alles wurst | Der Dienstag dichtet


Der Dienstag ist für mich Gedichtetag. Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen. Einfach einen Kommentar schreiben. Die Liste der bisherigen Dienstagdichtenden findet ihr am Ende.

An alle die über vegane Wurst meckern. 😉

alles wurst

schweinefleisch, rindfleisch, jodiertes speisesalz (speisesalz, kaliumiodat), traubenzucker, trockenglucose, gewürze, gewürzextrakte, antioxidationsmittel: natriumascorbat; konservierungsstoff: natriumnitrit; reifekulturen, buchenholzrauch
trinkwasser, rapsöl, weizengluten (6%), aroma, verdickungsmittel: carrageen, konjak, methylcellulose; kochsalz, kartoffelprotein, weizenmehl (1,6%), gewürze, traubenzucker, citrusfasern, farbstoffe: eisenoxide, carotine.
eigentlich alles wurst.
und ein bisschen zucker.

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ein zentimeter deiner haut | Der Dienstag dichtet


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ein zentimeter deiner haut

ein zentimeter deiner haut. riecht nach
der creme von heute morgen. unserer
letzten nacht. nach dir. strahlt wärme aus.
wohlige nähe. ein zentimeter ohne einen
millimeter platz. ist weich wie seide und
erzählt von sonne. einem kratzer, der
mal da war. in der mitte ein leberfleck.
beinahe herzförmig, wenn ich meinen
kopf etwas drehe. ein zentimeter deiner
haut. auf dem meine nase ruht und
seele verweilt.

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kittschig | Der Dienstag dichtet


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kittschig

und dann hängen sie wieder, die bunten
sterne. schön sind sie, ein wenig grell
mancherorts. ich lasse mich inspirieren.
decke verrottendes laub mit tannenzweigen
zu, kunstschneebestäubt. ein paar figürchen
neben dreckiges geschirr, ein paar auf die
staubige fensterbank. über die risse in der
außenwand klettern lachende nikoläuse.
vor allem zur weihnachtszeit reparieren
wir mit kitsch statt mit kitt. kittschig.

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bald bin ich da | Der Dienstag dichtet


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bald bin ich da

sanft fährt er mit langen kalten
händen über nasen und ohren.
liebkost gräser und blätter. sät
weiße küsse auf den rauen asphalt.
abends klopft er sachte an die
fensterscheibe. bald bin ich da.
schreibt er in kristallschrift auf das
glas. noch ist seine nase warm, aber
sein atem wabert wie nebel, seine
stimme klirrend klar

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etwas, das nichts ist | Der Dienstag dichtet


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etwas, das nichts ist

etwas, das nichts ist, kann sich nicht
ausbreiten. etwas, das nichts ist, kann
keinen raum einnehmen.
ich beobachte die leere, wie sie wabert,
kreist, tanzt. eine abwesenheit, die sich
verdichtet. in meinem magen, zwischen
meinen beinen, zehen. an den haarspitzen
kräuselt sie sich. in den fingerspitzen
kribbelt sie.
etwas, das nichts ist, kann sich nicht wie
etwas anfühlen. und doch ist innere leere
eines der ausfüllendsten gefühle.

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kunstleiden | Der Dienstag dichtet


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Und welche Autor*innen hier kennen das? 😉

kunstleiden

eisig kalt. mein rücken schmerzt.
der magen knurrt, der darm seufzt.
meine hände sind am limit.
aber mein kopf sagt weiter.
finger tanzen über tasten, schaffen
welten, beleben ideen und malen
wortbilder.
immer
weiter.
bis mein kopf leergeschrieben ist
und michelangelo mir unter der
sixtinischen decke hängend zulacht.

Weil wahrscheinlich kaum einer den Michelangelo Hinweis am Ende versteht, hier der Anfang des Gedichtes, das Michelangelo über seine Arbeit an der Decke der Sixtinischen Kapelle schrieb:

„Ich habe schon einen Kropf von dieser Tortur bekommen,
hier zusammengekauert wie eine Katze in der Lombardei
(oder irgendwo sonst, wo das stehende Wasser giftig ist).
Mein Magen ist unter meinem Kinn gequetscht, mein Bart ist
zeigt auf den Himmel, mein Gehirn ist in einem Sarg zerquetscht,
meine Brust verdreht sich wie die einer Harpyie. Mein Pinsel,
die ganze Zeit über mir, tropft Farbe
so dass mein Gesicht einen feinen Boden für Exkremente bildet!…“



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gruselig | Der Dienstag dichtet


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gruselig

krabbelt langsam meine wirbelsäule
hinauf. ein atem haucht kalte faulige
luft in meinen nacken. grabesstille
streichelt über meine gänsepickelige
haut. ein schrei in hallenden dunklen
räumen. ein kichern in der ecke. ich
ziehe mir die decke bis unter die nase
und schwelge in dem süßen gefühl
der kontrollierbaren angst.

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entfremdeter moment | Der Dienstag dichtet


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entfremdeter moment

durch fremde augen sehe ich die
blätter fallen. sehe, wie der wind
den regen an das fenster presst.
ein mund haucht nassen atem an
das kalte glas und junge finger
malen altbekanntes. am ende der
entfremdung folgt die dankbarkeit.
und doch endet der tellerrand
bereits beim nächsten problem.
wie auch, wenn die nasenspitze
das vernagelte fenster berührt.

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morgenkälte | Der Dienstag dichtet


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morgenkälte

empfängt mich mit einem
kühlen kuss. nestelt ihr nase
an meine kopfhaut. kreist ihr
finger auf meinen waden, um
mit einer raschen bewegung
unter meine jacke zu streichen.
noch neckt sie. wenn ich zu
lange verweile, jagt sie die
letzten erinnerungen der
nachtwärme fort.

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stufen aus wörtern | Der Dienstag dichtet


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Ihr kennt so Bücher auch, oder?

stufen aus wörtern

stufen aus wörtern. ich hangele mich
an absatzgeländern entlang und mache
an seitenzahlen rast. jedes kapitel ein
wegweiser, jedes eselsohr wie eine
himmelsrichtung. ich fließe durch die
zeilen. manchmal zu schnell. dann
bremse ich meine augen, um erneut
einzutauchen. tiefer. mein puls im takt
des seitenraschelns. sanft streiche ich
über seinen rücken und verspreche
ewige liebe, auch wenn die ewigkeit
schon auf der letzten seite endet.

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