
Dies ist ein Text zu den abc.etüden von Christiane. Ziel ist es 3 Worte in 300 Zeichen unterzubringen. Die Schreibeinladung für die Wochen 15-18 beinhaltet die Worte „Fingerhut, süßlich, fluchen“, gesponsert von Christiane.
Ich bin irgendwie auf den Geschmack von Slice of Life gekommen. Hier also noch eine nicht surreale Geschichte.
Wo die Leidenschaft so hinfällt
Ein süßlicher Duft strömte aus der Küche, als Ferdinand nach Hause kam. „Oh oh“, dachte er. Wenn Georg anfing zu backen, hieß das meist nichts Gutes. Er hatte wohl mal wieder auf Instagram ein Rezept gesehen, dass er unbedingt ausprobieren musste und vergessen, wie unbegabt er in der Küche war.
Leise schlich Ferdinand ins Wohnzimmer und legte sich mit einem Buch auf die Couch. Immer wieder hörte er Georg fluchen, aber bemühte sich, es zu ignorieren. Stattdessen wendete er sich der Leidenschaft zu, für die er keine Begabung hatte: Gärtnern. Letztes Jahr hatte er es geschafft, dass die Bergenie und der Fingerhut eingegangen waren. Beides Pflanzen, die eigentlich selbst den Menschen mit dem braunsten Daumen überlebten. Dieses Jahr wollte er sich an Gemüse probieren. Die Tomatenpflanzen hatte er bereits erfolgreich getötet, jetzt überlegte er wenigstens Erdbeeren und Radieschen in einer Ecke zu pflanzen. Die bekam nicht einmal er kaputt. Vielleicht.
„Habe ich doch richtig gehört“, sagte George, als er das Wohnzimmer betrat. „Hier, die musst du probieren.“ Er hielt Ferdinand ein Stück von etwas hin, dass wie schon einmal gegessen aussah. Ferdinand seufzte dann nahm er einen Bissen, schluckte ihn hinunter und bemühte sich keine Grimasse zu ziehen.
„Ah, so schlimm“, sagte Georg und sah ihn prüfend an.
„Nun ja, nicht ganz so schlimm wie letztes Mal.“
Georg lachte. „Ok, du hilfst mir dabei den Käsekuchen zu retten, dafür erinnere ich dich daran die Pflanzen zu gießen, bevor sie kläglich eingehen.“
Ferdinand nickte. „Deal. Vielleicht wäre es schlauer, wenn mein Hobby Backen und dein Hobby Gärtnern wäre.“
„Das wäre langweilig. Ein bisschen Überraschung im Leben schadet nicht. Außerdem mag ich unsere kleine Einöde und du isst gerne Torte im Café. Win win, würde ich sagen.“

Schön. Die beiden verstehen es auf jeden Fall, sich gegenseitig zu nehmen wie sie sind. Das ist in Partnerschaften viel zu selten so ausgewogen. Den braunen Daumen kannte ich noch nicht, merke ich mir.
Die Wortspende hätte ich gerne an meinem Revers, aber Christiane war’s, die sie ins Spiel brachte.
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Den braunen Daumen habe ich mir auch ausgedacht. 😅
Ups. Vergessen abzuändern. 😂 Jetzt richtig.
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Offenbar eine ganz hervorragende Beziehung. so muss man es machen ;)
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Ich wollte mal was Positives schreiben, wo hier Partner so oft sterben müssen. 😅
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Haha, ja die Mordserien bei sämtlichen Schreibprojekten sind erschütternd 😉 🙂
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Ich liebe es, dass er „Ah, so schlimm“ sagt. Damit ist eigentlich ausreichend gesagt, wie die beiden zueinander stehen, und auch, dass sie um ihre Stärken wissen bzw. die Schwächen mit Humor nehmen 😉
Mag ich sehr, danke dir dafür!
Nachmittagskaffeegrüße ⛅🌿🎶☕🍪
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Freut mich, dass es dir gefällt. 🥰
Liebe Abendgrüße zurück.
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Ich mag solche warmherzigen Geschichten.
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Ich auch. Da bekommt man beim Schreiben gute Laune und freut sich, wenn die Lesenden auch lächeln müssen. 😇
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Aber was ist „slice of life“? Ich unwissendes Ding, ich.
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Ein Ausschnitt aus dem Alltag einer Person, ohne große Story oder so. Eine Momentaufnahme quasi.
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Danke dir.
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