deine haare fallen aus | Der Dienstag dichtet

Da ich kaum Gedichte geschrieben habe, habe ich den Dienstag zum Gedichtetag erklärt und veröffentliche wöchentlich ein Gedicht über etwas, das mich gerade bewegt. Wer sich anschließen will, ist herzlich willkommen. Einfach einen Kommentar schreiben.
Mit von der Partie sind bisher:

Stachelbeermond
Mutigerleben
Wortgeflumselkritzelkrams
Werner Kastens
Findevogel
Berlin Autor
Nachtwandlerin
Lindas x Stories
La parole a été donnée à l’homme
Gedankenweberei
Emma Escamila
Wortverdreher
Lebensbetrunken
Vienna BliaBlaBlub
Heidimarias kleine Welt
Traumspruch

Heute auch dabei Red Skies over paradise


deine haare fallen aus

deine haare fallen aus. kleben wie
spinnweben an dem kopfkissen. ich
sehen durch deine federn den alten
kämpfer schimmern. sein schwert
zittert vor wut und enttäuschung.
warum du. warum ich. das schild
ist gehoben. die kanten stoßen an
den reißverschluss. in deinem bett
herrscht krieg. der gegner sitzt in
der matratze. gestern. wenn ich
meine stimme hebe kommen doch
nur decken heraus. ich möchte das
laken wechseln, und werfe dabei
die lampe um.

20 Kommentare zu „deine haare fallen aus | Der Dienstag dichtet

  1. Hallo Katha, ich schätze Dich überaus wegen Deiner Geschichten, Zeichnungen, Gedichten, Dimensionsverschiebungen und skurrilen fantastischen Einfällen. Aber heute habe ich so meine Probleme bei der Frage: Was will uns der Dichter damit sagen.

    Und zum ersten Male hatte ich keine echte Antwort. Also los mit dem Hund auf die Morgenrunde. Keine neuen Erkenntnisse. Und bei der Nachmittagsrunde dachte ich dann: das ist ja ein Szenario wie bei Hallervorden oder Otto: ein gerüsteter Krieger im Bett. Dann sah ich draußen Schneeflocken: aha, Frau Holle. Und dann kam mir die blöde Idee: versuch doch mal, was OTTO mit Deinem Gedicht gemacht hätte. Das Ergebnis siehst Du unten. Aber vorher möchte ich noch einmal betonen: ich liebe Deine Gedichte, weil sie einen unnachahmlichen Stil zeigen und wirkliche Lyrik sind.

    Interpretation nach OTTO:
    Deine Haare fallen aus: sind es deine oder die deines Partners, deiner Mutter und von Frau Holle?
    Und sie sind klebrig. Igitt, klebrig wie Spinnweben, und dann auch noch an dem neu bezogenen Kopfkissen. Und durch die Federn dieses klebrigen Kopfkissens sehe ich einen alten Kämpfer. Trägt er noch seinen Bart und sein verschwitztes Hemd? Und hat er wirklich sein müdes Haupt auf dieses Kissen gebettet? Oder ist das alles nur Trug und Geschichten? Sein Schwert zittert noch. Trägt er es eng am Körper und friert er? Ist dieses Zittern nicht Beweis dafür, dass er sich nicht zugedeckt hat? Nein wie wir hören, ist es die Wut und Enttäuschung. Warum du, fragt er sich. Seltsam: warum sagt er nicht: warum ich? Sieht er sich bereits aus einer anderen Welt? Und warum ist das Schild erhoben? Und an wessen Reißverschluss stößt es? Ist es der Reißverschluss von Frau Holles Kopfkissen, ist es ein Reißverschluss am Kleid seiner Geliebten, oder ist es gar der Reißverschluss von seiner Geldbörse, die er noch hastig eingesteckt hat? Fragen, die sich stellen, die aber unbeantwortet bleiben, denn eben sickert die Information durch: es ist Krieg. Und der Gegner liegt neben ihm auf der Matratze. Und es ist schon gestern. Und wenn sie ihre Stimme hebt, kommen Decken heraus. Wer aber ist sie? Ist sie das Schicksal? Ist es seine Frau, die ihn in flagranti mit seinem Knappen entdeckt hat? Oder ist es gar die Zimmerdecke, die ihm auf den Kopf fällt? Aber da, sie spricht: ich möchte das Laken wechseln, flötet es aus ihrem roten Kirschmund. Und jäh kommt die Erkenntnis: er hat geträumt und er hat verschlafen: es ist das Zimmermädchen aus der Herberge am Grünen Stein, wo er Zuflucht gefunden hat vor den Häschern der Königin. Ist sie eine Agentin der Regentin? Entsetzt springt er auf. Die Lampe geht zu Bruch. Oder so ähnlich.

    Ich hoffe, Du konntest es mit einer Lachträne im Auge als kleinen humorigen Kommentar sehen.

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    1. Fantastisch!!! 😅😇 Wenn meine Gedichte solche Gedankenausflüge inspirieren, mache ich alles richtig.
      Vielen Dank. 😊
      Ich glaube beim Schreiben ist mir auch manchmal nicht klar, wie ich es verständlich mache. Meist dichte ich über Emotionen und das macht es nicht leichter. In dem Fall wollte ich Hilflosigkeit ausdrücken.

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