Die weinende Erde | Impulswerkstatt

Zettel und Federhalter. Über dem Federhalter steht Impulswerkstatt

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Zu Bild 4

Die weinende Erde

Als ihnen das Wasser bereits über die Füße schwappte, stiegen sie die Treppenstufen zu ihren Häusern hoch und fragten, ob jemand den Stöpsel ziehen könnte. Irgendwie musste man das Wasser schließlich wegbekommen. Vielleicht konnte man es auch abpumpen und in das Weltall senden. Die, die keine tollen Häuser hatten, lebten fortan mit nassen Füßen. Einige entwickelten den Flamingostand, damit immer ein Fuß trocken werden konnte und die Haut nicht ganz durchschrumpelte, andere zogen sich Regenstiefel an und gingen vorsichtig, damit kein Wasser oben reinschwappte. Abends auf der Couch konnte man die Füße wenigstens hochlegen. Langsam liefen die Keller voll.

Als ihnen das Wasser bis zu den Knien ging und es trotz Treppen die Haustür erreichte, begann man endlich zu überlegen, woher das Wasser kam. Wissenschaftler*innen fanden die Ursache schnell: Die Erde weinte. Es war einfach und plausibel, doch kaum einer glaubte ihnen. Die die glaubten, überlegten besonders große Taschentücher zu nähen, aber so richtig wollte keiner anfangen. Eine kleine Gruppe Menschen spritze andere mit Wasser nass, um auf das Problem aufmerksam zu machen, doch die wurden schnell in die vollgelaufenen Keller gesperrt.

Als ihnen das Wasser die Hüfte umspülte und sie sogar auf der Couch im Nassen saßen, begriffen die meisten, dass sie endlich etwas tun mussten. Einige beteten die Erde an, andere schworen nie wieder zu weinen und andere vollführten Anti-Regentänze. Die, die etwas zu sagen hatten, fragten die Wissenschaftler*innen, was zu tun war. Diese hatten sich riesige Floße gebaut, auf denen sie einen neuen Lebensraum schaffen wollten. Doch statt zu helfen oder selbst zu bauen, investierten die Menschen in Bootsbau. In ein paar Jahren würde es sich sicher auszahlen.

Als ihnen das Wasser bis zum Hals stand und es zu spät war, eigene Boote zu bauen, kletterten sie in die Boote der Wissenschaftler*innen. Die meisten kenterten sofort, einige hielten länger stand. Die letzten Menschen stellten endlich die richtigen Fragen und überlegten, was man nun tun könnte, um die Erde zu trösten. Doch diese hatte bereits aufgehört zu weinen. Der Grund für ihre Trauer war nur noch eine Frage der Zeit. Sie schlief nun und träumte von einer schönen Zukunft.

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