Writing Friday 1

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Ich bin die Woche auf eine sehr interessante Aktion der Bloggerin Elizzy gestoßen: den Writing Friday. Da mir die Motivation und oft auch die Idee fehlt einfach zu schreiben, ist das quasi perfekt für mich. Wer mehr dazu wissen will, dass ist der Blog: readbooksandfallinlove.com.

Thema: Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz „Gwenny hatte nun endlich begriffen, dass sie weggehen musste.“ beginnt. Here we go…

Gwenny hatte nun endlich begriffen, dass sie weggehen musste.
Der neue Mitbewohner war unerträglich laut und stank fürchterlich. Außerdem spielte sie nur noch die zweite Geige im Haushalt. Gestern hatte Knut ihr zehn Minuten nach der normalen Abendbrotzeit ihre Schale mit Essen hingestellt. Das Ragout war einfach hineingeworfen und nicht wie sonst liebevoll mit der Gabel zerkleinert. Sie hatte sich beinahe überlegt es stehen zu lassen.
Jetzt hieß es Kräfte sammeln und Flucht vorbereiten. Die Gewohnheiten von Knut und Lisa kannte Gwenny auswendig, nur der neue Mitbewohner blieb ihr ein Mysterium. Er war winzig im Verhältnis, roch ganz anders und gab unerträglich laute Geräusche von sich. Wenn er quietschte, freuten sich Lisa und Knut. Wenn er ununterbrochen rumkrakelte, begannen sie im Kreis zu laufen und Dinge in ihn hineinzustopfen, von ihm wegzunehmen, ihn rumzutragen oder zu besingen. In dem ganzen Chaos vergaßen sie natürlich die wichtigste Instanz im Haushalt: Gwenny.
Seit der Neue eingezogen war, war Gwennys Leben unerträglich geworden. Bisher hatte es sich hier ganz gut gelebt. Sie besaß einen großen Baum zu Kratzen, viele Schlafplätze und Klettermöglichkeiten, Essen wurde pünktlich serviert, auf ihr Hygieneverständnis wurde geachtet und Zuneigung bekam sie, wenn sie es für richtig empfand. Ein kleiner Abstrich war der Name, mit dem sie sie riefen. Er klang zu gewöhnlich für eine so noble Persönlichkeit – Lady oder Queen hätten besser gepasst – aber sie erwartete auch nicht zu viel von ihren Mitbewohnern. Außerdem mochte sie es, wenn Lisa „Gwenny“ mit einem besonders langen „i“ in ihr Ohr säuselte.
Bisher. Seit dem Einzug des Neuen hatte sich alles verändert. Wenn Gwenny Lisas Aufmerksamkeit wollte, wurde sie krude beiseitegeschoben oder sie reagierte gar nicht und schlief stattdessen. Einmal versuchte sie sich dem Neuen anzunähern. Nach einem kurzen Taxieren wurde sie von Knut mit einem „Das reicht für ein erstes Kennenlernen!“ weggeschoben.
Heute Morgen war das Fass übergelaufen. Der Trinkbrunnen war dreckig. Um auf diesen Missstand hinzuweisen, pinkelte sie selbstverständlich vor die Toilette und man hatte sie mit einem Kissen beworfen und laut herumgebrüllt.
Es reichte! Die Flucht war auf Knuts Heimkehr angesetzt. Sie würde an ihm vorbei in den Hausflur huschen. In der Kellertür gab es eine Klappe für den furchtbaren Kater aus dem Erdgeschoss. Diese würde sie nutzen und sich von dort aus auf die Suche nach einer neuen Wohnung und Mitbewohnern machen. Bei ihrem Charakter und rotglänzenden weichem Fell sollte das keine Schwierigkeit darstellen. Sicherlich riefen sie die neuen Besitzer mit einem herrschaftlichen Namen.
Viel zu früh stellte sich Gwenny vor die Tür. Sie konnte es kaum erwarten. Alle Muskeln waren angespannt, ihr Blick fokussiert. So bekam sie es gar nicht mit, wie sich Lisa von hinten anschlich. Plötzlich saß sie auf Lisas Arm und wurde in das Wohnzimmer getragen. Erst wollte sie protestieren, doch eine Bewegung hinter ihren Ohren lenkte sie zu sehr ab. Ein angenehmer Schauer lief ihr über den Rücken.
Lisa ließ sich aufs Sofa fallen und drückte sie sanft an sich, dann säuselte sie „Gwenniiiiii“ und erzählte ihr mit leiser Stimme etwas, doch Gwenny hörte nicht zu. Stattdessen konzentrierte sie sich auf die Hand an ihrem Kinn, die langsam kraulend sich zu ihren Ohren vorarbeitete, dann zu ihrem Kopf und über den Nacken wieder zurück zu ihrem Kinn glitt. Ihr Körper vibrierte. Sie war glücklich.
Hmmmm…ein paar Tage konnte sie vielleicht noch bleiben.

10 Kommentare zu „Writing Friday 1

  1. Hallo Katha,
    herzlich willkommen in der Freitags-Gilde :).
    Deine Geschichte war schön zu lesen, ich habe nicht sofort gecheckt, dass es sich bei Gwenny um eine Katze handelt, was dann der Spannung der Geschichte zuträglich war.
    Viele Grüße
    Sebastian

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  2. Das ist ja eine tolle Idee. Ich hab auch nicht gleich gemerkt dass es eine Katze ist. Kann man verstehen, dass da Gwenny als Edle Dame keine Lust mehr hat. Aber wie sie so sind – Sie entscheiden wann gegangen wird. Und wenn es passt, kann man den Menschen ja noch einen Tag gönnen. Sehr schöne Geschichte.
    Liebe Grüsse

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  3. Schöne Idee der Umsetzung! Muss man auch erstma drauf kommen.
    Wobei ich direkt wusste, auf was du anspielst. Liegt wohl daran, dass ich selber Katzen hab XD

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  4. Ich war wohl doch schonmal hier, hatte deine Blog aber nicht in meiner Liste. Habe ich gleich mal nachgeholt…

    Diese Geschichte hier hatte ich aber verpasst! Die ist super geworden. Wer selbst Katzen hat kann sich alles ganz genau vorstellen. Die lieben Fellknäuel, wenn´s mal nicht immer nach ihrer Nase geht…. hahaha

    Gwenny mit einer Katze in Verbindung zu bringen war ein Kunstgriff. Ich hatte immer ein Mädchen bzw. eine Frau vor Augen. Auf ein Tier wäre ich nicht gekommen. 😉
    GlG, monerl

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    1. Hey monerl,
      ich hatte nach dem Schreiben auch etwas Mitleid und mir vorgnommen etwas weniger drauf zu krümmeln. 😉
      Habe deinen Beitrag schon entdeckt und kommentiert. 🙂
      Grüße, Katharina.

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    2. Hey monerl,
      ich weiß auch nicht wieso, aber Gwenny sprang mich gleich als Tiername an. Vielleicht wegen der Verniedlichung oder einfach weil ich katzenverrückt bin. 😉
      Grüße, Katharina.

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