Dies ist ein Text zu der Aktion „Writing Friday“ von Elizzy. Jeden Freitag wird zu einem der vorgegebenen Themen veröffentlicht. Die aktuellen Themen und eine Liste aller Teilnehmer findet ihr auf Elizzy’s Seite.
Heute mal wieder etwas mit Twist. Damit ich nicht spoilere, steht das Thema, dass ich bearbeitet habe, am Ende der Geschichte.
Areca
Es war nachts und ich atmete tief ein. Der Vollmond ließ den kleinen Hinterhof in eigenartigem Licht erstrahlen. Die Büsche raschelten im sanften Wind und ließen ihre Schatten wie Puppen tanzen. Mir schauerte es ein wenig und ich fror, als ich mich langsam aufrichtete.
Ich lag in einem großen Haufen Erde neben dem Kompost. Es roch nach faulenden Bananen und Moos. Vorsichtig versuchte ich mich zu bewegen, aber ich steckte etwas in dem Boden fest. Gottseidank hatte es die Nacht geregnet und der Boden war locker, sodass ich mit einem kurzen Ruck, alles von mir befreien konnte. Freiheit. Ich streckte meine Arme aus und ließ sie von dem Wind umspielen. So lebendig hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Um genau zu sein, war ich es auch lange nicht gewesen.
Ich erinnerte mich nur wenig an die traurigen Gesichter, als man mich hierherbrachte, erinnere mich wie schwach ich mich fühlte. Dann endet meine Erinnerung und beginnt mit der heutigen Nacht. Ich fühlte mich eigenartig stark, als könnte ich Bäume ausreißen. Vorsichtig hob ich meinen Torso, meine Arme hinterließen dabei Spuren in dem Dreck.
Ich kam einige Zentimeter vorwärts. Noch etwas ungeübt, aber es ging. Ich wollte rein ins Warme, wollte wieder in dem gemütlichen Wohnzimmer sitzen, die ersten Sonnenstrahlen des Tages spüren.
Ich schob mich vor, Zentimeter für Zentimeter. Es wurde immer leichter und ich immer geschickter. Für den ersten Meter brauchte ich drei Minuten, für den nächsten eine. Bald hatte ich die Tür des Hauses erreicht und zog mich an der Hauswand hoch. Klick. Die Tür war nicht verschlossen!
Ich fiel in den Hausflur als die Tür aufschwang. Das Klong als die Tür gegen den Sicherungskasten knallte war laut, aber auch eine Minute nach dem Geräusch regte sich niemand im Haus. Ich kroch weiter. Jetzt die Treppen hinauf. Tatsächlich kam ich so schneller voran, als auf dem ebenen Boden.
Nach vier Stockwerken war ich immer noch fit und zog mich an der Wohnungstür hoch. Drinnen brannte kein Licht, aber ich hörte Geräusche. Mein Mörder war sicherlich zuhause. Er verließ nie die Wohnung, weil er außerhalb nicht überlebensfähig war. Dem würde ich es zeigen. Ich würde seine kleine Kehle mit meinen Armen umschlingen und zusehen, wie ihn das Leben verließ.
Ich drückte die Klingel.
Gepolter in der Wohnung. Dann wurde der Schlüssel gedreht und die Türklinke hinuntergedrückt. Sie stand vor mir. Meine frühere Besitzerin sah mich erstaunt an. Ich könnte ihr böse sein, dass sie mich nicht besser vor dem kleinen Monster beschützt hatte, aber sie hatte sich ansonsten immer so liebevoll um mich gekümmert. Jetzt stand sie mit offenem Mund vor mir.
„Ähm. Ich will ja keine Panik verbreiten, aber erinnerst du dich an die Goldfruchtpalme, die die doofe Katze so oft umgeworfen hat, bis sie gestorben ist?“
„Äh ja.“ Erschall es von drinnen.
„Die steht vor unserer Tür und schaut mich sauer an.“
Thema: Schreibe aus der Sicht deiner Zimmerpflanze.
Guten Morgen, Katharina,
danke dir – sehr spannend. Ich habe irgendwie auf ein anderes Ende gewartet. du hast mich heute früh also schon überrascht.
Hab einen guten Tag und sei gegrüßt
Judith
Hier https://mutigerleben.wordpress.com/2019/08/09/writing-friday-lieber-sub/ ist mein Beitrag für heute.
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Mir bereitet es eine besondere Freude, Leser an der Nase herumzuführen. Schön, dass es gelungen ist. 😊
Schon gelesen. Wünsch ich dir auch.
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Lach… Mich hast du auch aufs Glatteis geführt. Aber es ist eine großartige Geschichte. Merke: Auch zu den Zimmerpflanzen freundlich sein.
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Ich war ja freundlich, nur die Babykatze nicht. 😉 Danke.
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Haha, zuerst hat mich auch geschaudert, dann musste ich lachen. Geniale Idee!
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Danke. Freut mich das mein Twist funktioniert. 😉
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Hahahaha – das ist witzig. Eine tolle Idee.
Man, das muss man sich jetzt echt mal bildlich vorstellen. Hihihi
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Du hättest sie am Ende sehen müssen, sah echt ein wenig wie eine Zombiepflanze aus. Nicht nur, dass die Katze die Pflanze geruft hat, er hat sie so oft umgeworfen, dass die Wurzeln gebrochen sind.
Danke. 🙂
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Oh, die Arme. Aber was ein Bild du zeichnest….klasse.
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Hey liebe Katharina,
haha da ist ja mal wieder genial, was du da geschrieben hast. Ich liebe deine Texte, hab ich das schon mal erwähnt? Egal welches Thema du nimmst, es kommt immer etwas ganz Tolles dabei heraus. Meist auch mit einer Portion Humor, das finde ich klasse.
Warme Sommergrüße
Emma
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Vielen Dank. 😊 Bei so nem lieben Kompliment werde ich ja ganz rot. 😇
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Eine herrliche Geschichte 😀 du hast der Pflanze echt Leben eingehaucht und so einen wirklich spannende Story verfasst! Wundervoll liebe Katha 😀 ich wünsche dir ein schönes Wochenende ❤
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Danke. 😊 Wünsche ich dir auch.
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Huhu,
das hätte auch vieles anderes sein können, finde ich. Aber sehr gut und mysteriös geschrieben.
LG Corly
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Danke. 😊
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bitte.
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