
Dies ist ein Text zu den abc.etüden von Christiane. Ziel ist es 3 Worte in 300 Zeichen unterzubringen. Die Schreibeinladung für die Wochen 23+ 24 beinhaltet die Worte „Picknickdecke, verwegen, recherchieren“, gesponsert von nellindreams
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Sie sitzt auf einer Picknickdecke. Rot und weiß gestreift ist sie, an einigen Stellen verblasst, an anderen vom Gras grün gefärbt. Vor ihr liegt statt einem Picknickkorb ihr Laptop, weil sie beschlossen hat, dass das „Home“ in Homeoffice jeder selbst definieren sollte. Heute recherchiert sie für einen neuen Artikel, den sie schreiben muss, über so einen Star, den sie nur vom Namen kennt. Was sie schreiben soll, liest sie in der Email, aber unter dem Artikel wird ihr Name stehen und das Wörtchen „Meinung“. Niemand sagt, dass es ihre sein muss, aber es fühlt sich so an. Am liebsten würde sie ihre wahre Meinung schreiben, dass man die Dame in Ruhe lassen soll, dass das niemanden zu interessieren hat, dass sich niemand Gedanken darüber macht, was sie dabei empfindet. Wenn sie verwegen wäre, würde sie das tun, aber das ist sie nicht. Sie nimmt die achthundert Euro für ein Volontariat, dass eine Vollzeitstelle ist, beschwert sich nicht über das wenige Geld oder die schlechte Behandlung. Eigentlich wollte sie als Journalistin durch die Welt reisen, und nun sitzt sie im Stadtpark, auf der alten Decke ihre Großmutter. Wenn es doch nur keine Decke wäre, sondern ein Teppich und dieser Teppich fliegen könnte. Der Wind lenkt sie von ihren negativen Gedanken ab, hebt die Decke leicht an. Für einen Moment sieht es so aus, als würde sie wirklich abheben, bis sie es tatsächlich tut. Sie hält ihren Laptop fest und beginnt zu schreiben..
Wenn ihre Picknickdecke fliegen kann, dann kann sie doch schreiben, was die wirklich denkt. Wenn das keine Aufforderung an sie ist!
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Du durchschaust meinen Gedankengang. 😉
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Leider wahr. War es vor 20 Jahren schon.
Andererseits ist die Sache mit dem Homeoffice eine Verbesserung. Jedenfalls meistens 😉
Hach, danke, ich fühle mich erinnert 😁
Abendgrüße 😁🌞🌼🍷🥨🧀👍
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Hast du als Journalistin gearbeitet?
Ich habe soviel Frustrierendes gehört, das musste ich mal in einer Geschichte verarbeiten. 😉
Abendgrüße zurück. 🌜🌠
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Ja, habe ich. Ich kann bestätigen, was du schreibst. 😉🍷👍
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Das klingt ja übel ! Bezahlung dafür, dass man formuliert, was andere denken ? Ohne Einspruchsrecht
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Mir wurde mal ein Volontariat mit 40std die Woche für 800Euro in München angeboten. Da wäre es mir wahrscheinlich ähnlich ergangen.
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Wirklich arg !
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Ach das würde ich jetzt gern wissen, was sie schreibt.
Sehr ermutigende Geschichte.
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Vielleicht einen Kommentar darüber, dass das System Journalismus an vielen Ecken kaputt ist. 😇 Danke.
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Klingt nicht so prickelnd… Schade, wenn man mit Engagement, Ideen und viel Lust auf Journalismus in den Beruf gestartet ist… Aber eine schöne Geschichte um die 3 Worte! Danke!
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Muss natürlich nicht jede*r so erfahren, aber die Erfahrungsberichte über Journalismus, die ich so gehört habe, haben mich abgeschreckz, und in dem Fall hier inspiriert. 😅 Danke.
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Ja, ich habe Ähnliches gehört vom Alltag mancher „Lohn-und-Brot-Schreiberlinge“ hier um mich herum… Das kann frustrierend sein!
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