Der Weihnachtsmann | Writing Friday

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Dies ist ein Text zu der Aktion „Writing Friday“ von Elizzy. Jeden Freitag wird zu einem der vorgegebenen Themen veröffentlicht. Die aktuellen Themen und eine Liste aller Teilnehmer findet ihr auf Elizzy’s Seite.

Nach einem ganzen Monat ohne Writing Friday habe ich nun endlich wieder Zeit. Eigentlich hatte ich schon eine Weihnachtshorrorgeschichte geschrieben, aber zum Nikolaus wollte ich das dann doch nicht posten. Daher hier etwas mit mehr Weihnachtsgeist. ;)

Thema: Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz: “Der Weihnachtsmann war verschwunden, wer würde Weihnachten jetzt…” beginnt.

Der Weihnachtsmann war verschwunden. Wer würde Weihnachten jetzt auf dem Marktplatz sitzen und sich die Wünsche der Kinder anhören? Kim hielt verzweifelt den Zettel von Jens, dem Weihnachtsmann, in der Hand. Auf ihm stand nur: „Die Kinder werden immer unverschämter. Ich hab die Schnauze voll. Gez. der Nicht-Weihnachtsmann Jens“

Kim wurde erst heiß dann kalt. Es war zehn Uhr. In einer Stunde würde der Weihnachtsmarkt den Weihnachtsmann erwarten, um die Kinder zu bespaßen. Wie sollte sie in einer Stunde einen Ersatz finden? „Scheiße“ brüllte sie und trat vor den Schlitten. Die Glöckchen an ihrem Elfenkostüm bimmelten. Sie konnte die enttäuschten Kindergesichter vor sich sehen. Abwesend fütterte die beiden Rentiere, die heute Blitzen und Rudolph und normalerweise Karla und Bernd hießen.

„Habt ihr eine Idee?“

Rudolph aka Bernd nickte und Kim ging überrascht einen Schritt zurück. Sie stieß an etwas Weiches und erschrak. Schnell drehte sie sich um. Hinter ihr stand jemand im Weihnachtsmannkostüm.

„Sie schickt der Himmel.“

„Der Nordpol!“

„Bitte was?“

„Ich komme vom Nordpol.“

„Oh na gut. Hätten sie zwei bis drei Stunden Zeit? Wir zahlen vierzig Euro die Stunde plus Essen und Trinken so viel sie wollen.“

Der Mann nickte.

„Ich bin Kim. Wie heißen Sie?“

„Erkennst du mich denn nicht? Ich bin der Weihnachtsmann.“

„Oh gut, sie sind gleich in der Rolle. Wollen wir los? Ich erkläre Ihnen wie sie mit dem Schlitten fahren. Beziehungsweise ich fahre, sie halten nur die Zügel, in Ordnung?“

Der Mann nickte. Kim konnte seinen Blick nicht deuten. Als sie auf die Kutsche stiegen, nahm er in einer fließenden Bewegung de Zügel, schnalzte und sie fuhren los.

„Moment. Ich muss fahren. Nur ich bin versichert.“

„Wir erzählen es niemanden.“ Der Mann zwinkerte Kim an. Irgendwas an ihm war seltsam.

Als sie auf dem Marktplatz ankamen, war der Trubel groß. Dieses Jahr befanden sich noch mehr Kinder als letztes Jahr vor dem Weihnachtsmannhaus. Kim hetzte hin und her, führte die Kinder einzeln zum Weihnachtsmann, brachte diesem heiße Schokolade und machte Fotos, wenn die Eltern mit aufs Bild wollten. Vier Stunden später war sie fix und alle.

„Entschuldigen Sie, dass es länger gedauert hat. Kann ich sie noch irgendwo abliefern?“

Der Mann schüttelte den Kopf. „Ich fahre mit ihnen zurück.“

Wieder schwang er sich mit Leichtigkeit auf den Schlitten und lenkte ihn zum Stall. Kim war müde, glücklich und ein klein wenig verwirrt.

„Ich hole ihnen das Geld aus dem Büro. Einen Moment.“

Sie rannte ins Büro und holte Geld. Einen Fünfziger mehr. Für die Extrastunde würde der Stadtrat sicherlich etwas springen lassen, ansonsten zog sie es von ihrem eigenen Gehalt ab. Es war schließlich Weihnachten.

Als Kim zurückkam, war der Weihnachtsmann verschwunden. Sie sah überall nach, doch der Mann war weg. Erst auf den zweiten Blick sah Kim ein kleines Päckchen auf dem Schlitten liegen. Neugierig öffnete sie es. Eine kleine Schneekugel. So eine hatte sie sich als Kind immer gewünscht, aber nie bekommen.

Kim schmunzelte. Es gab ihn also wirklich.

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