„Der Multiple Choice Wunsch“ | Writing Friday – KW45

Dies ist ein Text zu der Aktion „Writing Friday“ von Elizzy. Jeden Freitag wird zu einem der vorgegeben Themen veröffentlicht. Die Liste aller Teilnehmer findet ihr auf Elizzy’s Seite.

Ich bin wieder fit und hatte Lust etwas Humorvolles zu schreiben. Deswegen habe ich das Thema etwas freier interpretiert.

Thema: Wenn du zwischen den Fähigkeiten „Fliegen“, „Durch die Zeit reisen“, „Gedanken lesen“ und „Zaubertränke herstellen“ wählen könntest, welche würdest du haben wollen und was würdest du damit anstellen?

„Weil du mich gerettet hast, gewähre ich dir einen Wunsch.“ Die Fee sah mich genervt an. „Da Menschen aber ganz furchtbar im formulieren ihrer Wünsche sind und es deswegen schon sehr viele Missverständnisse gab – das mit Jonas und dem Wal tut mir bis heute wirklich leid, aber er hat nicht gesagt, auf einem Schiff übers Meer reisen – hast du nun einen Multiple Choice Wunsch.“

„Was?“ Ich war verwirrt, vor allem darüber, dass es überhaupt so etwas wie Feen gab. Dabei wollte ich im Park nur mit meinem Hund spazieren gehen.

Die Fee kratzte sich am Kopf. „Tjoa, was nehmen wir dieses Mal? Meine Kollegin Henriette hatte eine super Idee, probieren wir es aus.“

Sie streckte ihre Brust heraus und wechselte in einen förmlichen Ton. „Du hast nun die Wahl zwischen vier herausragenden Fähigkeiten. Eine davon kannst du ein Jahr lang nutzen, wie es dir beliebt. Die Fähigkeiten sind: Fliegen, durch die Zeit reisen, Gedanken lesen und Zaubertränke herstellen. Was wählst du?“

Dann fügte sie etwas informeller und leiser hinzu. „Beeil dich, ich hab nicht ewig Zeit.“

Ich war überfordert. Passierte das gerade wirklich? Und wenn ja, was sollte ich wählen? Sonst machte ich immer für alles Pro-Contra-Listen und dann soll ich plötzlich so etwas Elementares einfach aus dem Bauch heraus entscheiden.

„Puh, was würdest du denn nehmen?“

„Nun ja, ich kann das alles schon.“

„Dann kannst du mir ja helfen.“

Die Fee stöhnte. „Wenn es sein muss und dann schneller geht. Was willst du wissen?“

Fangen wir mit den unattraktivsten Möglichkeiten an, dachte ich mir, und betrachtete die motzige Fee.

Irgendwie hatte ich mir die „eine Fee gewährt dir einen Wunsch“-Situation romantischer vorgestellt. Ich verfluchte Disney innerlich.

„Kann ich etwas verändern, wenn ich durch die Zeit reise oder nur zusehen? Und wie kehre ich zurück?“

„Das wäre ja noch schöner. DU kannst nur schauen. Und nun ja etwas Geschick brauchst du schon zum Zeitreisen. Viele verirren sich…und wenn ich so drüber nachdenke…neee, die Option ist vom Tisch. Viel zu gefährlich.“

„Und Fliegen ist das nicht? Egal, wie funktioniert das mit dem Fliegen?Kann ich das kontrollieren?“

„Du würdest Feenflügel erlangen. Die sind nicht schwer zu bedienen.“

„Sind die immer da? Und wenn ja, wie verstaue ich die in meinen Klamotten?“

„Ja, sind sie. Was weiß ich? Zieh nen Kleidchen an?“

„Ich bin ein Mann.“

„Zieh ein männliches Kleidchen an.“

„Du bist nicht hilfreich.“ Ich überlegte kurz. „Ok, will ich nicht. Was für Zaubertränke kann ich herstellen und wie weiß ich welche ich nehme? Geht dabei viel schief?“

„Ich könnte dir mein ‚Großes Buch der Zaubertränke‘ leihen. Wie doof stellst du dich beim Kochen an?“

„Hm joa, dann also zum Gedanken lesen: Kann ich das Abschalten oder habe ich dann alle Gedanken aller Menschen im Kopf?“

„Ein bisschen üben musste du schon. Gedankenlesen klappt nur auf so zwanzig Meter Entfernung und du musst dich schon auf die Person konzentrieren. Das meistern die meisten Feen schon in der ersten Klasse.“

„Dann nehme ich Gedankenlesen.“
„Super.“ Die Fee wedelte mit ihrem

Zauberstäbchen. „ Wusch.“

„Wusch?“

„Menschen wollen ja immer irgendwelche Effekte. Ich bräuchte nicht mal den Zauberstab für den Mist. Sehr unpraktisch das Ding. Schon einmal versucht nen Stab in einem Kleid zu verstauen?“

Ich hatte die wahrscheinlich zynischste Fee erwischt, die man finden konnte.

„Ich geh dann Mal. Viel Spaß dabei dir die ganze Scheiße anzuhören, die Menschen so denken. Ich hätte ja die Feenflügel gewählt. Menschen sind so oberflächlich.“

Die Fee verschwand und ich war baff. Wow, Gedankenlesen war toll. Bestimmt dachten die Menschen nicht halb so viel Mist, wie die Fee impliziert hatte. Ich sah mich um und erspähte einen Mann im Anzug, der mit einer adrett gekleideten Frau auf einer Bank saß. Er sah gebildet aus und stilvoll, sicherlich dachte er nur interessante Sachen.

Ich konzentrierte mich auf ihn und tatsächlich es klappte.

Dann beschloss ich die Fähigkeiten niemals mehr zu benutzen.

11 Kommentare zu „„Der Multiple Choice Wunsch“ | Writing Friday – KW45

  1. Liebe Katharina,
    dein Text ist urkomisch! 😀 Spätestens bei „Zieh ein männliches Kleidchen an.“ habe ich meinen halben Tee über dem Tisch verteilt vor Lachen. 😀
    Ich finde es übrigens ziemlich clever, wie du die Wunschsituation gelöst hast – bei näherem Nachdenken sind die Optionen doch mit dem einen oder anderen Haken versehen 😉 Und ich verstehe es völlig, dass der Protagonist zukünftig die Finger von den Gedanken anderer lässt. 😀
    Liebste Grüße,
    Ida

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  2. Hallo Katharina,

    sehr witzige Geschichte. Finde ich richtig toll, wie du das Schreibthema umgesetzt hast. Auf die Idee wäre ich gar nicht gekommen. 😀 Ich musste an manchen Stellen echt lachen. 😉

    Liebste Grüße und ein schönes Wochenende!
    Emma

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    1. Hey Emma,
      musste mir ja was einfallen lassen, um nicht wirklich etwas Pro/Contra zu machen. 😉 Wüsste nicht, was ich wählen sollte.
      Danke. Wünsche dir auch noch ein schones Wochenende. 🙂

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  3. Guten Abend, Katharina 🙂
    Zitat: „Ja, sind sie. Was weiß ich? Zieh nen Kleidchen an?“ – „Ich bin ein Mann.“ – „Zieh ein männliches Kleidchen an.“
    Hammer 😀 Ich hab mich gerade weggeschmissen vor lachen! Hat ne weile gedauert bis ich wieder aus der Tonne kam. Ehrlich! Mein Kopfkino ist derart auf diesen Dialog angesprungen 😀 Ich musste direkt an die Zahnfee denken!
    Du hast das wirklich sehr gut und humorvoll geschrieben!
    Hab einen schönen Abend! Annie

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