Schwer vermittelbar | Extraetüden

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Dies ist ein Text zu den abc.Etüden von Christiane. Diesen Monat gibt es eine Extraetüde, d.h. man muss 5 Worte in 500 Wörter unterbringen. Aus folgenden 6 Wörtern kann gewählt werden: „Verzweiflungstat“, „hingeben“, „ambivalent“, „entlassen“, „Roman“ und „variabel“.

Ich habe mich etwas schlecht gefühlt, weil ich in der letzten Etüde einen Roman zerschnitten habe. Hier eine kleine Wiedergutmachung.

Schwer vermittelbar

„Ich würde dich ja lesen, aber es gibt so viele gute Romane, warum sollte ich da meine Zeit an dich verschwenden?“

Sie seufzte und streichelte fast liebevoll über den Buchrücken. Dabei berührte sie den seidigen Einband des Romans, der daneben stand. Ein Krimi. Mord, Spannung, schnell vergangene Zeit.

„Weißt du, ich fühle mich so ambivalent, so Hin- und Hergerissen. Ich beobachte dich schon lange und wirklich: Du tust mir leid.“

Sie nahm den dicken Wälzer in die Hand.

„Ich würde dich gerne aus deinem Gefängnis entlassen.“

Sie wendete das Buch. Betrachtete die Vorderseite, dann die Rückseite. Schließlich las sie zum x-ten Mal den Klappentext.

„Das klingt aber auch umspannend, muss ich sagen.“

Sie schüttelte den Kopf.

„Ich weiß eigentlich schon bevor ich dich aufschlage, dass ich mich dir nie hingeben kann.“

Sie stellte den Roman zurück in die Büchertelefonzelle und schloss die gläserne Tür. Vielleicht sollte sie erst einmal einen der Romane lesen, die noch in ihrem Regal standen.

Der Wind wehte ihr ein Blatt in die Haare. Sie würde sich Zuhause in die Arme ihres Freundes kuscheln und die Katze würde zu ihren Füßen liegen. Eine Tasse Sommertee und ein gutes Buch würden den Moment abrunden. Es begann zu regnen.

„Ach man. Bei so einem ekelhaften Wetter sollte niemand einsam sein.“

In einem Moment, der sich stark nach Verzweiflungstat anfühlte, griff sie den Simmel-Roman und stopfte ihn in ihre Tasche. Vielleicht würde er sie überraschen.

14 Kommentare zu „Schwer vermittelbar | Extraetüden

  1. Ich habe früher das Bücherregal meiner Eltern leer gelesen, egal was, Hauptsache, Buch. Bei meiner Mutter als eifrigem Bertelsmann-Lesering-Mitglied stand natürlich auch Simmel. Ich muss sagen, Konsalik fand ich schlimmer. Ich habe allerdings keine Ahnung, ob er mir heute noch was sagen würde.
    Liebe Grüße, guten Morgen, ich war gestern ziemlich off –
    Christiane 😉

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