Der magische Garten | abc.etüden

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Dies ist ein Text zu den abc.Etüden von Christiane. Diesen Monat gibt es eine Extraetüde, d.h. man muss 5 Worte in 500 Wörter unterbringen. Aus folgenden 6 Wörtern kann gewählt werden: „Sonnenuntergang“, „warm“, „fliegen“, „Forsythien“, „lächerlich“ und „erfrieren“.

Der magische Garten

Magarete schlich sich in den großen Garten der Nachbarin. Sie wusste, dass es verboten war, aber sie konnte ihre Neugier nicht im Zaum halten. Ihre Großmutter hatte sie noch gewarnt: Die Nachbarin sei eine Hexe. Doch Margarete besaß genug kindliche Neugier für zehn Kinder, also kletterte sie heimlich über den Holzzaun. Mit ihrer Strumpfhose blieb sie dabei an einem Spahn hängen, doch das störte sie nicht. In Strumpfhosen gehörten Löcher, sonst sah man gar nicht, dass sie benutzt wurden.

Magarete staunte nicht schlecht, als sie mit einem Plumps im hohen Gras landete. Von Drinnen sah der Garten noch größer aus. Zwischen all den Bäumen und Sträuchern fühlte sie sich lächerlich klein. Sie ging ein paar Schritte und hatte das Gefühl immer kleiner zu werden. Die Gänseblümchen waren mittlerweile kniehoch und die Forsythien ragten ihr über den Kopf. Als Magarete schließlich in der Mitte des Gartens ankam, konnte sie nur noch mit den Fingerspitzen die Blüten von den Tulpen berühren. War sie geschrumpft oder war hier alles so riesig?

Sie kam aus dem Staunen nicht mehr raus und tollte zwischen den Blumen und Kräutern umher. Ab und an flogen Schmetterlinge, so groß wie Pferde, an ihr vorbei und Hummeln, so groß wie die fette Katze ihrer Großmutter.

Als sie langsam erschöpft wurde, ließ sich Magarete auf einem Stein nieder. Er war dreimal so groß wie sie und sie brauchte einige Anläufe ihn zu erklimmen. Oben angekommen, legte sie sich hin und sah in den Himmel. Der Stein war warm. Eine Fliege landete neben ihr und musterte sie mit ihren vielen Augen. Auch ein Grashüpfer kam zu Besuch – ein kleiner, der aber dennoch so groß wie Tante Gaby‘s Hund war.

Magarete wollte am liebsten für immer bleiben, aber es wurde spät und sie hatte ihrer Großmutter versprochen beim Sonnenuntergang wieder zu Hause zu sein. Heute gab es Strammen Max zum Abendbrot. Sie freute sich bereits darauf. Noch einen kurzen Moment genoss sie den magischen Garten, dann kletterte sie vom Stein herunter. Was wenn sie wirklich geschrumpft war? Wie kam sie dann den Zaun wieder hinauf?

Doch Magarete machte sich umsonst Sorgen. Die Gänseblümchen gingen ihr nach einigen Metern wieder bis zu den Knien und kurz vor dem Zaun, war der Klee nur noch so hoch wie ihre Schuhe. Magarete nahm den Baum zu Hilfe und kletterte auf den Zaun.

Ein Krachen ließ sie zusammenzucken. Die Nachbarin ihrer Großmutter stand plötzlich an dem Zaun. Gerade wollte sie eine Entschuldigung flüstern, da lächelte die Nachbarin. „Das nächste Mal komm zum Tee. Ich mache wundervolle Honigplätzchen.“ Dann drehte sich die Nachbarin um und ging weg. Magarete war verunsichert. Was wenn sie wirklich eine Hexe war? Sie zuckte mit den Schultern. In Magaretes Welt gab es nur Platz für gute Hexen, also würde es nicht schaden, wenn sie die Nachbarin zum Tee besuchte. Ihrer Großmutter verriet sie beim Abendbrot jedoch nichts von der Einladung oder ihrem Ausflug in den magischen Garten.

40 Kommentare zu „Der magische Garten | abc.etüden

  1. Also, wenn die Hexe gerne Gesellschaft hätte, komme ich und brächte auf Wunsch auch den Fellträger mit. Gut, er müsste zustimmen. Aber vielleicht wäre das ja einen Versuch wert … 😉
    Sehr schön, die Idee mit der Größe! Sehr gern gelesen. Ich mag ja Magisches aller Art …
    Liebe Grüße
    Christiane 😉

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  2. Also … ich komme auch gerne mit. Ich möchte die großen Gänseblümchen sehen und die Hexe auch. Ich bringe ihr ein Glas Bärlauchpesto mit, für die Spaghetti am Abend, wenn Tee und Kekse verdaut sind.
    Ich mag deine Etüde sehr, ich Märchentante, ich 😊

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  3. Hallo, ich geselle mich gerne noch dazu. Magisches ist immer schön. Allerdings hoffe ich, dass in dem Garten keine Spinnen wohnen. Dann müsstet ihr mich schützen. Ich habe den Text sehr gern gelesen und erinnere mich auch an das Wunder von Gärten als Kind (war allerdings nur zu Besuch, wir hatten nur einen Balkon).

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    1. Vielleicht sind die Spinnen ja auch magisch und äußerst nett. 😉 Ich hatte das Glück als Kind immer einen Garten zu habe. Den schönsten hatte allerdings meine Oma. Schön verwinkelt und voller Geheimnisse. 🙂 Danke.

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