es ist | Der Dienstag dichtet

Da ich kaum Gedichte geschrieben habe, erkläre ich den Dienstag zum Gedichtetag und veröffentliche wöchentlich ein Gedicht über etwas, das mich gerade bewegt. Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen. Einfach einen Kommentar schreiben. Die Liste der bisherigen Dienstagdichter findet ihr am Ende.

Ich war seit langem mal wieder in der Innenstadt und das war mein Eindruck nur sehr abstrakt ausgedrückt. Da es einfach nur ein plötzliches Gefühl war, kann ich es nichtmal erklären.

es ist
es ist, als würde das melatonin der nacht
in die trüben augen des tages tropfen. als
würde unsere zirbeldrüsen in den füßen
sitzen. ich gehe durch volle straßen, an
morgenfalten vorbei und geschwollenen
augen. adenosinwolken verdecken die
sonne, den mond und unseren verstand.
ich will dopamin wie blumen verteilen
doch schenke nur rosen ohne wasser und
farbe. wann sind die menschen so egal.
wann so unverkettet geworden. morgen
werde ich die moleküle wecken und die
hormone wie kissen ausschütteln. damit
wenigstens mein raum nicht immerzu
carpe noctem brüllt.

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15 Kommentare zu „es ist | Der Dienstag dichtet

  1. Danke dir, Katharina.
    Manchmal habe ich das auch – Eindrücke oder Gefühle, die so stark sind und die ich doch nicht erklären kann.
    Ich hoffe, mit dem Kissen ausschütteln kommt auch das „Carpe Diem“ zurück und zieht Kreise.
    Herzliche Grüße
    Judith

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  2. Liebe Katha,
    durch dein Gedicht konnte ich dieses abstrakte Gefühl irgendwie gut nachvollziehen. Die paar Male, die ich dieses Jahr in der Innenstadt war, haben sich irgendwie auch so angefühlt und waren schwer zu greifen.

    Liebe Grüße
    Alina

    Gefällt 1 Person

  3. Wann sind die Menschen so egal ….. allein dieser Satz trifft. Ich schließe mich Myriade gerne an – dieses anatomische in deinen Texten reduziert zum einen, andererseits bietet diese Art auch ein ganzes Füllhorn von Deutungsmöglichkeiten und Gefühlsspektren. Großartig!

    Gefällt 2 Personen

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