*Dies ist ein Text zu den abc.Etüden von Christiane. Diesen Monat gibt es eine Extraetüde, d.h. man muss 5 Worte in 500 Wörter unterbringen. Aus folgenden 6 Wörtern kann gewählt werden: „Nieselregen“, „weich“, „irren“, „beißen“, „verdorben“ und „Café“.*
Ich habe Gestern einen Text über Einsamkeit gelesen, das hat mich inspiriert. Eigentlich sollte es eine Geschichte werden, aber ich konnte mich nicht für einen Protagonisten entscheiden. Jetzt gibt es acht Positionen.
Der schmale Grat zwischen allein und einsam
Vor, zurück, vor, zurück, vor und hops. Sie landet im weichen Gras und rollt sich zur Seite. Die Schaukel schwingt noch eine Weile nach. Vor, zurück, vor, zurück. Ruhe.
Der Kaffee dreht sich im Kreis und zieht langsam den Michschaum hinter sich her. Sein Löffel berührt den Tassenrand. Kling. Das Café ist voll. Er beginnt zu lesen.
Sein Zimmer ist gefüllt mit allem, was er liebt. Ein Film flimmert im TV. Er bemüht sich seinen Atem zu beruhigen. Aus und ein und aus und ein und aus. Er sitzt hier, die Anderen sind draußen.
Gedanken irren durch ihren Kopf, doch sie bleibt kurz stehen. In ihrem Gehirn drehen sich kleine bunte Kreisel. Sie surren. Soviel zu tun und keine Zeit für nichts. Soviel zu tun und sie fragt nicht nach Hilfe.
Es ist kalt und die Zeitung von Vorgestern flattert im Wind. Ihr Rascheln klingt wie ein Flügelschlag. Er glaubt ein Tuscheln zu hören. Das kann aber nicht sein, man kann ihn gar nicht sehen.
Sie beißt in das Stückchen Schokolade und genieße das brechende Geräusch. Der Schluck schwarzer Tee lässt die Süße verschwinden. Sie zögert den Moment hinaus sich sichtbar zu machen.
Die letzten Reste Chili kleben rot und warnend an der Keramikschüssel. Sie sitzt auf dem blauen Badezimmerläufer und genießt den bitteren Geschmack. Die Spülung gurgelt im Kasten.
Er läuft durch den Wald. Ein leichter Wind bläst ihm Nieselregen ins Gesicht. Niemand zu sehen weit und breit. Er hört nur seine eigenen Schritte. Taps, platsch, taps.
Die gefallen mir, die acht. ich bin gerade noch am überlegen, wer davon jetzt allein ist und wer einsam. Bei einigen bin ich mir sicher, bei anderen gar nicht.
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Es ist auch gar nicht so eindeutig. Beim Schreiben ist mir schon aufgefallen, dass der Grat sehr schmal und individuell ist.
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Ja, auch ich fange an, mir zu überlegen, wer davon einsam und wer „nur“ allein sein könnte. Spannend. Ich glaube, die Meinungen würden auseinandergehen, wenn du herumfragen würdest.
(Oh, übrigens, gerade gesehen: 500 Wörter, nicht 500 Zeichen. Ein Zeichen ist ein Buchstabe oder ein Leerzeichen.)
Schön, dass du dich auf die Extraetüden eingelassen hast!
Liebe Grüße
Christiane
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Ich weiß zwar, was ich mir gedacht habe, aber hundert pro eindeutig finde ich es selbst nicht. Es gibt auch so ein temporäres trügerisches Einsamgefühl, das man hat, weil in dem Moment alles Mist läuft.
Huch, ändere ich gleich.
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Hier ist der Grat wirklich sehr schmal….Aber bei deinen 8 Protagonisten ist auch allein irgendwie einsam.
Toll geschrieben.
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Kommt wahrscheinlich auf die Perspektive an.
Danke. 🙂
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Interessante Gedankengänge. Klingt alles ein wenig traurig. Schön geschrieben.
LG Corly
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Allein sein kann auch angenehm sein. Ich glaube einsam ist aber niemand glücklich.
Danke.
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ja stimmt. Ich bin gern allen. Aber anders ist halt auch schön.
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Liebe Katharina,
Eine tolle Idee, acht Texte so zueinander oder nebeneinander zu stellen. Für mich scheint, trotz der Unterschiedlichkeit ein roter Faden auf – ich habe einen Moment gebraucht, um festzustellen was es ist, denn „Allein/Einsam“ war es nicht. Es waren für mich „acht Einblicke ins Fühlen“. Allerdings habe ich die unterschiedlichen Gefühle für mich noch nicht abschließend benannt.
Liebe Grüße
Judith
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Danke. Beim Schreiben wusste ich noch, wer was ist, aber ich ändere da auch immer meine Meinung. Es liegt doch sehr nah aneinander.
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Übrigens: Gerade ist der einzige Text, den ich mit Einsamkeit verbinde, der mit der Zeitung. Könnte aber nächsten Samstag möglicherweise anders aussehen. Das ist ja doch auch Tagesformabhängig.
Grüße Judith
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Stimmt, der ist recht eindeutig oder zumindest ist es schwer sich rinen Hintergrund vorzustellen bei dem er nicht einsam wäre.
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Ein wundervoller Text, ich liebe deinen Schreibstil sehr!
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Vielen lieben Danke. 🙂 Es macht mir wirklich Spaß In diesem Momente-Format zu schreiben.
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