Blutmond | Writing Friday

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Dies ist ein Text zu der Aktion „Writing Friday“ von Elizzy. Jeden Freitag wird zu einem der vorgegebenen Themen veröffentlicht. Die aktuellen Themen und eine Liste aller Teilnehmer findet ihr auf Elizzy’s Seite.

Wieder etwas aus dem Genre Horror. Diesmal würde ich einen Gruselfaktor 3,5 von 5 vergeben.

Schreibe eine Geschichte und flechte darin folgende Wörter ein: erdrosselt, vergraben, blutig, Schrei, Blutmond

Jana atmete die frische Waldluft ein. Vor einer Stunde war die Sonne untergegangen und der Vollmond strahlte durch die Äste. Blutmond. Janas liebster Esbat. Heute würde sie ihn alleine verbringen, wie es in ihrem Coven Tradition war. Sie war vor vier Tagen 18 geworden, dass hieß, sie musste der Göttin alleine gegenübertreten. Eine Stunde nach Mitternacht würde sie sich dem Fest der anderen anschließen. Dann war sie ein vollwertiges Mitglied.

Jana gruselte sich ein wenig, so alleine im Wald. Es war frisch und sie zog die Jacke enger an sich. Langsam lief sie auf dem Weg, der sie zur der Lichtung bringen sollte. Sie war den Weg zehn Mal abgegangen, um sich in der Nacht nicht zu verlaufen. Plötzlich hörte sie ein lautes Krachen neben sich und ihr entfuhr ein Schrei. Ein Uhu flog dicht über ihren Kopf und Jana musste Lachen. Der dachte sich auch, dass sie sie nicht mehr alle hatte.  Sie beruhigte sich wieder. Warum sollte außer ihr jemand in dem Wald sein? Nachts ging hier niemand spazieren und Vergewaltiger warteten nicht in Wäldern sondern Diskos.

Jana bog rechts ab und dann links und noch ein Stück geradeaus. Doch dort befand sich keine Lichtung. Ihr rutschte das Herz in die Hose. Sie war sich sicher, dass die Lichtung hier sein müsste. Sie versuchte sich davon abzuhalten einfach loszurennen. Wenn sie die Lichtung nicht fand, fand sie auch die anderen nicht, denn der Weg zu der kleinen Waldhütte verlief gerade auf die Lichtung.. Gerade wünschte sich Jana, sie hätte sich statt durch den Wald zu laufen, mit einem guten Buch in ihrem Bett vergaben.

Sie rekapitulierte ihren Weg und schlug dann den Weg rechts ein. Die Richtung stimmte, dachte sie, bis sie vor einem Maisfeld stand. Das war doch irre. Die nächsten Felder begannen viel weiter im Osten, sie stand hier südlich vom Wald. Jana war verwirrt und ein wenig panisch. Sie beschloss den Weg zurückzugehen und dann nochmal von vorne den Weg zur Lichtung zu suchen. Sie ging den gleichen Weg zurück, kam an die Abzweigung und schlug den Weg ein, von dem sie gekommen war. Sicherlich hatte sie irgendwo nicht aufgepasst. Gleich würde ihr alles bekannt vorkommen.

Nach der nächsten Abzweigung stand Jana wieder vor einem Maisfeld. Jana packte die Angst. Sie wirbelte herum, rannte den Weg zurück und bog rechts ab, nur um dann wieder vor dem Maisfeld zu stehen. Fünfmal änderte sie die Richtung, probierte neue Wege und stand jedes Mal wieder vor dem Maisfeld. Jana keuchte und versuchte ihren Atem zu beruhigen, doch die Angst war zu groß. Tränen liefen ihre Wangen runter. Sie drehte sich erneut um und ein Ast schlug ihr ins Gesicht. Für wenige Sekunden wurde Jana schwarz vor den Augen und sie musste sich an dem Baum abstürzen. Wo war der denn hergekommen? Hatte sie den tiefhängenden Ast eben übersehen? Jana wischte sich über die Schläfe und betrachtete ihre blutigen Finger.

In der Ferne glaubte sie ein Auto zu hören. Vielleicht lag hinter dem Maisfeld eine Straße? Das Maisfeld fand Jana allerdings noch unheimlicher als den Wald. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. War das vielleicht ein Zeichen? Jana hatte ein Funken Hoffnung im Herzen. Vielleicht war das Teil der Prüfung, vielleicht wollte die Götting, dass sie in das Maisfeld ging.

Jana atmete tief durch und wagte einen Schritt zwischen die hohen Halme. Um ihre Angst im Zaum zu halten, sang sie leise eines der Lieder, die ihr der Coven beigebracht hatte.  „Fest verwurzelt stehe ich…“ Jana kicherte leise, als sie einer Textpassage kam, die zu ihrer Situation passet „und ich drehe die Kreise…“.

Das Maisfeld kicherte zurück.

„Ich bin es, Martha. Komm her.“

Jana fiel ein Stein vom Herzen. Ihr Coven hatte sich auf den Weg gemacht, sie zu suchen.

Am nächsten Morgen übergab sich ein junger Polizist in einen Fliederbusch. Die Leiche des jungen Mädchens war zu viel für ihn. Sie war bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Erst gefoltert und dann erdrosselt, sagte sein erfahrener Kollege. Die Polizei suchte seit Jahren nach dem Täter, der anscheinend vorwiegend junge Mädchen mit Hang zum Okkulten folterte und umbrachte. Immer bei Vollmond im Oktober, doch nie im gleichen Ort.

9 Kommentare zu „Blutmond | Writing Friday

  1. Huhu Katha!
    Ein durch und durch schauriger Text! Das arme Mädel, wie mag das wohl am Ende abgelaufen sein? Und wer ist der Mörder, der scheinbar ja verantwortlich ist für die Umgestaltung der Landschaft? Fragen über Fragen. 😀

    Liebe Grüße!
    Gabriela

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  2. Uha – was eine Wendung – Und schön klassisch, das gruselige Maisfeld – sehr gut eingesetzt. Ich würde bestimmt nie in eins gehen – selbst unsere hier, die vielleicht noch überschaubar sind…nene – da sterben zuviel Leute drin. Ein schöner Schauereffekt von dir

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      1. Hahah – oh ja – stell dir vor du triffst ein Wildschwein im Maisfeld – da hast du die nächste Horrorstory. Aber solche Klassiker ziehen immer. Die können nicht abgelutscht werden – Menschliche Urängste

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  3. Oh mein Gott, ist das grausig – sehr spannend geschrieben! Ich habe echt Gänsehaut. Toll, was du aus den Wörter gemacht hast. Woher nimmst du bloß immer deine tollen Ideen?

    Ich habe heute das gleiche Thema gewählt, aber bei mir ist ein Text herausgekommen, den ich irgendwie nicht ganz ernst nehmen kann. ;D

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
    Emma

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