Verhinderter Superheld | Writing Friday

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Dies ist ein Text zu der Aktion „Writing Friday“ von Elizzy. Jeden Freitag wird zu einem der vorgegebenen Themen veröffentlicht. Die aktuellen Themen und eine Liste aller Teilnehmer findet ihr auf Elizzy’s Seite.

Thema: Du kannst plötzlich fliegen. Würdest du jemandem davon erzählen? Was tust du mit dieser neuen Fähigkeit?

Ich weiß jetzt auf jeden Fall wie sich Superhelden fühlen. Nicht, dass ich Menschen rette, aber ich habe Superkräfte und ich bin maskiert. Das mit dem Menschenretten ist übrigens ziemlich bescheuert, das mit dem Maskieren auch. Aber vielleicht sollte ich meine Geschichte einfach von vorne beginnen.

Vor gut einem Monat bin ich an einer Chemiefabrik vorbeigefahren. Gerade als ich maximal nahe an dem Gebäude vorbeifuhr, ist es explodiert. Mein Wagen überschlug sich mehrfach, aber durch ein Wunder überlebte ich als Einziger im näheren Umfeld. Ja, ich weiß Klischee. Ich wünschte auch es wäre anders passiert.

Nachdem ich wieder einigermaßen gesundet war, stellte ich fest, dass ich eine neue Fähigkeit erlangt hatte: Ich konnte fliegen.

Nur wem erzählt man davon?

Als erstes ging ich zu meiner Freundin, die mir nach dem ersten Schock riet, niemandem davon zu erzählen. Man sah ja in Filmen und Serien immer, wie das endete. Meist im Labor. Da ich mein Gehirn noch eine Weile aus einem Einmachglas fernhalten wollte, erprobten wir meine Fähigkeit im Wald. Ich weiß nicht wie oft wir unterbrechen mussten, um nicht von Spaziergängern überrascht zu werden.

Um heimlich fliegen zu können, ohne dass mich jemand erkannte, brauchte ich also eine Maske. Ich wollte aber auch nicht wie ein Verbrecher mit Skimütze rumrennen, unter Halloweenplastikmasken schwitzt man und das mit der Brille klappt nur bei Superman. Am Ende eines langen Findungsprozesses entschied ich mich für eine Mütze mit Mundteil im Iron Man-Style und eine Sonnenbrille. So sah ich exzentrisch aber nicht wie ein Verbrecher aus. Als Kleidung wählte ich eine Blue Jeans, ein schwarzes Shirt und Converse. Das trägt ja gerade auch jeder.

Meinen ersten Flug startete ich nachts aus dem Wald heraus. Ich flog ein bisschen umher, fand das aber schnell langweilig. Dann kam mir die Idee auf Verbrecherjagd zu gehen. Ich flog stundenlang rum, fand aber nichts. Meine Freundin meinte später mir fehle jemand, der den Polizeifunk abhören konnte. Problem, ich kannte niemanden, aber mit Hilfe von YouTube, Google und viel Zufall schafften wir es tatsächlich.

Mein erster Fall sollte ein Selbstmörder werden. Ich flog hin, allerdings etwas spät, und versuchte den guten Mann zu fangen. Was übrigens gar nicht so leicht ist, vor allem wenn der Herr ungefähr 100 Kilo wiegt. Nun ja überlebt hat er. Verklagen wollte er mich im Anschluss auch.

Die Polizisten, die versucht hatten, mit dem Mann zur reden, trauten ihren Augen wohl nicht und so gab es immerhin keinen Zeitungsbericht über einen ungeschickten Superhelden. Wir hörten tagelang den Polizeifunk ab, aber so richtig helfen konnte ich der Polizei nicht. Meist gab es Ruhestörung oder Auffahrunfälle. Aus Verzweiflung rettete ich eine Katze aus einem Baum, nur um dann von der Katze böse gekratzt zu werden.

Ich hab dann mit dem Superheldendasein abgeschlossen.

Ein paar Vorteile hat das Superkräfte haben aber schon. Ich habe null Höhenangst. Das ist in meinem neuen Job super. Ich warte Satellitenschüsseln und komme so auf allerhand Dächer. Ich bin schneller als die anderen, weil ich keine Angst habe und kriege dafür schön Gefahrenzulage.

Ansonsten mache ich nicht viel mit meiner Kraft. Ab und an spiele ich rum, manchmal auch im Schlafzimmer. Nächstes Jahr wollen meine Freundin und ich in die Berge. Ich wette wir kommen höher als die Anderen.

18 Kommentare zu „Verhinderter Superheld | Writing Friday

  1. Hehe – ja das mit den Verbrechern lohnt sich dann doch nicht….das sollen die anderen machen. Da klingt das mit den Bergen doch viel besser. Und beim nächsten Katzen retten – Handschuhe tragen…hihihi…

    Sehr schön geschrieben.

    Schönes Wochenende.

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  2. ich stelle mir gerade vor, wie du an der Schlange vorbeifliegst, die sich unterm Gipfel des Mount Everest staut… ach nee, das geht ja nicht, weil es ja sonst alle mitkriegen würden. Interessante Perspektive.

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      1. stimmt. zum Beispiel der Nanga Parbat.oder der K2. Reizen würden mich eher der Fuji, der Kilimandscharo oder der Mauna Loa auf Hawaii.

        Der Mauna Loa ist für mich der höchste der Welt. Er ragt zwar 4170 m auf, aber unter Wasser sind es noch einige tausend Meter Meer bis zu seinem Fuß.

        Laut Wikipedia haben Wissenschaftler errechnet, dass sich durch das Gewicht des Berges der Meeresboden darunter um ca. 8000 m abgesenkt hat, so dass die Gesamthöhe gemessen ab Fuße des Berges rund 17.000 m beträgt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Mauna_Loa)

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      2. Vom Mauna Loa habe ich noch nichts gehört. Spannend. Am Kilimandscharo war ich bereits, aber nicht weit hoch. Der Nationalpark ist super schön.
        Grüße, Katharina

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  3. Schön gegen den Strich gebürstet!
    Ebenso wie bei deiner Froschkönig-Geschichte; an den Tagen hatte ich gerade wenig Zeit zum Lesen, drum habe ich mir die Emails mit den Verweisen zu diesen Texten aufgehoben.

    Liebe Grüße, Norbert

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