Gespräche mit Rüdiger – Impera-was? | abc.etüden

Dies ist ein Text zu den abc.etüden von Christiane. Ziel ist es 3 Worte in 300 Zeichen unterzubringen. Die Schreibeinladung für die Wochen 43 + 44 beinhaltet die Worte „Schmutzfink“, „fabelhaft“ und „mopsen“, gesponsert von mutiger leben.

Diesmal widme ich mich Kants Kategorischen Imperativ. Zumindest habe ich versucht ihn in 300 Zeichen runterzubrechen. Ursprünglich wollte ich was zu Hannah Ahrend machen, aber der muss ich wohl mal eine Doppeletüde widmen.

Gespräche mit Rüdiger – Impera-was?

„Rüdiger, du Schmutzfink saust alles ein“, brülle ich dem ungehobelten Kater entgegen, der schlammverschmiert in der Küche sitzt.

„Du kannst mir deine Maxime nicht aufzwingen.“

„Bitte was?“

„Ich meine, dass wir den kategorischen Imperativ nicht als gemeinsames Prinzip nutzen können.“

„Impera-was?“

„Dieses universelle Prinzip nach Immanuel Kant.“

„Du meinst diesen fabelhaften Satz: Was du nicht willst, dass man dir tu’, das füg auch keinem anderen zu?“

„Nein, das ist die Goldene Regel. Bei der geht es darum Dinge zu vermeiden, die du als schlecht empfindest.“

„Und was sagt dein Imperativ?“ frage ich den Feudel suchend.

 „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“

„Und wo ist der Unterschied zu meinem Satz?“

„Die goldene Regel gilt nur für Handlungen und nicht für Grundsätze. Zum Beispiel mopse ich dir nicht dein Essen, weil ich nicht will, dass du mir meines klaust.“

„Ok, und im Imperativ hieße das?“

„Ich stelle die Regel auf, dass niemandem Essen geklaut wird, weil dann der jeweils andere hungern muss und dass ungerecht wäre.“

„Dann stelle ich die Regel auf, dass auch alles dreckig machen unegrecht ist“, sage ich trotzig.

„Mir ist Dreck im Körbchen aber egal. Ich schlaf auf der Erde. Plus, Kant schließt mich vermutlich als vernunftbegabtes Wesen aus und nur für die gilt der Unfug.“

„Dann stelle ich die Regel auf, dass Katzen, die Dreck in der Küche machen, kein Essen bekommen.“

„Dann stelle ich die Regel auf, dass, wenn kein Futter in Napf ist, ich in dein Bett pinkle.“

„Mit dir kann man nicht diskutieren!“, rufe ich entnervt.

„Ich bin ja auch kein Philosoph, sondern eine Katze. Und was ist nun mit dem Napf?“

Zähneknirschend fülle ich Rüdigers Napf auf und beobachte ihn beim Fressen. Irgendwann besiege ich ihn mal mit seinen eigenen Waffen. Irgendwann.

Informationsquellen zu Kants Kategorischen Imperativ

Ethics Workshop (umfangreich): http://www.ethics-workshop.de/Kategorischer_Imperativ.htm

Spektrum (sehr kurz, Achtung: kein Adblocker erlaubt): https://www.spektrum.de/kolumne/die-goldene-regel-und-der-kategorische-imperativ/1684342

19 Kommentare zu „Gespräche mit Rüdiger – Impera-was? | abc.etüden

  1. Warte mal, deine (Nicht-)Philosophen-Katze hält Kants kategorischen Imperativ für Unfug? Schön, mir ist schon klar, dass Katzen in ihrem eigenen Universum leben (oberste Regel: Der Napf muss voll sein!), aber das wundert mich jetzt schon 🙂
    Herzliche Feiertagsgrüße an Rüdiger und dich ;-), hat mich sehr gefreut!
    Christiane 😀

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    1. Nuja, gilt ja nicht für Katzen. Hätte Kant die in seine Überlegungen miteinbezogen, wäreRüdigers Urteil wohl milder ausgefallen. 😉 Danke und Nicht-Feiertagsgrüße aus Hessen zurück. Aber: Halloween ist überall, daher: Happy Halloween! 🦇🎃👻

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      1. Hier nicht … soll heißen, ich bin mal gespannt, ob heute Abend welche laufen werden, es hieß, es wäre abgesagt … ich wohne in einem Gebiet, wo sich an Halloween ein ständiger Strom von Tür zu Tür zieht … 😉

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      2. Das kriege ich nicht so mit. In den 4ten Stock will niemand laufen. 😅 Ich hoffe nur, die Leute übertreiben nicht. Grusrln kann man sich auch in Kleingruppen und mir selbstgekauften Süßigkeiten. 😇

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  2. Hallo Katha:
    der erste Eindruck ist: eine höchst witzige und amüsante Geschichte.

    Der zweite Eindruck ist dann: das hat aber mittlerweile Methode. Nämlich wie Rüdiger zu sagen, dass man von den Imperativen nicht betroffen sei, weil man ja kein vernunftbegabtes Wesen sei. Und deswegen könne man ja Regeln ignorieren oder von außen angreifen. Trump sieht sich z.B. anders, nämlich als Gesandter Gottes, also kann er die Regeln nicht beachten. Einige der Bischöfe und Priester folgen dem gleichen Gedankengang und dürfen deswegen Kinder missbrauchen und viele andere Politiker, Virologen, Gewerkschaftsführer, Verbandsvorsitzende etc. sehen sich auch wohl gerne so und möchten alle, dass wir unsere Maximen aufgeben und ihren (allein seligmachenden) folgen.
    Fast bin ich zu sagen anstelle Murphys Law hat Rüdigers Law die Welt erobert.

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    1. Hn, bei Politikern etc gehe ich mit dir, bei Wissenschaftlern (du nennst in deiner Aufzählung Virologen) nicht. Expertentum ist schwierig, aber ich denke nicht, dass sich Wissenschaftler aus Maximen ausnehmen. Das sind rationale Menschen, die nach Fakten urteilen. Alles andere ist wurscht. Das Problem ist die Brücke zwischen Wissenschaft und Realität. Die gibt es auch in der Philosophie. Philosophie-Sprech ist teils unlesbar, deswegen versuche ich das mit Rüdiger zu überbrücken. 🙂

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    1. Soweit ich weiß nicht. Wobei wir über so Sachen auch in Seminaren geredet haben. 😉 Es ist immer spannend auf den Mensch hinter der Theorie zu blicken. Kant war ein sehr spleeniger Mensch. Ich glaube, Katzen wären ihm zu unberechenbar gewesen. 😉

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  3. Liebe Katha,
    da hatte ich gleich ein paar Flashbacks zum ersten Semester Philosophie und den Gesprächen einiger Studierenden, haha.
    Das wäre doch eine nette Idee, eine ganze Reihe draus zu machen… Die beiden diskutieren verschiedene philosophische Theorien und präsentieren dabei zwei verschiedene Argumente… Was sie wohl zu Schrödingers Katze sagen würden? ^^

    Liebe Grüße
    Alina

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    1. Eine Reihe ist es quasi. Unter dem Tag Rüdiger findest du die anderen Etüden. Leider ist das Format so kurz, dass ich die Themen nur anschneide. Das mit Schrödingers Katze ist eine tolle Idee. Mal sehn, wann ich nochmal in die Wissenschaftstheorie gehe. 😇 Danke.

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