Leiser | Impulswerkstatt

Zettel und Federhalter. Über dem Federhalter steht Impulswerkstatt

Dies ist ein Text zu der Impulswerkstatt von Myriade. Ziel ist es etwas Kreatives zu vorgeschlagenen Bildern oder zu einer Schreibaufgabe zu erstellen. Hier könnt ihr alles darüber lesen: *KLICK*
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„Der reißende Strom wird gewalttätig genannt, aber das Flussbett, das ihn einengt, nennt keiner gewalttätig.“
Bertolt Brecht

Ich frage mich oft, ob ich mein Kind nicht zu oft ermahne, leise zu sein, ihn dadurch zu sehr begrenze bzw. ob wir das mit Kindern nicht allgemein tun. Klar müssen Kinder Rücksicht nehmen lernen, aber sollten wir nicht auch mehr Rücksicht auf Kinder nehmen? Bei den Gedankengängen ist mir dieser Text aufs Papier geflossen:

Leiser

„Sei bitte leiser“, sagten sie zu ihm, als er im Supermarkt den Jingle mitsingen wollte, der ihm so gut gefiel. Er wurde etwas leiser.

„Etwas Rücksicht bitte“, sagten sie, als er bei der Busfahrt alle Orte stolz verkündete, die er bereits kannte. Er nahm Rücksicht.

„Sei ruhiger“, sagten sie, als er vor Aufregung durch die Gänge des Kindergartens lief. Er freute sich so auf den Nachmittag bei Oma. Er wurde ruhiger.

„Nimm dich etwas zurück“, sagten sie, als er im Restaurant verkündete, wie gut ihm jeder einzelne Bissen schmeckt. Er nahm sich zurück.

 „Reiß dich zusammen“, sagten sie, als er in der Warteschlange vor seinem ersten Kinobesuch, die ganze Aufregung in Rumtänzeln umwandelte. Er riss sich zusammen.

„Still. Gleich sitzt du hinten“, sagten sie in der Schule, als er aufgeregt das neue Buch besprach, dass sie nun lesen sollten. Er war still.

„Tut mir leid, aber für den Job muss man etwas energischer und lauter sein“, sagten sie und brachten ihn endgültig zum Verstummen.

Und plötzlich ziehen am Horizont Wolken auf | Impulswerkstatt

Zettel und Federhalter. Über dem Federhalter steht Impulswerkstatt

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Mich hat diesmal das Zitat inspiriert und das Mosaikstück „Wolken“ hat das passende Bild geliefert und dann hatte ich einfach Freude am Experimentieren.

Das Zitat: (Ingeborg Bachmann – „die gestundete Zeit“)

„Es kommen härtere Tage.
Die auf Widerruf gestundete Zeit
wird sichtbar am Horizont“

Und plötzlich ziehen am Horizont Wolken auf

Und plötzlich ziehen am Horizont Wolken auf.

Kleine Schäfchenwolken, verwehte Wolken, solche, die man kaum sieht, weil sie beinahe
durchsichtig sind.

Hübsch sehen sie aus, gar nicht bedrohlich, auch
wenn sie das Blau durchbrechen, das die letzten Tage bestimmt hat.

Langsam kommen sie näher, ziehen größere Wolken mit sich.

Wolken, die zwei Ebenen besitzen, die kleine Türmchen bauen, sich
weiter über den Himmelverwehen lassen, als würden sie von den
vorhereilenden Wolken gezogen werden.

Ein wenig Unbehagen macht sich breit. Werden sie das wundervolle Blau verdecken?

Noch unauffällig linsen die tiefen Wolken über den Horizont,
vereinen sich mit den anderen aus den Ebenen darüber, planen, schmieden.

                                                                                              Das Blau hat nun viele Löcher und Risse.

Wolke auf Wolke.

Wie ein Stapelturm.

                                               Es riecht nach Regen.

                Nimbostratus.

Das Blau lugt durch die letzten Löcher, wie der neugierige Nachbar durch die Hecke.

                Dann verschwindet es.

                                                                                              Weiß.

Grau.

                Dann Regen.

                                                                                                                              Bis zum nächsten Sonnenschein.

Das „süße Köter“-Problem | Impulswerkstatt

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Eine Geschichte zum Literaturzitat von Arthur Schnitzler: „Jedes Wort hat fließende Grenzen. Diese Tatsache zu ästhetischer Wirkung auszunützen ist das Geheimnis des Stils.“

Das „süße Köter“-Problem

 „So ein süßer Köter“, sagte Georg und streichelte den Hund von Frau Kilian, seiner Nachbarin.

„Bitte was?“, fragte diese mit Empörung in der Stimme.

„Ein süßer Köter sagte ich“, widerholte Georg und zwinkerte ihr zu.

Die ältere Dame sah Georg verwirrt an, dann wünschte sie ihm einen schönen Abend und verschwand in ihrem Haus. Nachdenklich ging Georg zur Einfahrt seines Hauses, als ihm seine Frau aus dem Küchenfenster zurief: „Sag mal, kannst du Koko suchen? Der soll reinkommen, es soll heute regnen.“

Georg nickte. „Klar rufe ich unseren schönen Flohfänger.“

Karin zog eine Augenbraue hoch. „Dein neustes Sprachexperiment?“

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Haiku | Impulswerkstatt

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Ich habe mich mal an einem „echten“ japanischen Haiku probiert. Ich bin allerdings nicht sehr gut im Kanji (ok, die Hiraganas sind auch nur so halb gut) schreiben, da fehlt mir einfach die Übung. Nuja, aber erst der Haiku in japanischer Schrift, dann in unserer Schrift und dann die Übersetzung.

Asa narai – Hyosho ga hassei suru – Madobe iru

morgendlicher winterwind
eiskristalle wachsen
ich stehe am fenster

Das geheime Buch | Impulswerkstatt

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Das geheime Buch (Bild 1)

Vorsichtig nahm er das nächste Buch aus dem Regal und besah es sich genau. Er hatte sich lange davor gedrückt, sich den Bücherschrank seines Großvaters anzusehen, aber es musste gemacht werden. Geschirr, alte Möbel, Kleidung, das alles konnten die Entrümpler ausräumen, dafür fehlte ihm die Zeit, aber der Bücherschrank, das Heiligtum seines Großvaters, das musste er selbst erledigen. Neuere Bücher würde er in einen Bücherschrank packen, alles, was so aussah, als wäre es seinem Großvater wichtig gewesen, würde er in Kisten packen und bei sich zwischenlagern. Wenn etwas Zeit vergangen war, würde er sicher die Energie aufbringen können, alles in Ruhe durchzuschauen.

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Omas Sockenschublade | Impulswerkstatt

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Omas Sockenschublade (Bild Nr 2)

Lange stehe ich vor diesem Bild. Es fasziniert mich, nicht, weil es besonders schön ist, sondern weil es mir einen Schauder den Rücken hinunterjagd. Ich sehe Gesichter, verschwommen, verzerrte Fratzen, sehe wie eine Frau von einer Seekreatur umschlungen wird. All das findet über den Wolken statt. Unterhalb ist alles zerstört, geschmolzen in den Höllenfeuern oder weil die Menschheit es nicht geschafft hat, den Planeten Erde zu erhalten. Nur ein einzelner Schmetterling ist zu erkennen. Wenn er noch am Leben ist, nicht mehr lange. Ich muss an die Bilder von Hieronymus Bosch denken. Der niederländische Maler hat keine solcher Weltuntergangsszenarien entworfen. Bei ihm war alles von Religion inspiriert, aber nicht minder schrecklich. Horrorgestalten verzierten seine Gemälde und mehr als einmal zeichnete er die Hölle. Ob der Maler oder die Malerin dieses Bildes davon inspiriert war?

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„Östlich der Sonne, westlich vom Mond“ | Impulswerkstatt

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„Östlich der Sonne, westlich vom Mond“

Es gibt Bücher, die liest man und genießt sie. Wenn man sie sieht, denkt man über den tollen Inhalt nach, aber es bleibt nichts Tiefergehendes haften. Und dann gibt es Bücher, die begleiten einen durch das ganze Leben. Immer wieder denkt man sie und nimmt sie in die Hand. So ein Buch ist für mich „Östlich der Sonne, westlich vom Mond“ von Vratislav Stovicek (Autor) und Zdenka Krejcova (Illustratorin).

Ich habe das Buch von unseren neuen Nachbarn erhalten, als ich im Schwarzwald mit meinen Eltern gelebt habe. Sie hatten selbst keine Kinder und dieses Buch hat mich, als ich es bei ihnen entdeckte so magisch angezogen, dass sie es mir geschenkt haben. Da war ich neun Jahre alt.

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hölzern | Impulswerkstatt

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hölzern
eingefroren in lebendem material, weil
leben zu viel maserung hat. zu viele schnitte
müssen gesetzt werden, zu viel geht verloren.
ich möchte meinen holzkopf deinem nähern.
meine unbewegtheit auf dich zubewegen.
werden mir splitter den weg versperren.
werden sie in mein gehölz schneiden. dann
müsste ich zugeben, dass meine darrdichte
geringer ist, als ich behaupte. dass unter
der rinde fleisch verborgen ist, das bluten
kann. wenn ich meine starre löse, setzt es
vielleicht aus versehen mein herz frei.

Schnecken machen Winterschlaf | Der Dienstag dichtet

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Schnecken machen Winterschlaf

Alle sprechen darüber, dass Bären Winterschlaf machen, aber wusstet ihr, dass auch Schnecken das tun? Schnecken werden von vielen übersehen, oder absichtlich ignoriert, wahrscheinlich wegen ihrer Schleimigkeit, aber Schnecken sind faszinierende Tier und wahre Überlebenskünstler. Hier mal eine Sammlung von meinen liebsten Schnecken-Facts:

Im Winter verschließen Gehäuseschnecken ihr Schneckenhaus mit einem robusten Deckel aus Kalk und fallen in eine Winterstarre, aus der sie erst im Frühjahr erwachen

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Die weinende Erde | Impulswerkstatt

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Zu Bild 4

Die weinende Erde

Als ihnen das Wasser bereits über die Füße schwappte, stiegen sie die Treppenstufen zu ihren Häusern hoch und fragten, ob jemand den Stöpsel ziehen könnte. Irgendwie musste man das Wasser schließlich wegbekommen. Vielleicht konnte man es auch abpumpen und in das Weltall senden. Die, die keine tollen Häuser hatten, lebten fortan mit nassen Füßen. Einige entwickelten den Flamingostand, damit immer ein Fuß trocken werden konnte und die Haut nicht ganz durchschrumpelte, andere zogen sich Regenstiefel an und gingen vorsichtig, damit kein Wasser oben reinschwappte. Abends auf der Couch konnte man die Füße wenigstens hochlegen. Langsam liefen die Keller voll.

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