
Ich habe ganz vergessen, meine lyrimo-Gedicht einmal in Gänze zu posten. Thema steht als Überschrift. Alles weitere Wissenswerte zum lyrimo findet ihr auf diesem Blog: https://lyrimo.wordpress.com/
1. tintenklecks
ein paar liebevolle worte
schriebst du mir auf meine
wehende fahne. nach vielen
unwettern sind nur noch
tintenkleckse übrig und
erinnerungen tropfen auf
die gepflasterte straße.
2. was denkst denn du
eigentlich. vielleicht auch anders.
ich finde, glaube, meine, denke.
meines erachtens, wissens. aber.
vielleicht liege ich auch falsch.
was denkst denn du.
3. nerd
der herzschlag im rhythmus des
einen. alle synapsen angespannt.
es bitzelt in den fingerspitzen.
ameisen unter den fußsohlen. ein
sprung in absolute leidenschaft.
4. hin und her
hin und her und auf und zu.
vor, zurück. hinab, herauf. meine
füße tippeln kreiselnde laufbahnen
entlang. irgendwann stolpere ich
über ein aha.
5. individuell
anzug, rock, krawatte. grau, blau.
schwarz und weiß. gebügelt. im
einheitsschritt. versteckt. und
doch. da blitzt ein tattoo, eine
bunte socke, ein gedanke.
6. dies und das
da, dort. dies und das und
jenes. alles. jetzt. greifende hände.
grabschen, schubbsen, fauchen,
beißen. es gibt nur einen schwarzen
freitag, aber viele wochenangebote.
7. ein wimpernschlag
vorbei. ein schmetterling, ein
wimpernschlag. stunden in
millisekunden. tage in wenigen
momenten. 50, 60, 90, fast 100
zentimeter. du wächst, erwächst,
über dich hinaus. ich will dich
fangen, bremsen, stoppen und
schaue doch nur zu.
8. wartungsfrei
hinfallen, aufstehen, krönchen
richten. den dreck von der hose
abklopfen. ein pflaster drauf.
stress sieht man nicht. genauso
wie trauer, überforderung, leere, hilflosigkeit. das innere scheint
wartungsfrei, dabei muss auch
die seele ab und an geölt werden.
9. abzählreim
ene, mene, eins, zwei, drei
und raus bist. dran bist. kocht
die kleine hexe. ich und du.
hose, eisenbahn, paradekissen.
popo und kuhkisten. oder wie
man einst zu sagen pflegte.
noch lange nicht.
10. fragen
was, wenn ich irgendwann nicht
mehr dichten kann? wenn die
worte für all das ungesagte in
meinen gehirnwindungen stecken
bleiben? wenn es keine worte
mehr gibt? was bleibt?
11. elfchen
fieberträume
heißrote wangen
schwitzige hände und
lavaatem auf meiner haut
unruhenächte
12. Bild (s. Blog)
manchmal ist kaltes rund
und warmes eckig. ab und
an reicht ein einzelner zug
um alles zum wanken zu
bringen. umgekehrt.
13. rot und grau
ich male meine welt grau.
karierte ränder, gepunktete
ecken. hell an manchen
stellen. dunkel an anderen.
immer grau. dann nehme
ich einen stift und male
rote blumen.
14. geräusche der nacht
ein leises schmatzen. kleine
füße strampeln sich frei. mama!
deckenrascheln und ausatmen.
ein kopf wandert, hände suchen.
ruhe, dann sanftes schnarchen.
15. kochrezept
zwei handvoll ideen. eine prise
konzept, vielleicht auch zwei.
einen gehäuften becher mit
geduld und spucke. nach bedarf
glück, konzentration, helfende
hände, liebe, schoki und kaffee.
16. fensterplatz
ein keckern. schnurrhaare zittern
am fensterglas. eine nase zeichnet
nasse bahnen an die scheibe. der
schwanz zuckt. vogelkino.
17. tanz
über tische und bänke. in
meinem kopf. manchmal.
und dann spielt einer musik
18. 5rx53.5
malen uns aus, wie andere wären.
da oben. weit weg. vergessen
uns auszumalen, wie wir sein
könnten. hier und jetzt.
19. selbst gestrickt
morgens nehme ich das gestern
wie eine fallengelassene masche
wieder auf. eine Woche eine
reihe, ein leben ein paar socken,
schals, vielleicht ein pullover. und
die hoffnung, dass nach meinem
tod strick nicht außer mode kommt.
20. einsilbig
ich bin auf, um, in, zu, hin,
her, um, vor, links, rechts.
du bist bei, hier, drauf, drin,
bis, wenn, als, da, weg, nun.
wir sind für, mit und jetzt.
21. die alte
hat ausgedient. muss weg,
weil reparieren zu teuer ist.
nur für den einzelnen. den
preis bezahlen alle. bald.
22. bäckertüte
ein kleines körnchen löst sich.
tütengeraschel. ein paar krümel
fallen herunter, salzkörner, mohn,
sesam, die schwere der woche.
sonntagmorgen.
23. automotorengeräusch
ein glucksen, rattern, kurzes
stöhnen. dann das brummen.
laut, unregelmäßig, unverkennbar.
erinnerungen an den großen blauen.
24. salz und pfeffer
gegensätze ziehen sich an.
ergänzen sich. yin und yang.
plus und minus und eines
tages war die suppe versalzen
und verpfeffert.
25. pantun
bis einer kommt
oder einer geht
bis dass der
gemeinsam
oder einer geht
in eine andere
oder ein neue
alleine
in eine andere
vor allen anderen
alleine
sind wir hier
vor allen anderen
zusammen
sind wir hier
bis einer kommt
26. zauberhafte welt
kristalle glitzern und ein hauch
benetzt die welt. benebelnder
atem und errötete wangen. ein
kinderlachen klirrt eisklar.
27. irgendwas mit schnee
aus der zeit gefallen. langsam
auf mich hernieder. mit klarer
kälte und eisiger gewissheit.
dann schnell. ein schneeball.
wumms. gekicher.
28. stetig
immer weiter. voran. voran.
schreit die zeit und hält den
roten regenschirm nach oben.
wir folgen. sind nur touristen
im museum der gegenwart.
29. ein kasten
klein ist er. voll bevor er
gefüllt wird und doch nie
leer zu kriegen. zwischen
samtkissen liegt das leben.
30. mit musik
tanzt mit dem herzen im
beat des atems und dem
rauschen des bluts. tanzt
mit wörtern über zeilen.
einen monat lang. lyrimo.

Träume in denen
Du mich suchst
Deine Augen
Sterne entzünden
ein Feuer
auf meiner Haut
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Sehr schön. 😇
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danke
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