Das Pusteblumenmädchen

Dies ist ein Text zu der Aktion „Writing Friday“ von Elizzy. Jeden Freitag wird zu einem der vorgegebenen Themen veröffentlicht. Die aktuellen Themen und eine Liste aller Teilnehmer findet ihr auf Elizzy’s Seite.

Thema: Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz “Als Pusteblume hat man es nicht leicht…” beginnt.

Das Pusteblumenmädchen

„Als Pusteblume hat man es nicht leicht“, sagte Gamze und konzentrierte sich ganz darauf, dass ihre Samen nicht im Wind verstreut wurden. Sie spürte, wie ihre Wurzeln in der Erde nach Wasser suchten, wie dieser weiße Saft durch ihren Stängel floss und wie die Blätter sanft im Wind tanzten. Sie wollte mit aller Macht an ihren weißen flauschigen Samen festhalten, doch der Wind war unerbittlich.

„Sag mal klappt das bei dir?“, hörte sie die Stimme von Fredda neben sich.

„Bis du mich rausgerissen hast schon.“ Gamze öffnete die Augen und sah ihre Freundin wütend an.

„Was warst du denn?“, fragte diese unschuldig dreinschauend.

„Pusteblume, und du?“

„Ich habe versucht, die Eiche da drüben zu sein und dann musste ich daran denken, wie wir vorhin gesehen haben, als der Hund an den Stamm gepinkelt hat. Das Gefühl in Pisse zu stehen hat mich irgendwie rausgerissen.“

Gamze lachte lauthals los und Fredda ließ sich anstecken.

„Als deine Therapeutin meinte, du solltest versuchen in einen unbelebten Gegenstand zu schlüpfen, hatte sie sicher nicht sowas im Sinn“, sagte Fredda immer noch lachend.

„Vielleicht weil Bäume und Pusteblumen nicht unbelebt sind….“ überlegte Gamze. „Irgendwie sind sie sogar mehr lebendig als ich.“

Fredda sah Gamze besorgt an. „Was meinst du?“

„Vielleicht müssen wir das zu zweit machen.“

Fredda nickte und nahm Gamzes Hand. „Zwei Pusteblumen?“

Gamze nickt und legte ihren Kopf auf Freddas Schulter. Für einen kurzen Moment dachte sie darüber nach, warum sie hier war und verdrängte es dann wieder. Gerade wäre sie lieber eine Pusteblume als das Mädchen Gamze. Sie schloss die Augen, fühlte wieder in sich hinein. Sie spürte die Energie der Sonne auf ihren grünen Blättern, die Nährstoffe aus der Erde, spürte wie der Wind an ihr riss und sie ließ es geschehen. Mit einem Mal ließ sie los. Alle Samen auf einmal stoben davon, als sie tief ausatmete. In weiter Ferne spürte sie Freddas Hand, dann spürte sie nichts mehr, außer dem Wind und wie ihr Geist sich über dieses und das andere Feld verstreute. Leise panische Rufe drangen an ihr Ohr, doch sie ignorierte sie. Fredda konnte ihr folgen, wenn sie wollte.

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