
Dies ist ein Text zu den abc.etüden von Christiane. Ziel ist es 3 Worte in 300 Zeichen unterzubringen. Die Schreibeinladung für die Wochen 19-22 beinhaltet die Worte „Geist, herb, unterstellen“, gesponsert von Christiane.
Die Weinprobe
Der Wein schmeckte herb und Jürgen schluckte ihn nur widerwillig herunter. Er bemühte sich keine Grimasse zu ziehen, aber dem Gesichtsausdruck des Sommeliers zu urteilen, gelang ihm dies nur bedingt. Während er sich bei dieser Weinprobe vollkommen fehl am Platz fühlte, amüsierte sich Karin vorzüglich. Das war die Hauptsache, schließlich hatte er ihr diesen Ausflug geschenkt. Er hatte dabei nur nicht bedacht, dass er auch Wein trinken musste. Er überlegte einen Moment nach dem Glas Wasser zu greifen, dass neben ihm stand, aber der Sommelier hatte gesagt, man müsse den Wein wirken lassen. Das Wasser war nur dazu da, den Gaumen wieder frei zu machen, für den nächsten Wein. Bis dahin war Jürgens Gaumen gefangen, wollte er den Sommelier nicht beleidigen.
Karin lächelte ihn an. „Fantastisch, oder?“
Jürgen nickte und bemühte sich zu lächeln, dabei verbreitete sich der Geschmack in seinem Mund weiter und er räusperte sich, um nicht das Gesicht zu verzeihen. Der Sommelier musterte ihn kritisch. Von Anfang an hatte er ihn auf dem Kieker, als könnte er nicht nur Wein, sondern auch Weinhasser riechen. Jürgen riss sich am Riemen. Immerhin gab es zwischendurch etwas Brot, dass seine Geschmacksnerven für einige wundervolle Momente entspannen ließ.
„So, dass war der letzte Wein für heute. Ich hoffe, sie hatten ihren Spaß!“ Der Sommelier sah Jürgen eindringlich an, der verlegen wegschaute. „Beehren sie uns jederzeit wieder bei Wein und Geist.“
„Vielen Dank. Ein tolles Geschenk und du bist so tapfer gewesen,“ sagte Karin, als sie den Laden verließen. „Wollen wir zu Dunkin Donuts gehen, damit der süße Geschmack das Bittere hinfort jagt?“
„Willst du mir etwa unterstellen, dass mir das keinen Spaß gemacht hat“, sagte Jürgen gespielt empört.
„Du warst auf jeden Fall sehr tapfer.“
Jürgen lachte. „Ja, Donuts, Kuchen, Zuckerwatte oder auch purer Zucker wären mir jetzt ganz recht.“

Es ist ein seltsames Phänomen, dass man wegen einer gewissen Kulturzuschreibung seinen (Geschmacks-)Sinnen so etwas wie Unterordnung unter Kompetenzgebaren zumutet. Das gilt ja nicht nur beim Wein.
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Ohja 😅, bei sehr viel Alkoholarten aber auch zB Käse.
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Gutes Beispiel!
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Ich bin auf Jürgens Seite: Ich mag keinen Wein. Egal welcher. 😆
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Ich ja auch. Außer vermischt mit Sprite, aber da würden Sommeliers mich umbringen. 😂
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Eine Weinschorle… Selbst die mag ich nicht.
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Ich finde Jürgen sehr tapfer und einen echt tollen Partner, wenn er das freiwillig mitmacht. Aber auch Karins Vorschlag ist sehr lieb. (Kann es sein, dass du das erste „bitter“ noch gegen „herb“ austauschen möchtest? 😉)
Danke dir für die Etüde!
Morgenkaffeegrüße 🌤️🌳🎶☕🍪
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Ups. Habe das herb weiter unten gelöscht und dann vergessen, das obere zu ändern. 😅 Danke für den Hinweis.
Sonnige Grüße aus dem Norden an den Norden. 😅❤️
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Vielleicht nimmt Karin statt Jürgen beim nächsten Mal mich mit. Ich mag herben Wein 😉
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Ich schlage es ihr vor. 😂
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Ich habe die Erfahrung, dass nach Weinproben der gekaufte Wein zuhause ganz anders schmeckt, als in der Atmosphäre der Winzerei.
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Wein ändert wohl auch den Geschmack je nachdem was dazu gegessen wird.
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