Warum die Veganismus-Diskussion scheitert | Gedankenkritzelei

Das ist kein wissenschaftlicher Artikel, sondern eine Gedankenkritzelei. Es gibt selten Quellen und nirgendwo den Anspruch auf Richtigkeit. Ich bemühe mich aber, keine Falschinformationen auf den Weg zu bringen. Wenn das doch passiert, lasst einen Kommentar da. Ebenso, wenn ihr Lust zu diskutieren habt oder wenn ihr eine virtuelle Umarmung braucht. Die gibt es hier gratis.

Warum die Veganismus-Diskussion scheitert

Eines vorangestellt: Was ich esse ist irrelevant für die Diskussion

Wenn jemand eine Idee hat, sollte diese eigentlich losgelöst von dem Menschen betrachtet werden. Außerdem habe ich das Gefühl, dass Leute gerne erzählen, wie bewusst sie sich ernähren, weil das Teil ihrer Selbstidentifikation ist und sie stolz darauf sind. Das ist auch voll ok, hilft aber in der Diskussion nicht. Wenn ich erzähle, wie toll ich mich ernähre, wie sehr ich auf Tierwohl achte, fühle ich mich danach besser, mein Gegenüber aber meist nicht. Ich esse nicht 100% bewusst, ich ernähre mich eher so nach dem Prinzip „ich weiß es besser und teilweise mache ich das gut, aber da ist noch viel Luft nach oben“. Damit bin ich sicherlich nicht alleine.

Warum der Einzelne nichts ändert

Wenn ich kein Fleisch esse, passiert nichts, außer dass ich kein Fleisch esse. Selbst wenn hundert Leute plötzlich vegan werden, ändert das nicht viel. Einzelpersonen haben nicht die Verantwortung für die Welt, die haben eigentlich Regierungen. Hier 2 gute Videos dazu: *Can YOU Fix Climate Change* und *Wie der „CO2-Fußabdruck“ dich manipuliert*

Am Ende müsste also die Regierung etwas tun. Zum Beispiel Massentierhaltung verbieten, verbieten, dass Fleisch so billig verkauft wird und Ersatzprodukte fördern, höhere Importzölle erheben, Wasserverbrauch besteuern, was auch immer hilft Massentierhaltung abzuschaffen und die Klimakatastrophe zu verhindern.

Warum man trotzdem was ändert

An der rechtlichen Lage der Massentierhaltung kann ich als Einzelperson nichts ändern, aber ich kann Trends beeinflussen. Vor zwanzig Jahren war es nahezu unmöglich Sojamilch im Café zu bestellen, im Supermarkt eine große Auswahl veganer Produkte zu finden, mehrere vegane Gerichte auf einer Speisekarte zu finden, Fleisch zu essen, dass keines ist und vieles mehr. Durch die Nachfrage und das dadurch entstandene Bewusstsein haben vegane Produkte und Speisen Einzug in Supermärkte und Restaurants gehalten. Wir können regional kaufen, kriegen Vorschläge was saisonal ist, es ist schwer an Bioprodukten vorbeizukommen. Es hat sich viel verändert, weil sich die Menschen verändert haben.

Es geht nur leider zu langsam

Was die Regierung tun sollte, habe ich geschrieben. Dazu müsste man sie zwingen, indem man eben die nicht mehr wählt, die dies verhindern. Klappt aber nicht, wenn zu viele die Dringlichkeit nicht sehen. Wir kommen also um einen Diskurs nicht herum, der schon stattfindet, leider in meinen Augen aber an vielen Stellen so gar nicht funktioniert. Das liegt daran, dass viele Menschen nicht das Gefühl haben, etwas ändern zu können (haben sie teils auch recht), dass der Diskurs nicht auf Augenhöhe stattfinden („ich lebe vegan, du tötest Tiere“ ist kein guten Diskurseinsteig) und dass er komplex ist und Wissen voraussetzt. Außerdem gibt es noch viele weitere Faktoren, wie dass wir mittlerweile daran gewöhnt sind, alles immer verfügbar zu haben und dass Essen nicht immer was Rationales ist.

Wir müssen reden!

Statt zu sagen, dass alle vegan, saisonal und regional leben sollen, sollte man seine Diskurspartner bitten sich mit Ernährung auseinanderzusetzen und das anzuwenden, was für sie funktioniert.

Die Botschaft sollte sein, dass jeder Schritt zählt, weil jeder Schritt Bewusstsein schafft.

Wenn Massentierhaltung in unserer Gesellschaft als inakzeptabel gilt, wird die Politik sich anpassen müssen, genauso wie Supermärkte, Restaurants etc. Dasselbe gilt dafür, dass regional und saisonal zu essen einfach besser für die Umwelt ist und vieles mehr, was in unsere Ernährung falsch läuft. Es ist viel und alles auf einmal geht nicht, aber ich glaube, es geht schneller, wenn wir einander auf Augenhöhe begegnen, wenn wir den Anspruch haben Wissen zu verbreiten, ohne zu verurteilen.

Iss, was du magst, aber ich glaube wir sollten gemeinsam am Bewusstseinswandel arbeiten.

18 Kommentare zu „Warum die Veganismus-Diskussion scheitert | Gedankenkritzelei

  1. Uch glaube nicht dass vegan lebende Menschen den diskurseinstieg so wählen, wie du schreibst dazu habe ich jahrzehntelange Erfahrung. Im Gegenteil die Angriffe kommen meist von der anderen Seite. Ohne das Wort vegan oder pflanzliche Ernährung in den Mund genommen zu haben, nur weil mein Gegenüber erkannt hat wie ich lebe, wurde ich schon verbal angegriffen. Das Argument, uch bin okay, weil ich keine Tiere esse und du nicht, das lasse ich nicht gelten, denn. Oft musste ich hören „und glaubst du, dass du ein besserer Mensch bist deswegen…? So ist das nicht, das lasse ich nicht gelten. Dass von anderen Stellen, Regierungen u.s.w. Handlungsbedarf bestünde,ja so ist es. Das sind meine Erfahrungen. Fleischesser:innen sind Veganer:innen gegenüber oftmals sehr aggressiv und übergriffig. Bitte die Tatsachen nicht verdrehen. Danke.🍀

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    1. Ich habe das auf beiden Seiten schon erlebt. U.a. habe ich Morddrohungen von Veganlebenden erhalten, als diese erfahren haben, dass ich Butter esse. 🤷‍♀️ Die waren für mich allerdings die Ausnahme. Genauso wie aggressive Fleischessende, die einen angehen.
      Beide klammere ich aus. Es gehr darum, dass wenn man den Diskuseinstieg wählt „Ich esse vegan, weil ich nicht will, dass Tiere wegen mir ermordet werden“ ist nicht so gemeint, aber kommt beim Gegenüber wertend an, weil er impliziert „wegen dir sterben Tiere“. Wenn man mit einem Common Ground beginnt, ist der Diskurs erfolgreicher, zb „Massentierhaltung ist scheiße“ oder „gibt super leckere vegane Produkte und jede Reduktion bringt schon was“.

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      1. Aber mit Ernährung allgemein. Mir geht es vor allem darum, dass unsere Art der Ernährung nicht gut für die Welt ist. Schau dir mal das Quinoa-Drama an. Seit wir das Zeug soviel essen, hungern die Menschen dort, wo es vorher deten Grundnahrungsmittel war. Vollkommen irre.

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  2. Woran erkennt man einen Veganer?
    Er erzählt es dir.
    Genau DAS ist der Knackpunkt. Versucht nicht, jedem die enetsprechende Meinung auszudrücken. Ich renne auch nicht herum und erzähl jedem, wie geil Fleisch ist. Diskutieren ist fast unmöglich mit Veganern. Dazu reagieren die auf jedes Argument fast hysterisch militant.
    Ob nun Pescetarier, Vegetarier, Veganer oder Omnivore… macht, was ihr für richtig haltet in euer Ernährung und lasst andere in Ruhe. Man ändert nichts, wenn man versucht dem „Gegner“ seine Meinung aufzuzwingen. Der wird schon allein aus Trotz weitermachen.

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    1. Das Ding ist, dass die die vegan essen, es aber nicht erzählen, von dir ja nicht wahrgenommen werden. Das heißt, du nimmst nur die penetranten Menschen wahr, die dann auch belehren. 🙃 Ist andersrum genauso. Viele Menschen, die sich vegan ernähren, haben das Gefühl, dass Fleischessende aggressiv sind. Deswegen wäre ja meine Idee, dass man einen common ground findet, der zB sein könnte regionald, sesionale Ernährung zu fördern oder eben von Massentierhaltung wegzukommen. Und das kann man unabhängig davon, wie man sich selbst ernährt.

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      1. Ich sehe eher aggressive Veganer. 😂
        Ich belehre niemanden und deswegen will ich auch im Gegenzug keine haben.
        Abschaffung der Massentierhaltung ist natürlich eine gute Sache.

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  3. So einen Ansatz zur Diskussion fände ich gut. Ich mag es nicht, missioniert zu werden, aber ich gehöre zu denen, die im Supermarkt interessiert die vegetarischen oder veganen Produkte beäugen und sie manchmal auch kaufen und dann manchmal überrascht sind und sie nochmal kaufen. Und nochmal. Nur Hafermilch, die geht beim besten Willen nicht. 😊

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