Dies ist ein Text zu der Aktion „Writing Friday“ von Elizzy. Jeden Freitag wird zu einem der vorgegeben Themen veröffentlicht. Die Liste aller Teilnehmer findet ihr auf Elizzy’s Seite.
Ich hab das Thema diese Woche etwas freier interpretiert, angelehnt an mein Problem diese Woche. Nur hatte ich nicht das Glück, einen Helfer zu finden. Ach ja, und wenn ihr wisst, wo ich ein großes Nudelholz finde, bitte kommentieren. The struggle is real oder so.
Thema: Du irrst nun schon seit mehreren Tagen durch den Dschungel, als du plötzlich… (Platz für eigene Ideen) …siehst.
Dies ist der vierte Nachmittag, den ich mich durch die Shops in diesem Großstadtdschungel wühle und das nur, weil es gerade so In ist nicht online zu ordern, sondern die urbane Infrastruktur zu fördern. Dabei stehen auf meiner Sticky Note nur 3 Sachen: Chelseas (classic), Parka (lang, schwarz) und großes! Nudelholz. Jetzt heftet dieses Ding schon seit 4 Tagen an meiner Statusbar und schreit mich förmlich an. „Ist ja nicht so schwer sowas zu finden!“
Ist es aber. Es gibt nur so teenie-tiny Nudelhölzer, mit denen man Mini-Tarts aber sicher keine ausgewachsenen Mürbeteige machen kann. Jacken sind entweder elegant und lang oder kurz. Schuhe sind entweder unbequem oder teuer oder too much bling. Und wenn man nicht modernes Sklaventum unterstützen möchte, gehen ja auch so Läden wie H&M nicht.Vielleicht wäre es einfacher, wenn ich so Markenshops Geld in den Rachen werfen würde, aber ich sehe es auch nach 4 Tagen nicht ein Knete für Namen anstatt für Qualität zu bezahlen. Dann wäre es mir fast lieber billiger Tand zu kaufen, bei dem man genauso wie bei dem Markenshit weiß, dass sie von jemand gefertigt wurden, der seine 8 Kinder nicht ernähren kann. Dann lieber dazu stehen, dass man zu bequem und die Welt einem egal ist.
Heutige Ziel ist „Gaias Second-hand Lädchen“. Vor dem Laden steht ein Ökoweibchen und knabbert an einem Tofuriegel. Sieht aus wie jemand, der bewusst lebt und dann Quinoa isst, weil Flug- und Schiffverkehr ja keine Umweltverschmutzung sind und dabei keine Tiere draufgehen. Wahrscheinlich war der Tofuriegel dann auch zweifach Aluverpackt. Eventuell macht mich shoppen aggressiv.
Ich schreite über die Schwelle, als ich plötzlich den schönsten Papagei aller Zeiten sehe. Langsam gehe ich auf ihn/sie? (genderoffen ist wichtig, auch bei Vögeln). Er/sie sitzt einfach so im Laden auf einer der Stangen, auf der sich mehrere Wintermäntel um die Vorherrschaft kabbeln.
Als ich nur noch einen Schritt entfernt bin, breitet er/sie kurz die Flügel aus, Als wäre er/sie Verkehrspolizist und ich hätte gerade keine Vorfahrt. Ich bleibe gehorsam stehen und starre wie so ein Großstadtlooser, der noch keine Kuh von Nahem gesehen hat und denkt, dass Kühe lila sind, den Papageien an.
„Was geht, meine Dame?“ Entweder das war der Papagei oder der Verkäufer ist ein Scherzbold.
„Nix. Ich shoppe und such ne Übergangsjacke.“
„Dann schauen sie sich um. Hier entlang, meine Dame.“
Der Papagei flattert eine Stange weiter, wo die dünneren Jacken hängen. Ich fühle mich wie bei Punk’d, schaue aber brav durch das Jackenangebot. Der Papagei flattert ein paar Jacken weiter und nickt mir zu. Ich gehe zu ihm (es ist der Papagei, gendern ist zeichenaufwendig). Er sitzt auf einem schwarzen langen Longparka, der so aussieht als könnte er mir passen. Der Papagei hüpft weiter und ich probiere die Jacke an.
Misstrauisch begutachte ich mich in einem Spiegel, der sicher schon im 18ten Jahrhundert Frauen gezeigt hatten, dass sie zu viel auf der Hüfte haben..
„Bildschön. Sitzt hervorragend. Tres Chic.“
„Findste?“
„Ohja, meine Dame.“
„Hn.“ Ich schaue auf den Preis. Zwanzig Euro. Ob man mit einem Papagei handeln kann? „10 Euro?“
„15. Letztes Angebot, absoluter Schnapper.“
„Ok.“
„Darf es noch was sein, meine Dame?“
„Ne, danke.“ Langsam finde ich den Vogel creepy und beschließe nicht auch noch nach Schuhen zu fragen. Das Erlebnis muss ich erstmal sacken lassen.
Ich gehe zur Kasse und warte auf den Verkäufer, stattdessen landet der Vogel auf dem Tresen. Ich frage mich, ob ich dem Vogel die 15 Euro in den Schnabel legen soll. Dann tippt der Papagei mit seinem Schnabel auf eine Taste und die Kasse öffnet sich.
„5er links, 10er Mitte, Rest rechts, meine Dame.“
Ich lege die Scheine wie geheißen ab, dann schließt der Vogel wieder die Kasse.
„Beehren Sie uns bald wieder.“
„Machs gut. Baldigen Feierband.“
Draußen steht immer noch das Ökoweibchen und nagt an dem Tofuriegel. Ich beschließe am nächsten Tag nochmal zu kommen und nach Schuhen zu schauen. Vielleicht hilft mir der Papagei sogar bei meinem Nudelholzproblem
Humor trifft es auf den Punkt 😂😂… schönes Genre-Crossover aus Alltagsgeschichte und Fantasy bzw. Sci-Fi.
Hab das gleiche Thema auch freier interpretiert.
http://nachdenker.info/wortspiel/
Liebe Grüße
Sebastian
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Vielleicht wurde die Protagonistin auch vom Verkäufer veräppelt. 😉
Grüße, Katharina.
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Virales Marketing 😉 oder so
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Wunderbar 😀 gefällt mir richtig gut!
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Ja, schön, wie du den Großstadt-„Dschungel“ mit einem Tier verknüpft hast, das man auch leicht mit einem Dschungel assoziiert. Und sicherlich gute Gedanken über so manches in der Globalwirtschaft!
Liebe Grüße Norbert
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