die endlichen Ressourcen der Welt und der Wandel, den wir brauchen, machen Angst. Vielleicht ist es einfach eine Flucht und trotzdem verstehe ich es nicht. Wo sind Mitgefühl, Mut, Gemeinsamkeit? Damit könnten wir uns zusammen den Problemen stellen, oder ist auch das zu komplex, ist Hass einfacher auszuhalten als Angst?

Hier ein Wurf Quellen:

Hitze als Bedrohung:
1) https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/hitzetote-deutschland-104.html
2) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1387576/umfrage/schaetzung-der-hitzebedingten-sterbefaelle-in-deutschland/

Femizide in DE:
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/femizide-gewalt-gegen-frauen-100.html

Daten zu Migrationshintergrund:
https://www.bamf.de/DE/Themen/Forschung/Veroeffentlichungen/Migrationsbericht2019/PersonenMigrationshintergrund/personenmigrationshintergrund-node.html

Kriminalität im Kontext Zuwanderung:
1) https://www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/Lagebilder/KriminalitaetImKontextVonZuwanderung/KriminalitaetImKontextVonZuwanderung_node.html
2) https://mediendienst-integration.de/fileadmin/Expertise_Hestermann_Herkunft_von_Tatverdaechtigen_in_den_Medien.pdf

11 Kommentare zu „Ist Hass einfacher als Angst? | Gedankenkritzelei

  1. Liebe Kat, Statistiken zu lesen, ist eine eigene Wissenschaft. Ich habe die von dir angegebenen Quellen zu Hitzetagen und „Hitzetoten“ und noch die bis 2024 nachgelesen. Von „Klimabedingtem“ Massensterben kann überhaupt nicht die Rede sein, in Deutschland sowieso nicht, das 2024 grad mal 12 Tage mit „30 Grad und mehr“ hatte, aber auch nicht im hitzegeplagten Griechenland. Ich finde es nicht klug, ganz verschiedene Phänomene (Klimadaten und Kriminalität) zusammenzumixen. Du ersetzt da nur die Angst vor Ausländerkriminalität durch eine andere Angst: die Klimaangst. Ich halte weder die eine noch die andere für einen guten Leitfaden.

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    1. Ich habe nicht von klimabedingtem Massensterben sondern von Bedrohung geschrieben. Die Klimakatastrophe bedroht uns sowohl direkt durch Hitze aber auch indirekt. Wir können noch gar nicht absehen, wie schlimm es wird, aber wir sind bedroht.
      Ich ersetze nicht die Angst, das machen rechte Parteien und ich denke auch bewusst. Sie negieren dem abstrakten Klimawandel und gesellschaftliche Probleme durch Versäumnisse und ersetzen diese Angst mit „die Migranten/Andersgläubigen/Anders aussehenden“ sind schuld, aber hey, wir haben eine Lösung: Weg damit. Hat bei Hitler auch schon so funktioniert.

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      1. Schau, Katerina, genau darauf wollte ich aufmerksam machen: du bist von dem Bedrohungsszenarium des Klimawandels überzeugt und hältst das von anderen behauptete Bdrohungsszenarium der Masseneinwanderung für Propaganda. Genauso, nur mit umgekehrten Vorzeichen sind andere davon überzeugt, dass die Hauptbedrohung von der Migration ausgeht, während sie den Klimawandel für Propaganda halten. Du führst Statistiken an, sie führen Statistiken an.
        Ich halte beide Bedrohungen für arg überschätzt. Für mich ist die größte Bedrohung, dass die Menschen sich gegenseitig auf die Köpfe schlagen und alleine rechthaben wollen, auch wenn sie womöglich beide unrecht haben. Das Ergebnis sind Hass, Spaltung, Unfrieden .Davor wollte ich warnen.

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      2. Nein, Masseneinwanderung ist ein riesiges Problem, das wir dank Klimawandel bald haben werden. Klimawandel ist auch keine Propaganda, der findet ja gerade statt, dafür braucht man keine Statistiken. Das wäre ja als würde man behaupten, die Erde sei eine Scheibe. Ich glaube eher, dass das Thema verbindet, weil alle Menschen gleichermaßen betroffen sind.

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      3. Beide Themen verbinden nicht, sondern trennen. Für dich ist eine Tatsache, was für andere eine Lüge ist. Für andere ist eine Tatsache, was für dich eine Lüge ist. Du gehst zB davon aus, dass es einen menschengemachten Klimawandel gibt, und dass der Klimawandel Massenmigration zur Folge hat. In Amerika hat gerade die Mehrheit kundgetan, dass sie den menschengemachten Klimawandel für eine Verschwörung hält und die Massenmigration für ein dunkles Geschäft von Menschen, die damit viel Geld verdienen.
        und das sind nur zwei der vielen strittigen Themen.

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      4. Der menschengemachte Klimawandel ist nicht streitbar. Die Forschung ist sich einig. Wir müssen uns verbinden, aufklären und gemeinsam dagegen kämpfen, statt gegen Migranten zu hetzen. Migranten sind unsere Mitmenschen, auf diesem einzigartigen Planeten. Wir müssen die Natur schützen, die Tiere und die Zukunft für unsere Kinder (und mit uns meine ich alle Kinder in allen Ländern). Sting hat es so schön besungen.

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  2. Deine Beobachtung scheint mir sehr richtig zu sein. Die Welt und ihre Probleme ist sehr komplex und die rechten Parteien geben sehr einfache Antworten. Ich kenne niemanden, die oder der durch Migration beeinträchtigt oder selbst in Gefahr gebracht wurde. Dafür aber unzählige Menschen, die mangelhafte Bildungspolitik, Versäumnisse im Gesundheitswesen und Infrastruktur oder auch Klimakrise direkt zu spüren bekommen. Das sind Versäumnisse der letzten 20 Jahre und diese lassen nur diffuse Feindbilder heraufbeschwören. Ist doch viel einfacher ein greifbares Feindbild, wie Asylsuchende zu haben. Bitter, dass wir als Gesellschaft das nicht durchschauen, sondern uns davon blenden lassen.

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    1. Exakt. Ich weiß aber auch nicht, wie man da aufklären kann, wenn Offensichtliches ignoriert oder verdreht wird. Selbst in Deutschland finden einige Menschen es gut, dass mit Trump ein Sexualstraftäter und Rassist Präsident ist. 😵‍💫

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  3. Sogenanntes „Stammtischgefasel“ ist halt einfacher, als sich mal einen kopf zu machen und wirklich nachzudenken.
    Du siehst, was gerade hier abgeht und die Leute gehen zwar auf die Straße aber am 23. wählen sie wieder CDU/BSW/AfD… weil… haben wir schon immer so gemacht. Ich wette, die CDU wird nicht mal richtig abgewatscht. Eigentlich müsste sie locker 10% verlieren, wird aber nicht passieren.

    Das Gefühl, dass „Ausländer- oder Migrationsthematiken“ in den Medien überrepräsentiert werden, habe ich auch. Gerade bei den Bildlesern kommt eine Überschrift wie „Syrer schlägt deutsche Frau“ natürlich viel besser als ein „Fritz Müller hat seine Frau auf offener Straße verprügelt“.

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    1. Das ist echt krass, wie viel sich so eine Partei „leisten“ kann, ohne Konsequenzen. Auch bei Trump. Scheint mir fast so ein Konservativending zu sein.

      Ja, ist definitiv so. Die Zeitungen leben von Verkauf/Klicks und Aufreger verkaufen sich besser. Schade, dass es da kein Gefühl für Verantwortung gibt.

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