Nach den Sternen greifen | Impulswerkstatt

Zettel und Federhalter. Über dem Federhalter steht Impulswerkstatt

Dies ist ein Text zu der Impulswerkstatt von Myriade. Ziel ist es etwas Kreatives zu vorgeschlagenen Bildern oder zu einer Schreibaufgabe zu erstellen. Hier könnt ihr alles darüber lesen: *KLICK*
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Meine Geschichte wurde von Bild 1 inspiriert.

Nach den Sternen greifen

Pietro lag am Strand. Sand klebte an seinem Shirt und seiner Hose, seine Beine waren benetzt und in seinen nassen Haaren hingen Klumpen. Es war kurz vor Mitternacht und immer noch so heiß, dass er keine Lust hatte sich zu rühren. Den Tag über hatte er Besuchende der Strandbar bedient, in der er in den Semesterferien arbeitete. Die meisten Gäste waren nett, aber die Arbeit war öde und er freute sich jeden Abend darauf, endlich eine Runde zu schwimmen und sich an den Strand legen zu können. So auch heute. Nur, dass heute ein besonderer Tag war. Er konnte nicht ausmachen warum, aber bereits heute Morgen hatte er bemerkt, dass heute etwas anders war. Es war nur ein Gefühl, keine Situation, kein Ding, an dem er es festmachen konnte und nun lag er hier, wie jeden Abend nach Schichtende und dachte darüber nach, was dieses „anders“ war.

Er betrachtete die Sterne. Ein besonders großer Stern funkelte direkt über ihm. Vielleicht war es auch ein Planet, das wusste er nicht so genau, denn in Sternenkunde war er nie besonders gut gewesen. Daneben befand sich ein Sternenbild, das er kannte, dessen Namen er sich nie merken konnte. Irgendwas mit C am Anfang und dann kamen zu viele Vokale, um den Namen ohne Knoten in der Zunge aussprechen zu können. Pietro fiel auf, dass der große Stern neben dem Sternenbild größer geworden war. Nun war er mindestens zwanzig Mal so groß, wie der größte Stern in seinem Blickfeld. Pietro blinzelte. Jetzt wuchs der Stern sichtlich und begann das Sternbild mit dem unaussprechbaren Namen zu verdecken. Erst einen Stern, dann zwei, drei. Jetzt war der große Stern größer als die Sonne zur Mittagszeit und er wuchs weiter. Pietro setzte sich auf. Sand löste sich von seinen Haaren, die mittlerweile getrocknet waren. Er schüttelte sich und das gelbe Gold flog in alle Richtungen, doch statt zu Boden zu fallen blieb es in der Luft hängen, bildete Muster um ihn herum. Pietro beachtete den Sand eine Weile, dann sah er wieder zu dem Riesenstern, der nun zum Greifen nahe aussah. Er streckte seine Hand aus und berührte die raue Oberfläche. Seine Großmutter hatte immer behauptet, dass man nicht nach den Sternen greifen konnte. Sie hatte unrecht.

5 Kommentare zu „Nach den Sternen greifen | Impulswerkstatt

  1. Das ist nun wirklich ein besonderes nächtliches Stranderlebnis! Manchmal hat man ja den Eindruck, dass alle Sterne größer und heller sind als üblich, aber gleich so groß! Und das Muster aus fliegendem Sand ist auch sehr besonders und unerwartet. Danke für den Sommersternbeitrag ! Der sich auflösende Gandhi inspiriert ja zu vielen verschiedenen Geschichten wie zu dieser leuchtenden … Liebe Grüße

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