Beauty Perfect | Writing Friday

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Dies ist ein Text zu der Aktion „Writing Friday“ von Elizzy. Jeden Freitag wird zu einem der vorgegebenen Themen veröffentlicht. Die aktuellen Themen und eine Liste aller Teilnehmer findet ihr auf Elizzy’s Seite.

Mir war da etwas albern zumute…

Thema: Schreibe aus der Sicht von Dornröschen, die über 100 Jahre lang geschlafen hat und im Jahr 2019 wieder erwacht.

„Du gütiger Gott.“

„Das heißt ‚Oh Shit‘. Das i schön lang ziehen.“

„Oh shiiiiit.“ Dornröschen sah Paul an und der nickte. Sie grinste. „Jo Mann.“

Als sie vor zwei Monaten aus ihrem elendig langen Schlaf erweckt wurde, hatte sie sich nicht träumen lassen, dass ihr diese neue Welt so gut gefallen würde. Alles hatte sie noch nicht raus, aber immerhin bewegte sie sich durch die Stadt ohne groß aufzufallen. Oder zumindest nicht unangenehm aufzufallen. Es war ein wenig schwer sich durch Berlin zu bewegen, ohne erkannt zu werden.

Das lag vor allem auch an dem Prinzen, der sie wachgeküsst hatte – Prince Perfect. Denn schließlich war Berlin sein Königreich und sie dank der Hochzeit letzte Woche seine Königin. Dornröschen geriet ins Schwärmen. Hach, ich Kleid war so wundervoll gewesen und die Zeremonie mit der tollen Musik. Nun ja, toll war relativ – ein wenig eigenartig für Dornröschens Ohren, die sonst nur Kammermusik gewöhnt war, aber heute war das wohl so. Das einzig nervige an der Hochzeit waren die ständigen Wiederholungen gewesen. Gleich 4 Mal hatten sie die Ringe getauscht, 7 Mal musste sie den Kirchgang hinuntergehen und 3 Mal ihren neuen Gatten küssen. Aber was beschwerte sie sich? Wundervoll war es dennoch gewesen.

Und nun lebte sie in einem Schloss, das zwar keine Türme, aber einen großen Innenteich besaß, mit einem guten Koch und einer Haushälterin. Etwas wenig Personal musste das optimistische Dornröschen zugeben, aber die Welt hatte sich verändert. Man bezahlte sein Personal sogar. Sachen gab’s.

Dornröschen machte sich auf den Weg in Bekleidungsladen, in dem sie ein Kleid bestellt hatte. Paul hatte sie erzählt, sie würde eine Freundin besuchen. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, als sie den Laden betrat, aber das sollte schließlich eine Überraschung werden.

„Frau Beauty Perfect, wie wundervoll sie zu sehen.“ So ganz konnte sich nicht mit ihrem neuen Namen anfreunden. Dass Paul sie Sleepy  nannte war in Ordnung, aber warum sie nun Beauty Perfect heißen musste, war ihr bis heute nicht klar geworden.  Sie bezahlte schnell und machte sich voller Erwartung auf den Weg zum Schloss.

Ein paar Mal musste sie anhalten und etwas machen, was die Menschen hier Selfies nannten und diese eigenartigen Autogramme. Warum auch immer andere so versessen darauf waren, dass sie ihren Namen schrieb.

Die Überraschung im Schloss war groß, aber anders als Dornröschen es geplant hatte. Statt Paul alleine anzutreffen, vergnügte dieser sich gerade mit einer nicht wie eine Prinzessin aussehenden Dame. Dornröschen war entsetzt. In dem darauf folgenden Streit erfuhr sie, dass die Hochzeit nicht echt sondern nur etwas namens „Videodreh“ gewesen war und Paul sie nicht einmal liebte.

Dornröschen war verzweifelt. Deprimiert setzte sie sich an den Innenteich und weinte bitterlich.

„Miss Beauty, kann ich ihnen helfen?“

Der gutaussehende Mann, der sich um ihren Innenteich kümmerte, stand neben Dornröschen.

„Alles scheiße.“

„Ach Unsinn, nie ist alles scheiß, Miss Beauty.“

„Ach bitte nennt mich Dornröschen. Das ist mein echter Name.“

„Ok Dornröschen.“ Der junge Mann lachte. „Ich heiße Stefan, aber alle nennen mich Frosch.“

Dornröschen kicherte. Ein Frosch? Das hatte bei ihrer Cousine funktioniert. Sie lächelte glücklich, als Frosch ihr vorschlug eine Weile bei ihm zu wohnen.

Und wenn sie nicht gestorben sind…nun ja, immerhin hielt das Ganze bis sich Dornröschen sich von Frosch wegen eines Jägers scheiden ließ. Aber das ist eine andere Geschichte.

 

 

 

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