Die Masken | Telling Pictures meets Horror

Horrorstories

Dies ist ein Text zu der Aktion „Telling Pictures“ von Caymon. Ziel ist es bis zum 31.06. eine Geschichte zu einem der vorgegebenen Bilder zu schreiben. Ich habe mich entschieden eine Horrorgeschichte aus der Aufgabe zu machen und zu folgendem Bild geschrieben *klick*. Viel Spaß beim Gruseln. 😉

Die Masken

Martina zog den nächsten Papierfetzen durch den Kleister, dann nahm sie den getränkten Schnipsel und klebte ihn auf die Form. Langsam und gekonnt glättete sie die Oberfläche. Noch ein bis zwei Papierfetzen auf die Wange, dann hatte die Maske ihre richtige Form. Zum Abschluss pinselte sie vorsichtig etwas Kleister über alle Enden, dann war auch diese Maske fertig.

Die sechzigste. Was hatte sie sich nur bei diesem Kunstprojekt gedacht? Hätte sie nicht wie ihre Atelierkollegin einfach etwas aus Kunststoff formen können? Nein, es mussten wieder diese Masken sein, die sich durch ihren künstlerischen Werdegang zog, wie sie die Papierschnipsel durch den Kleister.

Martina erschrak als sie ein leises Lachen hinter sich hörte und drehte sich schnell um, doch dort war nichts. Sie atmeten tief durch. Anscheinend war sie überarbeitet und dreht langsam durch.  Kein Wunder, es war 2 Uhr nachts und sie arbeitete bereits seit dreizehn Stunden. Die Masken, die sie eben gefertigt hatte, würden die letzten sein. Sie musste sie noch bemalen, dann hatte sie genug, um ihre Installationen anzufertigen. Aber nun musste sie sie erst einmal trocknen lassen.

Trotz der späten Stunde beschloss Martina noch an dem Konzept der Ausstellung zu arbeiten. Sie hatte bereits einen Plan, wie sie die Masken anordnen wollte, aber dies noch nicht verschriftlicht. Martina betrachtete die Masken, die sie probeweise als Muster hingehängt hatte. Sie wollte eine Art Geschichte mit den Emotionen erzählen. Gelesen von links nach rechts, von oben nach unten. Die Geschichte war tragisch. Sie erzählte von Krieg, Verlust und Verzweiflung, von dem Leben ihrer Großmutter, die sich vor Martinas Geburt aus Trauer erhängt hatte.

Sie hatte bereits Einiges zusammengetragen, da hörte sie wieder dieses Kichern. Was war das denn? Kam das Geräusch vielleicht von draußen?

Martina öffnete die Glastür, die aus ihrem Atelier auf einen kleinen Balkon führte, doch sie sah und hörte nichts Außergewöhnliches. Ein Auto fuhr vorbei und durch den leichten Wind raschelten die Blätter des Kirschbaumes unter ihr. Eine wundervolle Sommernacht.

Beruhigt ging Martina wieder an ihren Platz, doch kaum saß sie, erschallte wieder das Kichern, diesmal lauter, intensiver. Es klang fasst schon hohl und es kam eindeutig aus ihrem Atelier. Sie suchte alle Ecken ab, doch fand nichts. Entweder sie wurde verrückt oder jemand spielte ihr einen Streich.

Martina ließ sich auf ihren Stuhl fallen. Sie stellte sich eine grüne Wiese vor, Blumen, die Sonne schien.

Erneutes Kichern, ein Pochen, gefolgt von einem Rascheln. Ein Blatt fiel zu Boden und rutschte einige Zentimeter auf sie zu. Nur mit Mühe konnte Martina einen Schrei unterdrücken. Sie sprang auf und ging zur Tür. Sie überlegte noch kurz, ob sie ihre Taschen holen sollte, doch dann entschied sie sich, dass ihr Wohnungsschlüssel für heute reichte. Sie wollte einfach nur weg.

Den Raum weiter im Blick, öffnete sie die Tür. Etwas Warmes legte sich über ihre Hand und jemand stand plötzlich hinter ihr. Martin stolperte schreiend zurück in den Raum und landete auf ihrem Hintern, als ihrer Beine ihr vor Schreck den Dienst versagten.

„Martina. Entschuldige. Alles ok?“

Eva, Martinas Atelierkollegin, beugte sich zu ihr hinab und half ihr auf.

„Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich suche nur mein Handy. Erst dachte, ich habe es hinten in Max Büro verloren, aber da war es nicht. Habe mich die ganze Zeit versucht selbst anzurufen, hast du was gehört?“

„Ein Kichern?“

„Ja, genau. Hab ich aus diesem Minionsfilm rausgeschnitten. Cute, oder?“ Eva ging an Martina vorbei. „Da ist es ja. Hui, knappe Kiste, ich hatte Vibration an und es lag schon fast auf Kipp. Spiderapp brauche ich echt nicht.“

Martina wusste nicht ob sie lachen oder weinen sollte.

„Du siehst furchtbar aus. Willst du vielleicht rüber kommen, auf ein Glas Wein?“

„Eine Flasche bitte.“

13 Kommentare zu „Die Masken | Telling Pictures meets Horror

    1. Manchmal sind die einfachsten Erklärungen die richtigen, aber man kommt nicht drauf, weil es so einfach ist. Man glaubt also eher an Geister als Handys. 😉 Kann ich auch gut.

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  1. Toll geschrieben. Ich stelle mir das mit den vielen Masken und der nächtlichen Stunde wirklich extrem gruselig vor. Schon so, ohne ein mysteriöses Kichern. Schön gelöst. Hätte auch anders ausgehen können. Da hat Martina noch mal Glück gehabt. Aber Nachts würde ich trotzdem nicht mehr alleine da sein wollen.

    Grüsse

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